Die Malerin von Fontainebleau
kräftigen. Außerdem braucht er ein Bad.«
Der Page lächelte. »Nebenan wird ein Zuber mit heißem Wasser gefüllt. Und ich habe mir erlaubt, saubere Kleidung für den Bruder von Monsieur herauszulegen.«
Da der Diener stehenblieb, fragte Armido: »Und?«
»Wir sind auf alles vorbereitet. Darauf hat der Großkämmerer ein Auge. In jedem Schloss Seiner Majestät können zu jeder Zeit Gäste empfangen und bewirtet werden.« Der Provenzale hob Luisas verdreckte Kleidung vom Boden auf. »Ich werde das in die Wäscherei geben. Sollen wir Euch im Nebenzimmer ein Bett bereiten?«
Armido war überrascht von der bereitwilligen Hilfe des Dieners, der anscheinend entsprechende Anweisungen erhalten hatte. Umso besser. »Bitte.«
Der Diener verabschiedete sich mit einer knappen Verbeugung und hielt die übel riechenden Kleidungsstücke von sich weg.
Vom Bett erklang ein Husten. Armido nahm das Tablett mit hinüber, stellte es neben der hustenden Luisa auf das Bett und goss etwas Gewürzwein in einen Becher. »Trink das.«
Es tat weh, ihr zuzusehen, wie sie die mageren Hände um den Becher legte, um ihn unsicher an die Lippen zu führen. Doch sie trank in kleinen Schlucken, und langsam stieg etwas Farbe in ihre blassen Wangen. Nachdem sie drei Löffel Suppe und ein kleines Stück Eierkuchen gegessen hatte, ließ sie sich in das Kissen zurücksinken.
»Danke, Armido. Mehr kann ich jetzt nicht essen.« Sie war unendlich müde, und ihre Augenlider schienen viel zu schwer.
»Nicht schlafen, Luisa. Erst baden wir dich. Deine Haut sieht fürchterlich aus. Aber Baden und etwas Salbe werden helfen.« Josette konnte ihm sicher dabei helfen, etwas zu finden, das gegen die Schrunden half. Er biss sich auf die Lippen. Eigentlich war Josette eine reizende Person, und er hoffte, dass sie irgendwann einen wohlhabenden Aristokraten oder Kaufmann fand, der sie heiratete. Von ihm konnte sie in dieser Hinsicht nichts erwarten.
Es klopfte an der Verbindungstür zum Nebenzimmer. Der Diener öffnete sie einen Spalt breit und sagte: »Das Bad ist bereit, Monsieur. Ich kümmere mich um Euren Bruder.«
»Danke, das brauchst du nicht. Wie ist dein Name?« Armido war sicher, ihn schon gehört zu haben, doch er hatte ihn vergessen.
»Didier, Monsieur.«
Einen kurzen Blick auf Luisa werfend, die mit geschlossenen Augen bis zum Hals zugedeckt in seinem Bett lag, ging Armido zum Tisch, auf dem sein Geldbeutel lag, und nahm einen Écu heraus, den er Didier in die Hand drückte. »Mit meinem Bruder verhält es sich so, Didier, dass er, wie soll ich sagen, sehr eigen ist mit seinem Körper und sich gern allein wäscht.«
»Aha. Ich verstehe, Monsieur.« Didier steckte die Münze ein. Seiner Miene war nicht anzusehen, was er dachte.
»Gut. Dann bedürfen wir deiner Hilfe heute nicht mehr. Wo ist Scibec überhaupt? Ich dachte, er schläft hier?«
»Nicht mehr, Monsieur. Monsieur Scibec de Carpi hat es vorgezogen, in das Zimmer gegenüber zu wechseln, das größer ist und eine bessere Aussicht hat.«
Scibec war ein echter Freund, aber dass Luisa seine Schwester war, würde Armido auch ihm nicht erzählen. Niemand durfte es erfahren. Didier entfernte sich, und Armido trat in das Nebenzimmer. Der Raum war größer als seiner und wie alle Räume des Schlosses nur spärlich möbliert. Der König reiste ständig durch Frankreich, und zu seinem riesigen Tross gehörten auch Möbel, Bilder und Teppiche, mit denen er seine Gemächer für die Dauer seines Aufenthalts ausstatten ließ.
Sie befanden sich im ersten Stock, im Trakt neben dem Uhrenturm. Die Wände waren zum Teil mit Holz vertäfelt oder mit schlichten Stofftapeten bespannt. Außer dem Bett, das vier Pfosten, aber keinen Baldachin hatte, gab es lediglich einen Stuhl und einen schlichten Holztisch, bestückt mit einem dreiarmigen Kerzenleuchter. In der Mitte des Raumes hatte Didier den Zuber aufstellen lassen. Weißes Leinenzeug hing über dem Rand des Zubers, und auf dem Bett lagen Hemd, Hose und ein Wams aus braunem Samt bereit.
»Armido?«, rief Luisa ängstlich. Sie war kurz weggedämmert und hatte ihren Bruder beim Aufwachen vermisst.
Da es bereits dunkel wurde, zündete Armido noch rasch die Kerzen an. Dann ging er zu seiner Schwester hinüber und hob sie auf die Arme. Sie war so leicht, dass er ihr Gewicht kaum spürte. »Mein Gott, Luisa, du hättest sterben können!«
»Aber ich musste zu dir. Ich will hier arbeiten, Armido. Genau wie du! Tomaso wollte mich nicht länger in der
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