Die Malerin von Fontainebleau
Wange unvorbereitet und voller Wucht, so dass er aufschrie und auf die Seite rollte.
»Verdammt! Was soll das? Du weißt, es gibt keine andere hier im Schloss!«
»Ah, nicht hier im Schloss! Aber anderswo. So ist es doch? Habe ich recht? Natürlich habe ich das! Ihr Männer seid doch alle gleich! Ein wenig Vergnügen wollt ihr haben, o là là, dafür versprecht ihr uns alles …« Mit ihren zerwühlten dunklen Locken, die ihren üppigen weißen Körper umflossen, den erhitzten Wangen und den blitzenden Augen sah sie aus wie eine Furie.
In ihrer Wut war sie noch verführerischer, und er wäre ein Idiot, ließe er sie gehen. »Josette, glaub mir doch, du bist die Einzige für mich. Wie könnte ich Augen für eine andere haben, wenn ich dich sehe. Du hast den Körper einer Göttin!
Venus selbst würde neben dir verblassen. Ich bin dein Sklave.«
Seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. »Dann gehorch mir, Elender.« Die Wut schien verraucht, und was jetzt in ihren Augen stand, war pure Lust.
Ohne nachzudenken folgte Armido seinen Trieben und gab sich ihr hemmungslos hin. Sie kniete rittlings über ihm, während er ihr Becken hielt, als es plötzlich laut an die Tür pochte. »Nein!«, fluchte er, und Josette hielt erschrocken inne.
»Monsieur Paserini! Es ist wichtig! Monsieur, bitte, hier wartet jemand auf Euch.« Die Stimme gehörte einem jungen Diener, ein harmloser Bursche, der für einige Silberlinge Augen und Ohren verschloss.
»Wer ist es? Ich erwarte niemanden!«, rief Armido.
»Euer Bruder, Monsieur. Er sagt, er sei Euer Bruder.«
Unsanft schob Armido seine Gefährtin zur Seite und sprang aus dem Bett. In kürzester Zeit hatte er sich Hemd, Hose und Stiefel übergestreift und öffnete dem Diener die Tür. »Was sagst du? Mein Bruder? Das ist unmöglich!« Pietro war in Siena und hilflos ohne seine Krücken.
Der Junge, ein schmächtiger Provenzale, dessen Dialekt Armido anfangs kaum verstanden hatte, verzog abschätzig den Mund. »Hab ich mir doch gleich gedacht. Er sieht nämlich auch nicht so aus. Ein schmutziger kleiner Betrüger, wenn Ihr mich fragt. Ich hätte mich gar nicht mit ihm befasst, aber er zeigte mir Zeichnungen und sagte, er sei Maler wie Ihr. Nur deshalb habe ich ihn angehört. Na, der kann was erleben …« Er wollte sich umdrehen, doch Armido hielt ihn zurück.
»Warte! Zeichnungen?« Er ahnte das Schlimmste. »Wo ist der Bursche?«
»In der Gesindestube. Ich habe ihm einen Teller Suppe erlaubt,
weil er so geschwächt war.« Entschuldigend hob der Diener die Schultern.
»Schick ihn rauf.«
Erstaunt öffnete der Diener den Mund, schloss ihn jedoch, ohne etwas zu sagen, und lief davon.
Armido schlug die Tür zu und sah zum Bett. »Du musst gehen, Josette. Mein Bruder ist gekommen.«
Sie schürzte die Lippen und rollte sich auf den Bauch. »Aber das macht doch nichts. Wenn er so hübsch ist wie du, können wir auch zu dritt Spaß haben.«
»Nein! Geh jetzt, bitte.« Er betonte das letzte Wort, warf ihr einen unwirschen Blick zu und begann, die auf dem Boden herumliegenden Kleidungsstücke aufzusammeln.
»Na, du bist auch ein launischer Kauz.« Langsam erhob sich die Zofe und stieg in ihr Unterkleid. Dann legte sie sich ihr Korsett um und drehte Armido den Rücken zu. »Wärst du so freundlich, mir zu helfen?«
Geistesabwesend zog er die Schnüre fest. Pietro war krank und in Siena, und es gab nur eine Person in seiner Familie, die unbedingt nach Frankreich hatte kommen wollen – seine Schwester.
»Au! Du ziehst zu fest!«, beschwerte sich Josette und funkelte ihn über die Schulter hinweg an. »Was ist das überhaupt für ein Getue? Ist dein Bruder ein Mönchlein oder was?«
»Nimm dich in Acht, wenn du über meine Familie sprichst. Ich weiß nicht, warum er hier ist, aber ich werde es gleich erfahren, wenn du jetzt fertig bist.« Fragend sah er sich um.
»Ph.« Mit einer Hand fischte sie nach ihrem seidenen Überkleid, befestigte aufreizend langsam die Knöpfe und schlüpfte danach in zierliche Pantöffelchen, die mit glitzernden Schnallen besetzt waren. Dann ließ sie sich ruhig auf einem Stuhl nieder und drehte ihre Haare auf. Als alle Locken
zu ihrer Zufriedenheit festgesteckt waren, erhob sie sich und strich über ihre schmale Taille. »So, jetzt bin ich fertig, und ob ich mit dir fertig bin, wird sich noch herausstellen. Wenn du glaubst, mich behandeln zu können wie die letzte Magd, hast du dich getäuscht, und es wird dir leidtun …«
»Das hier ist eine
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