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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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umgebracht haben!«
    Armido fand die cholerische Reaktion Davids ungerechtfertigt. »Aber niemand kann beweisen, dass ich den Jäger getötet habe, und noch ist Montmorency nicht ernannt worden!«
    »Nein«, zischte David. »Beweisen kann dieser Mallêt es nicht, aber er weiß es! Und wenn der Tag kommt, an dem sein mächtiger Freund der zweite Mann hinter dem König ist, wird er sich rächen, bei Gott, darauf gebe ich dir mein Wort!«
    »Schon gut, David. Es ist geschehen und lässt sich nicht ändern. Barbe , wir sind aus einem anderen Grund hier. Bitte, beginne mit der Befragung«, wandte Jules sich an George.
    Doch David war nicht zu bremsen. »Aleyd, du bist so still. Warum sagst du nichts dazu? Sonst bist du doch auch nicht um Worte verlegen! Wir sollten den Italiener nicht aufnehmen. Er bringt uns nur Schwierigkeiten. Reicht das nicht, was er heute angerichtet hat?«
    Für Armido stand nun fest, dass der Straßburger selbst ein Auge auf Aleyd geworfen hatte.
    »Ich bin dafür, dass Armido aufgenommen wird, und du, Jules?« Aleyds Stimme war klar und entschieden.

    Ihr Bruder nickte. »Ich bin auch dafür. Dann unterzeichnen eben wir beide, Aleyd.«
    »Tut, was ihr nicht lassen könnt. Falls ihr es noch nicht bemerkt habt, die Sonne geht auf. Ich verschwinde, denn ich habe keine Lust, wegen eines Fremden am Galgen zu baumeln.« Wütend stapfte David zu seinem Pferd.
    »David, bitte!«, rief Jules.
    »Wir sehen uns in Paris. Hoffentlich hast du deinen Verstand bis dahin wiedergefunden, Aleyd! Gott mit dir, barbe !« Er schnalzte mit der Zunge und ritt davon.
    Unglücklich sah Aleyd von einem zum anderen. »Ich weiß nicht, was mit ihm los ist …«
    Barbe George hielt noch immer die schwere Bibel im Arm. »In einem hat er recht, wir haben kaum noch Zeit, uns fehlt ein Zeuge, und deine Tat hat uns in Gefahr gebracht. Armido, ich kann dich jetzt nicht befragen. Außerdem erwartet mich auf der Straße nach Paris ein Bruder aus Lyon.«
    Enttäuscht sagte Armido: »In einigen Tagen feiert der König einen Maskenball im Louvre. Luca und ich werden auch dort sein. Bitte, barbe , gib mich nicht auf!«
    Der Prediger lächelte. »Dir ist es wirklich ernst, nicht wahr? Gut. Paris. Jules wird sich mit dir in Kontakt setzen. Und jetzt lasst uns aufbrechen!«
    Armido löschte seine Fackel im Teich, denn die zunehmende Dämmerung tauchte bereits alles in diffuses Zwielicht. Die Fichten waren als spitze Schatten erkennbar, und die Tiere des Waldes erhoben ihre Stimmen. Er sah Jules, George und Aleyd zu den Pferden gehen. »Aleyd!«, rief er leise. Sie drehte sich um.
    Er ging zu ihr und ergriff ihre Hand, die kalt und klein in seiner lag. »Aleyd, ich …« Ihre grünen Augen machten ihn sprachlos.
    »Ich werde warten.« Mehr sagte sie nicht, und doch war es
mehr, als er zu hoffen gewagt hatte. Sie drückte seine Hand kurz an ihre Wange und lief dann zu ihrem Bruder, der ihr Pferd bereits am Zügel hielt.
    »Wo finde ich euch in Paris, Jules?«
    »Frag bei dem Buchhändler Thibault Ariès in Saint Germain nach uns.«
    Aleyd bestieg ihr Pferd, stülpte die Kapuze über und war kurz darauf hinter ihrem Bruder und dem barbe zwischen den Bäumen verschwunden. Jetzt hatte es auch Armido eilig, nach Fontainebleau zurückzukehren. Er wollte auf keinen Fall zu spät in der Galerie erscheinen. Rosso war ein großzügiger und gerechter Meister, aber auch seine Geduld hatte Grenzen. Rasch zog Armido aus der Satteltasche die Messer des Jägers und dessen Geldbeutel, den er entleerte, und warf alles in den Teich, dessen Wasseroberfläche nur am Rand zugefroren war. Dann schleuderte er die gelöschte Fackel in den Wald und führte sein Pferd zum Bach hinunter. Da er nur diesen einen Weg zurück kannte, würde er dort vorbeikommen, wo er den Jäger getötet hatte.
    » Confiteor Deo omnipotenti … «, betete Armido das Schuldbekenntnis und verschwendete keinen Gedanken daran, dass der neue Glaube ihm verbot, die Jungfrau Maria und die Heiligen um Schutz zu bitten. »Ich bekenne meine Sünden und bitte euch, für mich zu beten: orare pro me ad Dominum, Deum nostrum .«

XI
    Media erundae veritatis
    S ie stießen ihn die schmale Treppe hinunter in einen Folterkeller. David hatte ähnliche Geräte schon einmal gesehen und brauchte wenig Phantasie, um sich vorzustellen, wozu die hölzerne Bank mit den Seilwinden an beiden Enden, der Stuhl mit der stacheligen Rückenlehne und die verschieden geformten Zangen an der Feuerstelle dienten.
    Fackeln

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