Die Malerin von Fontainebleau
geworfen.
»Wenn ich muss, schwöre ich.«
»Du musst nicht, ich frage, ob du schwören willst? Ist es nicht vielmehr so, dass du Eide für ungesetzlich hältst und mir, der ich dich zwinge, die Sünde zuschieben könntest?«
Mallêt und die Herren in ihren edlen Mänteln nickten anerkennend.
David riss an seinen Fesseln. Seine Wut machte ihn unvorsichtig. »Warum soll ich schwören, wenn Ihr es nicht befehlt?«
»Damit du den Verdacht, ein Ketzer zu sein, von dir weist. Wenn du nur schwören willst, um dem Scheiterhaufen zu entgehen, werden selbst tausend Eide nicht genügen. Bekenne deinen Irrtum, und du könntest Gnade finden.« Sein huldvolles Lächeln geriet zur Fratze.
»Ich schwöre! Gott helfe mir, dass ich kein Ketzer bin!«
»Das reicht nicht!«, rief der Dominikanermönch, und auch Mallêt schüttelte den Kopf.
»Er will sich herausreden. Helfen wir ihm ein wenig nach, die rechten Worte zu finden.« Mallêt grinste genüsslich und sah vielsagend auf die Folterbank.
»Nein!« Panische Angst erfasste David. Dem Tod durch den Galgen oder einen Schwertstreich konnte er gefasst entgegensehen, aber nicht der Folter. »Ich schwöre, was Ihr wollt! Verdammt, sagt mir, was Ihr hören wollt!«
Doch die Entscheidung war gefallen. Monsignore gab den Knechten einen Wink, und diese zogen David mit brutaler Gewalt auf die hölzerne Bank. Mit geübten Griffen warfen sie ihn auf den Rücken, rissen seine Arme zurück und befestigten Knöchel und Handgelenke mit Lederriemen. Noch nie war David gefoltert worden, doch er hatte genügend Opfer gesehen und wusste, was ihm bevorstand.
»Bitte, so hört doch! Ich sage alles, alles, was Ihr wollt!«, flehte er und sah mit angstgeweiteten Augen, wie die Knechte die Riemen auf Seile zogen, die über Winden liefen. Man erzählte sich, dass Menschen auf der Streckbank um eine Elle länger geworden waren. Die Winden an beiden Enden wurden gedreht, und sein Körper spannte sich. »O Gott! Lasst das nicht zu! Ich schwöre bei allem, was Ihr wollt, nur lasst mich hier herunter!«
Sampieris widerlicher Bursche kam als Erster heruntergelaufen und stellte sich neben die Streckbank. »Wir sollten ihm die Birne geben, bis er den ersten Grad überstanden hat.«
Der Monsignore, Mallêt, die beiden Mönche und die hohen Herren erhoben sich und traten ebenfalls hinzu. Was zum Teufel war die Birne? Die Antwort kam schnell genug. Davids Schreckensschrei wurde mit einem eisernen Instrument in Form einer Birne erstickt, das ihm ein Knecht zwischen
die Zähne presste. Dabei brach ein Schneidezahn ab, den David verschluckte, während er sich verzweifelt zu wehren versuchte. Doch seine Kieferbewegungen hatten nur zur Folge, dass die Schmerzen zunahmen und er einen weiteren Zahn verlor. Die Seile wurden straffer gezogen, und tausend Dolchstiche wollten seine Schulter- und Fußgelenke schier auseinanderschneiden. Der Schweiß trat ihm aus allen Poren, sein Atem ging stoßweise, und sein Herz raste. Als er das Gefühl hatte, nicht schnell genug atmen zu können, und seine Lungen sich zusammenkrampften, ließ der Schmerz plötzlich nach. David öffnete die Augen, blind vor Tränen. Jemand presste seinen Mund auf und riss die Folterbirne heraus. Er schmeckte Blut und tastete mit der Zunge nach einem losen Backenzahn.
Ein Knecht goss ihm einen Eimer Wasser über den Kopf. David hustete und spuckte aus.
»Das war ein kleiner Vorgeschmack dessen, was dich erwartet, Louven. Wie steht es nun mit deinem Gedächtnis?«, fragte Sampieri ruhig.
Guy de Mallêt nickte beifällig. »Sehr gut, so kommen wir voran.«
David wollte sprechen, brachte jedoch nur unzusammenhängendes Gestammel hervor. Er wollte nicht sterben, er war nicht so fanatisch wie Jules und Aleyd. Er war auch kein barbe , der sich für seinen Glauben opfern würde. O Aleyd, wie konntest du mich nur so enttäuschen? Du musst doch wissen, was ich für dich empfinde! Warum nur hatte er sich ihr nicht schon früher offenbart. Dieser italienische Stukkador mit seinem schneidigen Äußeren hatte sie geblendet. Hier war seine Chance, sich des Nebenbuhlers zu entledigen und seine eigene Haut zu retten. »Ja, ich gehöre zu denen, die Ihr die Vaudois nennt.« Er schluckte. Verrat war eine schwere Sünde, aber wer war schon frei von Schuld?
Erstaunt sah Rutilio seinen Herrn an. »Das ging aber schnell. Sonst braucht es mindestens den vierten Grad, bis sie reden.«
»Wie ich dachte, er ist schlau, nicht wahr, Louven? Was hast du anzubieten?
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