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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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lachte: »Na ich. Schließlich kenne ich all deine dunklen Geheimnisse. Wer wäre geeigneter, deine Lebensgeschichte aufzuzeichnen, als ich?«
    »Du? Ja, das … das wäre ideal. Natürlich, nur du hast doch … solche Schwierigkeiten … ich meine mit den Augen. Du … du kannst, du kannst ja nicht einmal mehr Zeitung lesen ohne Lupe«, stammelte Lucie.
    »Schwesterlein, was ist los mir dir? Genau daran würde es scheitern, aber du scheinst auch nicht besonders interessiert zu sein an meiner Hilfe. Verheimlichst du mir etwas?« Harakeke drohte der Schwester scherzend mit dem Finger.
    »Ach, was du immer denkst«, schnaubte Lucie und fuhr unwirsch fort: »Natürlich könnte ich es Adrian diktieren. Der würde es bestimmt machen, allerdings möchte ich gar nicht in der Nähe sein, wenn er alles erfährt.«
    »Du willst ihm wirklich alles verraten?« Harakeke zündete sich eine neue Zigarette an.
    »Alles! Er soll die fertige Geschichte bekommen, am liebsten erst, wenn ich tot bin.«
    »Jetzt werde mal nicht pathetisch, meine Liebe«, lachte Harakeke. »Wenn du dir schon die Mühe machen willst, dann solltest du dem Jungen die Gelegenheit geben, nach Kenntnis der ganzen Geschichte ein Gespräch mit dir zu suchen …« Seufzend unterbrach sie sich. »Ich hätte es ihm ja längst erzählt.«
    »Ich weiß, ich weiß«, knurrte Lucie. »Wie du ja immer alles besser wusstest. Wenn ich mein Leben lang auf dich gehört hätte, würde es mir heute bestimmt besser gehen!«
    »Das brauchst du gar nicht so spöttisch zu sagen. Ich glaube, die Wahrheit zur rechten Zeit hätte der Charakterbildung der beiden Damen durchaus förderlich sein können. Und warum willst du es überhaupt Adrian erzählen, wo du dein Leben lang mit einem Haufen Lügen leben konntest?« Gekonnt blies Harakeke Kringel in die Luft.
    »Weil er ein Recht hat, seine Wurzeln zu kennen.«
    »Dann müsstest du Berenice ein ebensolches Geschenk machen.«
    »Was würde sich ändern, wenn sie erführe, wie es sich damals wirklich alles verhalten hat? Das wird sie nur noch mehr gegen mich aufbringen.«
    Harakeke nahm die Hand ihrer Schwester und drückte sie fest. »Was für dich eine gute Tat war, haben die Pakeha als Affront und Anmaßung verstanden. Und ich war damals auch nicht sonderlich davon begeistert, wie du weißt. Weder von dem einen noch von dem anderen. Aber dich trifft auch ein kleines bisschen Schuld: Du hast dieses Kind dermaßen verwöhnt …«
    »Du weißt doch, warum«, seufzte Lucie.
    »Ja, ich weiß es. Und dennoch hatte ich auch schon früher meine Zweifel, ob ihr dem Kind damit einen Gefallen tut. Sie musste ja zwangsläufig glauben, dass die Welt allein dazu da ist, ihr die Wünsche von den Augen abzulesen.«
    »Ich weiß, du hast ja recht, aber es ist nicht mehr zu ändern. Ich komme nicht an Joanne heran. Was ich ihr sage, geht in das eine Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus. Ich glaube, sie wäre nicht einmal traurig, wenn ich bald stürbe und den Weg freimachte, damit sie das Haus nach ihren Wünschen gestalten könnte.«
    »Den Gefallen wirst du ihr nicht tun! Vielleicht solltest du ohnehin zu mir ziehen. Das Haus ist zwar kleiner, und mein Haushalt entspricht nicht deinen Ansprüchen, aber du hättest endlich Ruhe vor Joanne, Berenice und diesem aufgeblasenen Doktor. Ich werde nie verstehen, warum sie sich auf diesen Kerl eingelassen hat!«
    »Vergiss nicht, er kennt ihr Geheimnis! Und offenbar ist es auch von seiner Seite die ganz große Liebe. Jedenfalls war es das einmal! Heute wirkt er eher gelangweilt! Ich glaube, Joanne fühlt sich bei ihm auf merkwürdige Weise geborgen.«
    Lucie machte eine wegwerfende Bewegung. »Ach, lass uns nicht mehr über die Vergangenheit sprechen. Ich will sie endlich loswerden. Deshalb werde ich sie schnellstens zu Papier bringen lassen, und dann will ich nie wieder etwas davon hören!«
    »Ich glaube, dann wäre diese entzückende Deutsche wirklich die Richtige. Sie ist unbelastet, kennt keinen der Beteiligten näher, hegt keine eigenen Emotionen bei dieser Geschichte. Du solltest dir rasch ein eigenes Urteil bilden. Aber lesen darf ich sie schon, wenn sie fertig ist, nicht wahr?«
    Lucie zuckte unmerklich zusammen; aber das merkte ihre Schwester nicht.
    »Natürlich!«, log sie in der Hoffnung, Harakeke würde die Sache bald wieder vergessen haben. »Gut, gut, ich werde die junge Frau zu mir ins Zimmer bitten, um mir selbst einen Eindruck zu verschaffen. Wenn du sie mir so ans Herz legst, kann sie

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