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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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dieser Nassenkuss der Maori nicht unbedingt eine Zärtlichkeit unter Liebenden darstellte, sondern auch ein Zeichen von Freundschaft sein konnte. Trotzdem störte es ihn.
    »Was hat dein Vater eigentlich gebrüllt, kurz bevor er mich erschießen wollte?«, fragte er mit lauter Stimme. Ahorangi und Hehu wandten sich hastig zu ihm um.
    »Das … ich kann mich nicht erinnern, ich weiß nicht …«, stammelte Ahorangi. Auf keinen Fall sollte Tom je erfahren, dass ihr Vater nicht nur ihn, sondern auch ihre gemeinsamen Kinder verflucht hatte. Sie warf Hehu einen flehenden Blick zu.
    »Er hat die Ahnen zur Hilfe gegen dich angerufen!«, sagte der Maori.
    Tom entging keineswegs der dankbare Blick, den Ahorangi ihrem Maorifreund daraufhin zuwarf. Es war ihm sonnenklar, dass man ihn beschwindelte.
    »Wollen wir nach Hause fahren?«, fragte Ahorangi lächelnd, doch dann erstarrte sie. »Wir haben ja gar kein Zuhause mehr!«, murmelte sie. »Warum habt ihr unser Haus niedergebrannt? Warum?«
    Hehu schien diese Frage sehr unangenehm zu sein. »Du wirst es wahrscheinlich nicht glauben: Es war ein Versehen. Dein Vater wollte nur das Bett verbrennen, aber im Nu hatte das ganze Zimmer Feuer gefangen.«
    »Gut, dann werde ich sie zur Mission bringen«, brummte Tom. »Und du kannst schon anfangen, den Baum da zu fällen und den Stamm in die richtige Länge zu sägen. Wir bauen damit einen Fußboden und begraben den Häuptling darunter.« Er kletterte aus der Grube und reichte Ahorangi die Hand, um ihr zu helfen. Hehu folgte ihnen und hockte sich zu Toms Erstaunen vor den Baum, schloss die Augen und murmelte etwas.
    »Was wird das?«, fragte Tom Ahorangi ungeduldig.
    »Er fragt den Baum um Erlaubnis, ob er ihn fällen darf.«
    »Wie bitte? Und wie lange kann das dauern?«
    Ahorangi konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Das kommt darauf an, ob und wann er eine Antwort erhält.«
    Tom rollte mit den Augen. Dann tippte er dem Maori auf die Schulter. Der zuckte zusammen. »Was störst du mich in meinem Gebet?«, fauchte er.
    »Lass mich den Baum fällen. Und bring du meine Frau zur Mission. Und lass dir nicht einfallen, sie zu entführen. Ich würde dich überall finden!«
    Hehu stöhnte genervt auf. »Ich spreche nicht mit gespaltener Zunge, wie ihr Pakeha es so gerne tut. Wenn ich Ahorangi hätte haben wollen, dann hätte ich mit dir gekämpft. Ich bin ein Krieger, kein Feigling!«
    »Du musst dir keine Sorgen machen. Hehu ist der aufrichtigste Mensch, den ich kenne,«, bekräftigte Ahorangi Hehus Worte.
    Und was ist mit mir?, schoss es Tom durch den Kopf, aber er behielt seinen Einwand für sich. »Dann reitet schnell. Es wird bald dunkel. Ich werde bestimmt die ganze Nacht brauchen.«
    »Ich komme zurück, um dir zu helfen«, sagte Hehu, während er Ahorangi auf das Pferd half.
    »Wie kann ich dir jemals danken?«, fragte Ahorangi.
    »Ich habe eine Bitte. Darf ich sein Amulett an mich nehmen? Ich habe ihn nämlich geliebt wie ein Sohn seinen Vater. Und ich möchte sein Hei-tiki in Ehren halten, bis die Ahnen mich zu sich rufen.«
    »Aber sicher. Nimm es dir«, erwiderte Ahorangi sichtlich gerührt. »Es soll dich für alle Zeit beschützen.«
    Hehu stieg hinunter in die Grube und kehrte einen Augenblick später mit dem Amulett in der Hand zurück. Wie in Trance legte er es sich um den Hals, um es dann wieder abzunehmen und in der Tasche seiner Jacke verschwinden zu lassen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Hehu im Gegensatz zu ihrem Vater die Kleidung eines Pakeha trug.
    »Warum tust du das für uns? Ich meine, dass du mir auch noch helfen willst? Du könntest dich doch jetzt auf dein Pferd setzen und uns mit dem Schlamassel alleinlassen«, mischte sich Tom ein.
    »Das mache ich nicht für euch. Das bin ich dem Häuptling schuldig. Ich werde diesen Ort nicht eher verlassen, bis er in seinem kühlen Grab seine Ruhe gefunden hat.«
    »Na meinetwegen«, brummte Tom, dem dieser Mann in seiner grenzenlosen Güte langsam auf die Nerven ging. Ob er wirklich so ist, fragte sich Tom, oder will er damit nur Ahorangi beeindrucken? Wieder spürte er einen Stich im Herzen, als er sah, wie vertraut die beiden auf einem Pferderücken saßen. Trotzdem winkte er ihnen hinterher, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren.
    Ahorangi wurde schwer ums Herz, als sie sich Meeanee näherten und die Mission auftauchte. Von diesem Punkt aus hatte man auch ihr Haus sehen können, doch nun konnte man nur noch ahnen, wo es einmal gestanden hatte.
    Ahorangi

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