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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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beschwörend.
    »Das wird nicht geschehen, wenn deine Kinder gute Christenmenschen werden«, verkündete Bruder Pierre.
    »Nein, rede ihr das nicht ein! Es wird niemals geschehen, wenn deine Kinder zu Rangi und Papa beten und nicht zu diesem Christengott!«
    »Versündige dich nicht!«, mahnte Bruder Pierre mit überschnappender Stimme.
    Ahorangi ließ die Hände sinken und funkelte Hehu an. »Ich gehe jetzt mit Bruder Pierre. Er wird meine Kinder taufen und nichts auf der Welt wird mich davon abhalten, ihnen den kirchlichen Segen zu geben.«
    Sie wollte gehen, aber Hehu stellte sich ihr in den Weg. »Schwöre, dass du weiterhin unsere Götter anrufen wirst. Sonst …«
    »Hör auf, mir zu drohen! Ich glaube nicht mehr an Rangi und Papa!«, erwiderte Ahorangi mit bebender Stimme. Sie wusste nicht, warum sie Hehu belog. Sie hatte keinen Augenblick lang aufgehört, an die Götter der Maori zu glauben. Aber sie wollte sich keine Angst machen lassen, wollte diesem verdammten Fluch keine Bedeutung zumessen, sich zu keinem Glauben nötigen lassen.
    Hehu hob die Hände gen Himmel.
    »Warum verrätst du deine Ahnen?«, fragte er mit tiefer Verzweiflung in der Stimme. »Ich will, dass du lebst, dass deine Kinder leben, aber deshalb darfst du doch nicht vergessen, woher du kommst. Du darfst deinem Kind nicht sein Volk vorenthalten!«
    Er musterte sie durchdringend, während er ihr das Amulett in die Hand drückte. »Du musst es behalten. Solange du es bei dir hast, kann dir nichts geschehen. Solange ist es mit meinem Hei-tiki verbunden.« Er deutete auf seinen Hals, am dem ein ganz ähnliches Schmuckstück hing. »Solange kann ich um deinen Schutz bitten. Gibst du es weg, dann kann ich nichts mehr für dich tun.«
    Hehu wandte sich um und ging hocherhobenen Hauptes zu seinem Pferd. Ahorangi wollte ihm hinterherlaufen, doch Bruder Pierre hielt sie fest.
    »Lass ihn ziehen. Du kannst nicht in beiden Welten zu Hause sein. Du hast eine Entscheidung getroffen! Für dich und deine Kinder! Und um das zu manifestieren, brauchst du einen neuen Namen. Sonst werden deine Kinder fragen, warum du so seltsam heißt. Das willst du doch nicht, oder?«
    »Gut, Bruder Pierre, schlag mir einen Namen vor. Vater hat immer gesagt, Ahorangi bedeutet die ›Erleuchtete‹«, sagte sie mit bebender Stimme.
    Bruder Pierre hielt die Hand auf. »Gib mir erst das Amulett. Du brauchst es nicht mehr!«
    Zögernd händigte Ahorangi Bruder Pierre ihr Hei-tiki aus.
    Der ließ es in der Tasche seiner Jacke verschwinden und kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Wie wäre es mit Lucie? Das leitete sich immerhin von ›Licht‹ ab. Und die Engländer kennen den Namen auch.«
    »Aber was nützt der Name? Meine Kinder werden sich wundern, dass ich anders aussehe als die Pakeha.«
    »Nicht, wenn du dich wie sie kleidest, dein Haar so trägst wie sie. Wenn man es nicht wüsste, glaube mir, man könnte dich für eine Pakeha halten, die aus einer kroatischen Familie stammt.«
    Sie waren jetzt in der Kirche beim Taufbecken angekommen. Pater Pierre bat sie, den Kopf zu senken, bevor er murmelte: »Ich taufe dich auf den, Namen Lucie. Auf dass dieser Name des Herren dich auf ewiglich schützen möge.«
    Und es war nicht nur das Taufwasser, das der frisch getauften Lucie über das Gesicht rann, als sie schließlich den Kopf wieder hob, sondern der Angstschweiß. Was tat sie nur? Plötzlich war da wieder dieser Höllenschmerz in ihrem Unterleib. Er durchzuckte sie so heftig, dass ihre Knie nachgaben und sie zu Boden stürzte. Doch sie blieb bei Bewusstsein. Und als sie eine klebrige Feuchte zwischen ihren Schenkeln spürte, wusste sie, dass sie ihr Kind verloren hatte.



N APIER , E NDE J ANUAR 1931
    Es war ein heißer Sonntag, an dem Adrian Eva eine Überraschung ankündigte. Die Menschen in Napier stöhnten seit Tagen unter der andauernden Trockenheit. Auch im Haus der Familie Thomas herrschte seit dem Jahreswechsel eine anhaltende unterschwellige Gereiztheit. Diese rührte allerdings nicht nur von der Hitze, sondern das neue Jahr hatte aus unterschiedlichen Gründen nicht gut für die Familie begonnen.
    Joannes Freundin Misses MacAlister war samt Tochter noch am Neujahrstag beleidigt nach Wellington gereist, nachdem Adrian beim Silvesterfest keinen Hehl daraus gemacht hatte, wem sein Herz gehörte. Dass seine Wahl auf die arme Eva gefallen war, missfiel seiner Mutter außerordentlich, zumal ihr Mann Bertram sein Vermögen verloren hatte, nachdem die Folgen des

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