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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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schließlich wie in Zeitlupe sinken. »Ist es wahr, dass du ein Kind von ihm erwartest?«, fragte er mit belegter Stimme.
    Ahorangi nickte. »Und wir sind nach den Pakeha-Gesetzen Mann und Frau.«
    »Gut!«, murmelte Hehu, wandte sich um und ging zu seinem Pferd.
    Ahorangi lief ihm hinterher. »Was wirst du nun tun? Uns die Krieger meines Volkes schicken? Damit sie uns umbringen?«
    »Ich werde vergessen!«, entgegnete der Maori. »Meinem Volk werde ich berichten, dass der Häuptling im Kampf mit Te Kootis Leuten gestorben ist. Mann gegen Mann. Und dass wir ihn so beigesetzt haben, wie es eines Königs würdig ist.«
    »Danke«, schluchzte Ahorangi und nahm ihn bei der Hand. »Dann hilf uns, ihn seinen Ahnen zu übergeben, wie es ihm gebührt!«
    Hehu schien verblüfft, aber dann folgte er ihr zum Rand der Grube. Auch Tom kam zögernd hinzu.
    »Wo ist sein Federmantel?«, fragte Ahorangi.
    »In der Satteltasche«, erwiderte Hehu bereits etwas gefasster. »Ich hole ihn!« Er schien im Gegensatz zu Tom zu ahnen, was Ahorangi vorhatte. Sie ließ sich nun in die Grube hinab und kniete vor ihrem Vater. Dann murmelte sie etwas in ihrer Sprache. Hehu reichte ihr den Federmantel, bevor er sich zu ihr gesellte.
    Tom blieb am Rande der Grube stehen und beobachtete das Geschehen befremdet. Er war immer noch angespannt und auf der Hut. Wenn Hehu auch nur eine einzige falsche Bewegung machen würde, dann müsste er sich auf ihn stürzen und ihn umbringen. Verwundert sah er zu, wie Ahorangi den Federmantel über ihrem Vater ausbreitete, bevor sie zu singen begann. Hehu stimmte in ihren Gesang ein. Nach einer halben Ewigkeit nahm er den Mantel von dem toten Häuptling und reichte ihn Ahorangi. Sie hüllte sich in den riesigen Federmantel und wieder stimmten die beiden einen klagenden Gesang an. Tom traute sich nicht zu ihnen in die Grube. Ihm kam es so vor, als wären die beiden Maori in eine völlig andere Welt abgetaucht. Eine Welt, die ihm fremd war. Sie wirkten wie entrückt. Tom ahnte, dass er niemals Zugang zu diesen Riten und Gebräuchen finden würde. Und zum ersten Mal, seit er Ahorangi vor diesem Kerl, an den man sie verkauft hatte, gerettet hatte, wurde ihm bewusst, dass sie von unterschiedlichen Sternen kamen. Das alles wurde ihm bewusst, während die beiden wie in Trance immer lauter sangen. Und ihm wurde klar, dass das Kind, das Ahorangi unter dem Herzen trug, zu einem Teil ein Maori sein würde. Und trotz dieses Gefühls der Ausgeschlossenheit spürte er mit einer schier schmerzlichen Intensität, dass sie füreinander bestimmt waren: diese Frau in ihrem viel zu großen Federmantel und er, der Mann aus der Pfalz.
    Vorsichtig, und ohne die beiden zu stören, kletterte er in die Grube hinab und betrachtete die Zeremonie aus der Nähe. Er verbeugte sich vor dem Häuptling, den er vorhin nur als Feind betrachtet hatte. So wie er dalag, hatte er etwas Erhabenes.
    Plötzlich verstummten die beiden Maori. Ahorangi zog den Mantel wieder aus und deckte ihren Vater erneut damit zu. Dann fingen die beiden an, um den toten Häuptling herumzutanzen. Das erschreckte Tom zunächst, obwohl er ahnte, dass es zu dem Ritual gehörte.
    Schließlich nahm Hehu Ahorangi bei der Hand und führte sie zu Tom. »Mögen die Ahnen euch verzeihen und ein glückliches Leben schenken!«
    »Heißt das, du wirst nichts unternehmen, um uns zu schaden?«, fragte Tom immer noch skeptisch. Er traute dem Frieden nicht.
    Hehu schüttelte den Kopf. »Wenn du willst, dann helfe ich dir, das Grab des Häuptlings zuzuschaufeln. Nicht, dass sich über Nacht die Geier auf ihn stürzen.«
    Tom musterte den Maori ungläubig. »Warum tust du das? Ich denke, du wolltest sie zur Frau nehmen?«
    Ein Lächeln huschte über Hehus Gesicht. »Deshalb, Pakeha, deshalb. Ich habe sie immer geliebt. Doch da sie dein Kind unter dem Herzen trägt, kann sie nicht mehr meine Frau werden. Und dann soll sie glücklich werden mit dir. Ihr Glück liegt mir mehr am Herzen als alles andere auf der Welt.«
    Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als Ahorangi ihm um den Hals fiel. »Du wirst immer mein Bruder sein. Und es kommt der Tag, an dem du mich brauchst. Ich werde für dich da sein!«, flüsterte sie, doch Tom hatte ihre Worte verstanden. Er konnte sich nicht helfen, aber es gab ihm einen Stich, Ahorangi so vertraut mit dem Maori zu erleben.
    »Gut, dann lass uns an die Arbeit gehen«, murmelte er, doch die beiden rieben zu seinem Befremden ihre Nasen aneinander. Tom wusste, dass

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