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Die Marketenderin

Die Marketenderin

Titel: Die Marketenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Kerze zu sich heran.
    »Die schöne Freiheit, die ich hier gefunden, will ich verpflanzen in mein Vaterland; ich will aus Sklaven frohe Menschen machen; ich will nicht herrschen über Sklavenseelen«, las sie. Wo ist das und wer sagt das, fragte sie und blätterte weiter. Ihr Blick blieb bei dem Wörtchen ›Moskau‹ hängen: »Mit euch will ich den Raub des Feindes teilen. Moskau ist reich an Gütern, unermeßlich …« Aber kein Brot und frisches Fleisch, dachte sie und las weiter: »An Gold und Edelsteinen ist der Schatz des Zaren, ich kann die Freunde königlich belohnen und ich will's. Wenn ich als Zar einziehe auf dem Kreml« – aha, dachte sie, sonnenklar, das hat Napoleon geschrieben – »dann, ich schwör's, soll sich der Ärmste unter euch, der mir dahin gefolgt, in Samt und Zobel kleiden, mit reichen Perlen sein Geschirr bedecken und Silber sei das schlechteste Metall, um seiner Pferde Hufe zu beschlagen.«
    Mit einem wütenden Schrei warf sie das Buch in die Ecke. Wie konnte es sein, daß solch kluge Männer wie Johannes auf solche Versprechungen hereinfielen!
    »In Samt und Zobel kleiden!« deklamierte sie, als die Tür aufging und Johannes eintrat.
    Erschrocken sprang sie vom Bett.
    Johannes sagte gar nichts, sah sie nur mit großen Augen an. Hastig bückte sie sich, hob das Buch auf und hielt es ihm unter die Nase. »Daher kommt der ganze Unsinn!« rief sie, befahl ihren Knien nicht mehr zu schlottern, und, um Johannes nicht ansehen zu müssen, öffnete sie wieder hastig das Buch und las, was sie als erstes sah: »Vergessen hab ich alles, was ich litt; an eurer Brust fühl ich mich neugeboren …« Die Worte erstarben.
    Sanft nahm ihr Johannes das Buch aus der Hand, steckte es in die Tasche, hob ihr Kinn an und fragte leise: »Juliane, was tust du in meinem Zimmer?«
    Felix suchen, wollte sie sagen, brachte aber kein Wort heraus. Seine Augen waren zu nah, sie spürte seinen Atem auf ihrer Stirn und sie wäre gefallen, hätte er sie nicht aufgefangen. Er zog sie fest an sich und streichelte ihr sanft den Rücken. Ihr ganzes Sein konzentrierte sich auf seine Hände, die langsam hinunterfuhren, bis sie Rundungen fanden, die für sie geschaffen waren. Durch den dünnen Stoff ihres Kleides fühlte sie jeden seiner Finger einzeln auf der Haut. Sie bewegte sich ihm entgegen, hob den Kopf aus seiner Nackenbeuge und stöhnte leise. Ja, ja, ja, jubelte es in ihr, wart nicht so lang, sonst sterb ich! Seine linke Hand blieb unten, die rechte wanderte unendlich langsam seitlich nach oben. Schwer atmend beugte sie den Oberkörper leicht nach hinten, als sich eine Hand um ihre linke Brust wölbte. Nein, nicht durch den Stoff! Mit einem Ruck der rechten Hand riß sie ihr Kleid auf, nahm seine beiden Hände, führte sie zu ihrem Busen und als sie zu Boden sank, folgte er ihr, den Blick auf seine Finger geheftet, zwischen die sich die Spitzen ihrer steil emporragenden dunklen Brustwarzen drängten. Nachtschwarze Augen begegneten blaugrauen, bis die Farben nicht mehr zu sehen waren und die ganze Welt von einem Mund verschlungen wurde. Juliane brannte lichterloh, drängte sich dem Körper entgegen, der sie aufs Bett tragen, sie endlich, endlich erlösen würde. Sie spürte seine Zähne auf ihren Lippen, sog seine Zunge gierig ein, ließ sich fallen, fallen … bis sie wirklich fiel, rückwärts auf die Spitze eines herumliegenden Stiefels. Sie schüttelte sich, als hätte ihr jemand einen Eimer Wasser über den Kopf gegossen und blickte mit verschleierten Augen auf die Stelle, wo ihr soeben das gelobte Land versprochen worden war.
    Johannes hatte ihr den Rücken zugekehrt und sah blicklos aus dem Fenster. Starr stand er da, aber in ihm tobte ein Sturm. Wie Lots Frau, ging es ihm durch den Kopf. Wenn ich mich jetzt umdrehe, kommt es zur Katastrophe. Eine Frau, eine Frau, jede andere Frau, aber nicht Juliane. Sie will doch auch, sie liebt mich, was hindert mich? So lange keine Frau gehabt … ein weicher Körper … ich liebe sie. Wenn ich mich jetzt umdrehe und sie ansehe, zerstöre ich ihr Leben. Und das von Matthäus. Er mußte all seine Willenskraft aufbringen, um sich nicht umzudrehen.
    »Geh«, sagte er heiser.
    Sie öffnete den Mund, schloß ihn wieder, blickte um sich wie ein gefangenes Tier, dessen Käfig geöffnet worden war und floh aus dem Zimmer.
    Am nächsten Morgen schob Matka schwer atmend zwanzig Brotlaibe auf einem Karren zum Laden und legte sie in die bereitgestellten Körbe.
    »Woher hast du

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