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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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18 Uhr im ›Schiff‹. Das Essen ist ausgezeichnet dort, und die anderen drei würden sich bestimmt freuen, Sie kennen zu lernen. Wenn man
auf der Suche nach einer Frau ist, hat man schließlich was gemeinsam, oder?« Er kicherte vieldeutig, was ein bisschen klang, als ob ein Ziegenbock meckerte, und geleitete seine beiden Besucher zur Tür. Fleischmann, von Kellermanns Heiterkeit nun wirklich verblüfft, verabschiedete sich dankend. Im Hinausgehen meinte er zu Geli: »Netter Mensch, dieser Pfarrer Kellermann, was? Und so fröhlich!«

Plassenburg, August 1552
    Die Nachricht des Markgrafen, wieder in den Krieg ziehen zu wollen, und seine rigorose Auferlegung neuer Steuern lösten unter den Räten blankes Entsetzen aus. Seit über zehn Jahren litt das Land schwer unter den Kriegslasten. Sonderabgaben beschwerten Bürger, Bauern, Adel und Städte gleichermaßen. Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe lagen brach, weil die Männer im Krieg waren. Viele Familien hatten Väter oder Söhne verloren; der Adel hatte mit der Ausrüstung seiner Kämpfer, der Anschaffung teurer Streitrosse und Rüstungen hohe Ausgaben gehabt, die seit der Niederlage des Markgrafen bei Rochlitz verloren waren. Nicht nur das niedere Volk murrte, auch in der Ritterschaft gärte es.
    Die gebirgischen Räte – alles redliche Männer
und vernünftige Politiker – sahen sich einer beinahe unlösbaren Aufgabe gegenüber. Setzten sie das Gebot des Markgrafen durch, steuerten sie das Land langsam, aber sicher in den Ruin. Eine Weigerung war beinahe undenkbar; schließlich hatten sie auf ihn als ihren Landesherrn einen heiligen Eid geschworen.
    Auch Leuchtenberg war verzweifelt. Er sah ein, dass man dem Land neue Bürden nicht mehr würde auferlegen können. Dennoch durfte er als Stellvertreter des Landesherrn sich dessen Befehlen nicht verweigern. Er verbrachte schlaflose Nächte und fand keine Lösung. Eins jedoch wusste er im Innersten: Er war der Letzte, der Albrecht in den Rücken fallen durfte. Wenn es zum Äußersten käme, würde er sich immer für Albrecht entscheiden, seine Loyalität war und blieb bedingungslos. Er trank mehr denn je und begann, seine Pflichten und sich selbst zu vernachlässigen. Schließlich ersuchten ihn die gebirgischen Räte um eine Unterredung.
     
    Georg Wolf von Kotzau war der Erste der gebirgischen Räte, der am Morgen des Bartholomäustags auf der Plassenburg ankam. Im Laufe des Vormittags trafen die anderen Räte Wolf und Christoph von Wirsberg, Hans von Feilitzsch, Georg Förtsch und der alte Groß von Trockau ein. Zu ihnen stießen die beiden Amtmänner von Hof und Bayreuth sowie als Vertreter der Geistlichkeit der als Reformator weithin bekannte Johann
Eck, Pfarrer der Kulmbacher Petrikirche. Auch der Abt des Klosters Langheim hatte sein Kommen angesagt. Die Stimmung war gedrückt, als sich alle zur Hauptmannsstube begaben.
    Diejenigen, die Georg von Leuchtenberg länger nicht gesehen hatten, erschraken bei seinem Anblick. Das Gesicht des Hauptmanns war teigig aufgedunsen und von ungesund gelblicher Farbe. Unter seinen Augen schwollen dicke Tränensäcke; das Haar fiel ihm wirr in die Stirn. Er saß wie immer in seinem Sessel hinter dem Schreibtisch, vor sich die unappetitlichen Reste einer Eierspeise und das unvermeidliche Weingedeck.
    »Nur herein, Ihr edlen Herren«, Georg winkte übertrieben mit beiden Händen, »nehmt Platz; ich hab Stühle und Getränks genug bringen lassen.« Im Zimmer stank es schal nach Alkohol.
    Die Männer setzten sich. Eine unbehagliche Stille machte sich breit. Schließlich begann Hans von Feilitzsch, der trotz seiner jungen Jahre bereits ein hoch angesehener Ritter war. Sein weißblonder Kinnbart zitterte leicht, als er sprach.
    »Wir haben dies Treffen erbeten, mein Hauptmann und Landgraf, weil die letzterhaltenen Befehle unseres gnädigen Herrn Markgrafen Ritterschaft und Landstände in schwere Bedrängnis gebracht haben und das Land darüber größten Schaden nehmen und bitterlich verderben könnt. Unser Wunsch ist es, Euer
Meinung zu hören und zu beratschlagen, was etwa zu tun wäre, um das Schlimmste zu verhindern.«
    Die anderen nickten beifällig, und der alte Trockau schnäuzte sich geräuschvoll in seinen Ärmel.
    »Verhindern, so, so … Ich verstehe also«, antwortete Georg von Leuchtenberg langsam und mit schwerer Zunge, »dass Ihr mit den, äh, von unserm Fürsten und Markgrafen geforderten Maßnahmen … wohl, nun ja, nicht einverstanden seid?«
    Die Räte sahen sich

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