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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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schön in den Unterlagen von Georg Friedrich weiter!«
    »Mache ich, mache ich!«, antwortete der Kastellan.
    Plötzlich wurde den beiden bewusst, dass ihrem Gespräch sieben Ohrenpaare gefolgt waren, nämlich die der anderen Benutzer des Lesesaals, in dem normalerweise eine Aufsicht für strikte Ruhe sorgte. Die fünf Männer und zwei Frauen hatten ihre Arbeit eingestellt und hörten mit höchst interessierten Mienen zu. Horn duckte sich schuldbewusst, formte mit den Lippen lautlos und mehrmals »Verzeihung, Verzeihung« zu den anderen Benutzern hin und schlich auf Zehenspitzen hinaus.
    Gregor Haubold winkte ihm mit einer sparsamen Geste nach und bemühte sich dann, sich möglichst geräuschlos wieder hinzusetzen. Dann begann er, alle Aktenbestände auszusortieren, die in die Jahre vor 1540 datierten. Sein Eifer war neu geweckt.
    Brief des Königs Wladislaus von Böhmen an den
Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Ansbach,
9 .Juni 1530
     
    Gottes Gruß und Gesundheit zuvor, verehrter Schwieger, wir wollen Euch wohl unterrichten über das Hingehen der Dinge seit der König von Ungarn, Gott mög ihn strafen, uns die böhmische Krone strittig gemacht hat. Die Nichtigkeit seines Anspruchs steht außer Zweifel, jedoch er hat sich nunmehr anheischig gemacht, auch die Herrschaft über das Herzogtum Groß-Glogau und Crossen mit seinem Anspruch zu belegen, wiewohl doch alle Welt weiß, dass das Land nach allem Recht Erbe Eurer Tochter, unseres angetrauten Eheweibs ist und damit unserer Herrschaft unterworfen. Ich bitt Euch nun zu verstehen, dass es, sofern der König von Ungarn nicht weicht, zum Waffengang kommen wird. Es scheint uns daher nicht ratsam, Eure Tochter billigst diesen Sommer noch heimzuführen, sondern sie bis zu unserem glorreichen Sieg, der unweigerlich sein wird, in Eurer gnedigen Obhut zu belassen. Wir danken Euch für den schönen Jagdfalken und den Zelter, wiewohl wir auch derzeit keine Muße zum Jagen finden können. Unseren Gruß an die Königin von Böhmen.
     
    Wladislaus, König von Böhmen
Gegeben zu Prag am Tag Primi et Feliciani anno 1530
    Brief des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Ansbach
an seinen Schwiegersohn, König Wladislaus
von Böhmen, 25 .Februar 1531
     
    Geliebter Schwieger, mit Gott. Alldieweil jetzo über ein Jahr hingangen seit Euer Liebden Verheiratung mit meiner Tochter, der Herzogin von Groß-Glogau und Crossen, sei mir erlaubt nachzusuchen, wann Euer Liebden gedenken, die Braut heimzuführen. Als gute Kunde mög Euch dabei dienen, dass die Herzogin nunmehr vom Kind zum Weib geworden ist und Euch ohne Verzug Erben schenken könnt, wenn sie denn bei Euch wär. Die Dinge in Böhmen, so hört man hier, lägen nicht im Übermaß schwierig, seit König Matthias von Ungarn, als Straf für seine Anmaßung, mit Krankheit geschlagen ist. Die Zeit ist also günstig für Euch. Die Königin, meine Tochter, wartet mit großer Ungeduld darauf, zu Euer Liebden zu kommen und ihm ein rechtes Eheweib zu sein. Sie schickt Euch mit diesem Brief ein Schabracken, die sie selber mit dem böhmischen Wappen bestickt.
     
    Friedrich, Markgraf von Brandenburg-Ansbach
Gegeben zu Ansbach am Tag vor Sonntag Invocavit
anno 1531
    Brief des Königs Wladislaus von Böhmen an den
Markgrafen von Brandenburg-Ansbach,
3 .November 1533
     
    Der König von Böhmen an seine Liebden, den Markgrafen Friedrich, seinen Schwieger. Euer letztes Schreiben hat uns im Heerlager erreicht, das nunmehr schon zwei Jahre andauert. Euer Ansinnen, die Heimführung im Sommer nunmehr durchzuführen, ist, wiewohl wir uns daßelbe wünschten, ganz und gar unmöglich. Der König von Ungarn bedrängt uns gar sehr, und wir können uns vieler Kämpfe nicht enthalten. Das Land darbt darob. Unsere Söldnerhaufen verfressen die Ernte kaum dass sie eingebracht, und warten noch auf den Sold. Wir sind jedoch voller Zuversicht, den Ungarn bald beim Genick zu haben. Sobald die Zeiten danach sind, werden wir glücklich sein, unser Eheweib umarmen zu können. Gehabt Euch wohl und Gesundheit für die Königin von Böhmen. Gott gebe uns den baldigen Sieg.
     
    Wladislaus, König von Böhmen
Gegeben zwei Tage nach Allerheiligen anno 1533
    Schreiben des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Ansbach
an König Wladislaus von Böhmen,
23 .Mai 1535
     
    Gottes Gruß zuvor, Schwieger. Wie wir von Eurem Gesandten hören, habt Ihr zu Olmütz Euren Frieden mit dem König von Ungarn gemacht. Wiewohl ich dies mit Freuden höre, muss ich zur gleichen Zeit erfahren,

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