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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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auszunützen und Wladislaus zum Einlenken zu bewegen, es war doch alles umsonst gewesen.
    Ansbach hatte sich für Barbara als Falle erwiesen,
aus der sie nicht herauskommen konnte. Durch den Ehevertrag mit Wladislaus war sie einerseits gebunden, andererseits doch nicht angenommen. Ihr standesgemäßer Unterhalt als böhmische Königin kostete die ohnehin hoch verschuldete Ansbacher Hofhaltung mehr, als man sich leisten konnte. An eine Auflösung der böhmischen Ehe und neue Heirat war jedoch nicht zu denken. Jedes Mal, wenn Barbara ihren Vater darauf angesprochen hatte, war ein Tobsuchtsanfall die Folge gewesen. Ihre Mutter und die Schwestern machten ihr das Leben schwer. War sie anfangs noch auf Gleichgültigkeit gestoßen, so hatten die drei bald nur noch Spott und Häme für sie. Dass sie im Rang weit über ihnen stand, reizte die Frauen des Hofstaats, Barbara in Worten und Taten umso mehr zu demütigen.
    Ihre einzige Vertraute war die alte Martsch geblieben, die seit einer schweren Erkältung im Winter vor zwei Jahren etwas auf der Lunge zurückbehalten hatte und ständig hustete. Die Martschin war nun beinahe fünfzig Jahre alt und verdankte der Tatsache, dass sie einst markgräfliche Amme gewesen war, das Privileg eines gesicherten Lebensabends am Fürstenhof.
    Und da war natürlich noch der junge Albrecht, mit dem sie – eine Vergünstigung, die sie sich immer wieder neu erkämpfen musste – beim Präzeptor Beck Unterricht erhielt. Das Verhältnis zu ihrem inzwischen siebzehnjährigen Bruder war immer noch gut,
obwohl die Vertrautheit aus Kindertagen verloren gegangen war. Sie führten häufige Dispute, an denen sich auch der Landgraf von Leuchtenberg gerne beteiligte, ein stiller, hübscher junger Mann mit einem Hang zur Träumerei.
    Das Gerede und Gekicher im Frauenzimmer war wieder lauter geworden, und schließlich trat Kunigunde von Brandenburg-Ansbach zu ihrer Schwester. Die älteste Markgrafentochter hatte im Lauf der Jahre nicht an Liebreiz gewonnen. Im Gegenteil, ein Hang zu Süßspeisen und Konfekt war schuld daran, dass sie erheblich an Umfang zugenommen hatte. Von den Dienstboten wurde sie inzwischen hinter ihrem Rücken die »fette Gunda« genannt, was sie natürlich wusste und maßlos ärgerte. Ihr ungesund-gelbliches Gesicht mit den Speckfältchen am Kinn nahm einen hässlichen Ausdruck an, als sie zu sprechen begann.
    »Hat die erlauchte Königin von Böhmen schon die neuesten Nachrichten erfahren?«
    Barbara schüttelte müde den Kopf.
    »Dann muss ich dir’s wohl sagen, Schwester. Es heißt, der Kaiser plane nun selber die Verheiratung seiner Tochter mit deinem Wladislaus und unterstütze deine böhmische Sache nicht mehr. Und man sagt auch, der Böhme wolle den Papst um Dispens bitten, weil er dich so schnell wie möglich loswerden will. Sprich, sind deine fünfzigtausend Gulden aus Ungarn denn nun eingetroffen? Noch nicht? Schade. Du
könntest dann für deine Haushaltung endlich selber aufkommen und brauchtest nicht mehr das Dasein eines königlichen Schnorrers zu führen.«
    Das Gelächter unter den Hofdamen wurde unerträglich.
    »Lass mich in Ruhe, Gunda. Ich wünschte bei Gott, dich würde endlich einer heiraten, damit du deine schlechte Laune nicht mehr an mir auslassen kannst.«
    Barbara stand auf und lief aus dem Zimmer, während ihre Schwester sich mit einem wütenden Blick wieder zu den Hofdamen gesellte.
     
    Unschlüssig stand Barbara vor der Tür des Frauenzimmers. Sie wusste nicht, wohin sie gehen sollte – außerhalb der Frauengemächer hatte sie nichts zu suchen, nur das Schulzimmer der jungen Herren war ihr zu den festgesetzten Stunden gestattet. Aber sie musste mit jemandem sprechen, und ihr Bruder Albrecht war der Einzige, der ihr einfiel. Sie raffte die Röcke und machte sich auf den Weg zu den Gemächern des jungen Markgrafen. Tränen stiegen ihr in die Augen, ob vor Verzweiflung oder vor Zorn, konnte sie nicht sagen. Es war ihr egal, dass sie ohne feste Schuhe und ohne Schultertuch unterwegs war, und sie ignorierte die Blicke der Dienerschaft.
    Vor den Gemächern des jungen Markgrafen stand zum Glück kein Türdiener. Sie öffnete die Pforte mit
dem riesigen Schloss und trat ein. Es war niemand da. Sie zog die Tür zu und ließ sich auf einen Dreibeinhocker sinken, um nachzudenken, als sie aus dem Schlafraum nebenan ein keuchendes Geräusch hörte. Das seltsame Keuchen wiederholte sich, wurde lauter und mündete in eine Art Stöhnen und Ächzen. Barbara sprang auf,

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