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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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näherte sich der Zimmertür und horchte. Als sich das Stöhnen schließlich immer weiter steigerte, riss sie die Tür auf.
    Sie erstarrte mitten in der Bewegung. Auf dem zerwühlten Fürstenbett kniete nackt auf Händen und Füßen der Landgraf von Leuchtenberg. Hinter ihm kauerte halb aufrecht und ebenfalls nackt der junge Markgraf, den Unterkörper in rhythmisch stoßender Bewegung. Ihre Leiber waren feucht vom Schweiß, und sie keuchten vor Erregung. Die beiden fuhren erschreckt auseinander wie bei einem Verbrechen ertappt. Barbara sah das erigierte Glied ihres Bruders und verstand. Sie konnte den Blick nicht lösen.
    »Es tut mir Leid, ich wollte nur … ich habe … «, stammelte sie.
    Sie wünschte sich weit weg. Albrecht stand auf und stellte sich in voller Nacktheit dicht vor seine Schwester. Seine Augen waren vor Wut weit geöffnet. Mit mühsamer Beherrschung und verzerrtem Gesicht zischte er nur ein Wort: »Hinaus!«
    Barbara rannte. Sie rannte den ganzen Weg zurück ins Frauenzimmer, ließ sich dort zum allgemeinen
Erstaunen der Hofdamen auf einen Sessel fallen und barg fassungslos das Gesicht in den Händen.
     
    Am nächsten Tag teilte ihr der Magister Beck mit, dass ihr Bruder sie nicht mehr beim Unterricht zu sehen wünsche. Und drei Wochen später übersiedelte die Hofhaltung der jungen Herren mit aller Dienerschaft samt dem Präzeptor auf die Kulmbacher Plassenburg. Es hieß, der junge Markgraf wolle sich in strengerer Abgeschiedenheit auf seine spätere Regentschaft vorbereiten.
    Schreiben des Fritz von Lidwach, Hauptmann auf dem
Gebirg, an die Räte zu Ansbach, 6 .Februar 1541
     
    Mein freuntlich Dienst zuvor, verehrte Herren Räthe, dies Schreiben trifft Euch, so hoff ich, gesund und wohl. Ihr habt anfragen lassen, wie wir es hier zu Plassenberg mit den Getränken halten, also was alles an Wein und Pier zu den Mahlzeiten ausgegeben wird. Darumb nachstehend ein Copia der Getränkeordnung, wie sie unser gned. Herr anno 1540 aufgestellt und immer noch in Kraft ist; auch des jungen Herrn Albrechten Getränk.
     
    Auf der Räthe Tisch: 16 Maß Weins und 8 Maß Piers den ganzen Tag.
    Item in des Haubtmanns Gemach auf die Hauptmännin und 4 Kinder, auch 3 Maid, vier Knecht und ein Knaben zum Morgen- und Nachtmahl, auch zur Suppen, Mittag und Schlaftrunck des Tags 7 Maß Weins und 20 Maß Piers, nämlich 4 Maß Koch- und 3 Maß Speisweins.
    Der reisigen Knecht Tisch: 11 Maß Weins und 11 Maß Piers die zwei Mahlzeit, doch soll es also verstanden werden, so viel die Piers austrinken mögen, das soll ihnen gegeben werden.
    Der Bankriesen Tisch: Darüber soll ein Notdurft Piers zu den Mahlzeiten gegeben werden, ungefährlich auf 22 Maß Piers.
    Auf der Wächter Tisch: 24 Maß Piers zu dem Morgen und Abendessen.
    Dem Thürmer: 4 Maß Piers
    Den dreien Thorwarten: jeder 4 Maß Piers den ganzen Tag
    Den sechs Edelleuten und dreien edlen Knaben: 18 Maß Weins und 9 Maß Piers
    Item dem gned. Herrn Albrechten samt dem Grafen von Leuchtenberg und dem Praeceptorn Beck: Weins genug, so viel sie trinken mögen und kein Pier.
    In die Küchen: 3 Maß Weins und 5 Maß Piers auf 5 Personen, nämlich Küchenmeister, zwei Köch, einen Metzker und einen Einkauffer.
    Item Kochwein und Essig: 14 Maß Weins und Essigs
Item so muss ich den verehrlichen Herren Räten anzeigen, dass der junge Herr Albrecht und seine edlen Herren so viel schon vom guten Casteller Wein vertrunken haben, dass ein zweites Faß geöffnet werden musste, und das in der Zeit von September bis auf den heutigen Tag. Beinahe jede Nacht zieht sich das Trinken und Zechen bis in den Morgen. Auch will ich angeben, dass sich der junge Herr oft zu Gastereien nach Kulmbach ziehen lässt, wo man versucht, auf ihn katholisch Einfluss zu nehmen. Vor Weihnachten hat er so viel Weins getrunken, dass er in ein tiefen Schlaf gefallen, und war zu befürchten, dass er nimmer aufwacht. Erst nach vier Tagen hat ihn der Doctor Fuchsen wieder zum Leben erweckt, da hatte er dann das Gescheiß und 4 Tag lang Galle gespuckt. Seitdem ist der junge Herr mit dem Gries beladen und hat lang nichts außer Schonbrot essen können. Alldieweil wird es mit ihm je länger je schlimmer, und verbleibt zu hoffen, dass ihn unser gned. Herr Friedrich baldig wieder nach Ansbach abberufen mög.
     
    Gegeben zu Plassenberg, drei Tage vor Esto Mihi
anno 1541

Plassenburg, März 1541
    Der junge Markgraf Albrecht stand in der Schreibstube im Westflügel des Hochschlosses und wartete auf den

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