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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Bubenfreundschaft wie von selbst eine körperliche Beziehung geworden. Leuchtenberg liebte den herrischen Albrecht, der ihm in so vielen Dingen überlegen war, abgöttisch. Albrecht hingegen genoss die Bewunderung, die
blinde Gefolgschaft und die Berührung des ein Jahr Älteren, ohne jedoch darüber zu vergessen, dass es Wichtigeres gab. Hin und wieder holte er sich einen anderen hübschen Knaben in sein Schlafzimmer, mehr aus Neugier denn aus Langeweile, um dann jedes Mal wieder reumütig zu Leuchtenberg zurückzukehren. Aber er war sich von Anfang an darüber klar, dass er, sobald ihm die Herrschaft zufiel, keine Rücksicht mehr auf seine Neigung nehmen konnte. Und es machte ihm nicht viel aus: Seine große Liebe war die Macht.
     
    Mit wenigen Schritten war der Markgraf bei Leuchtenberg, der erfreut hochsah. Albrecht schlug ihm mit einer kurzen Bewegung die Flöte aus der Hand. Das Instrument zerbrach mit einem leisen Knacken an der steinernen Fensterbank. Dann prügelte Albrecht mit beiden Fäusten auf den Sitzenden ein, der schützend beide Hände über den Kopf hielt, sich aber nicht wehrte.
    »Du!«, schrie Albrecht. Seine Stimme überschlug sich. »Du! Von allen, die dabei waren, du! Verrätst mich wie ein Weib! Bei Gott, ich könnt dich totschlagen.«
    Schwer atmend ließ er von Leuchtenberg ab, dem die Tränen über das Gesicht liefen.
    »Wenn das alles zu meinem Vater dringt, bin ich erledigt.«
    Albrecht ließ die Arme hängen und sprach halb mit sich selbst. Dann packte er Leuchtenberg beim Kragen und schüttelte ihn.
    »Mein Vater steckt mich als Kanonikus nach Heilbronn. Und alles bloß, weil du das heulende Elend kriegst wegen dieses kleinen toten Arschlochs, der Teufel soll ihn holen!«
    »Es tut mir so Leid«, schniefte Leuchtenberg. »Wie er so dalag, ich hab’s nicht vergessen können. Die ganze Nacht bin ich wach gelegen. Ich wollte nichts sagen, bei meiner Seel. Aber früh kam der Beck und hat mir’s auf den Kopf zugesagt, und da bin ich … da hab ich … «
    »Verschon mich! Hör auf zu winseln und geh mir aus den Augen. Lass dir im Marstall von mir aus ein Pferd geben und verschwind.«
    Albrecht deutete zur Tür und setzte sich erschöpft aufs Bett.
    Georg von Leuchtenberg sah ihn fassungslos an. Er rappelte sich aus der Fensternische hoch, aus seiner Nase floss Blut. Mit zögernden Schritten ging er zur Ausgangspforte und legte eine Hand auf den Riegel. Doch er brachte es nicht über sich zu gehen. Wohin auch? Er hatte von frühester Kindheit an nie eine andere Heimat gekannt als den Markgrafenhof. Verzweifelt drehte er sich um, stürzte zum Bettrand und fiel vor dem Markgrafen auf die Knie.
    »Verstoß mich nicht, Albrecht, ich bitt dich.«
    Er schluchzte. Blut und Tränen liefen über sein Kinn und beschmutzten den Kragen.
    »Ich hab niemand auf der Welt als dich. Wo soll ich denn hin? Verzeih mir doch, Albrecht. Ich will alles wieder gutmachen, glaub mir, alles!«
    Er bedeckte Albrechts Hand mit nassen Küssen. Der starrte über ihn hinweg auf den Wandteppich.
    »Ich bitt dich, Albrecht. Schick mich nicht weg«, flüsterte Leuchtenberg.
    Zögernd begann er, Albrechts Haar und Wangen zu streicheln, fuhr mit leichten Fingern die Linie seiner Lippen und Augenbrauen nach. Er nestelte zitternd an Albrechts Hosenlatz, schob die gepolsterte Schamkapsel zur Seite und liebkoste mit weichen Lippen das langsam größer werdende Glied des Markgrafen. Albrecht entspannte sich, auf seinem Gesicht zeigte sich ein zufriedenes kleines Lächeln. Er begann die Zärtlichkeiten des Leuchtenbergers erst spröde, dann heftiger zu erwidern und zog ihn schließlich zu sich in die Kissen.
     
    In derselben Nacht noch starb der Präzeptor Beck.
    Am Abend hatte ein offizielles Essen mit den gebirgischen Räten und zwei auf der Durchreise befindlichen brandenburgischen Adeligen stattgefunden. Auf Einladung des Hauptmanns war auch Beck zur Tafel erschienen, wo ihn der junge Markgraf erstaunlicherweise mit am Fürstentisch platzierte.
    Beck wirkte zutiefst verunsichert. Er hatte mit einem der gefürchteten Wutausbrüche seines Schützlings gerechnet, vielleicht sogar mit einem Hinauswurf, nicht aber mit einer freundlichen Einladung zum Abendessen an die herrschaftliche Tafel.
    Die Runde begann zunächst fröhlich. Man aß Karpfen und Kapaun, frisch geschossene Wildenten in Kräuterabsud, und schließlich wurde ein ganzes Zicklein aufgetragen, dessen Bauch mit Täubchen und Hühnerlebern gefüllt war. Die

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