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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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also klar, wie tief wir gehen müssen. Ich bin sicher, dass etwas Schönes und Dekoratives dabei herauskommt. Das wird das Museum um einiges aufwerten. Sie wissen ja, wir sind auf steigende Besucherzahlen angewiesen.«
    Die beiden Restauratoren nickten beflissen, und Haubold verzog den Mund zu einem etwas säuerlichen Lächeln. Steigende Besucherzahlen bei gleich bleibenden Personalkosten oder besser noch bei gleichzeitigem Stellenabbau, das kannte er. Nicht genügend Kassenpersonal, keine Putzfrauen, Schüler, die für ein Taschengeld Führungen abhielten, und im Notfall war da ja immer noch der dämliche alte Haubold, der überall einsprang, wenn Not am Mann war. Und natürlich brauchte dieser dämliche alte Haubold, die gute Seele, keinesfalls ein Spezialräumgerät – sollte er sich doch in der Kälte das Zipperlein holen.
    »Äh, darf ich fragen, wie inzwischen die Sachlage bezüglich des TX 2000 Schneemobils ist?« Der Kastellan vermied mit aller Willenskraft ein Zähneknirschen.
    »Lieber Herr Haubold, da bin ich momentan überfragt. Der Vorgang liegt bei meinem Kollegen Steingruber, der ist für solche Sachen zuständig. Und, Sie wissen ja, das liebe Geld!«
    Weinzierl lächelte Zustimmung heischend und warf Haubold einen verschwörerischen Blick zu. Der
Kastellan schnaufte verächtlich, hob die Augenbrauen und verkniff sich das Nicken.
     
    Auf dem Weg über den Schlosshof zur Kastellanswohnung ebbte sein Ärger langsam ab. Er wollte sich nicht die Laune verderben lassen, schließlich war heute die allmonatliche Zusammenkunft der »Forschenden Vier«, wie sie sich nannten. Jeden ersten Freitag im Monat trafen sich Haubold, Archivar Kleinert, Pfarrer Kellermann und Lehrer Götz zum Austausch von Neuigkeiten und zum historischen Plausch, diesmal zum Kaffee in Haubolds Wohnung, nachdem seine Frau mit den Kindern übers Wochenende zur Schwiegermutter gereist war.
    Der Kastellan warf die Kaffeemaschine an, und während sie schön schnorchelte, bereinigte er im Büro die größte Unordnung und machte den Tisch und vier Stühle frei. Während er noch schnell das Meerschweinchen mit Trockenallerlei und einem Apfelschnitz fütterte, klopfte es auch schon.
    Kellermann kam immer zu früh, und jedes Mal entschuldigte er sich wortreich dafür. Noch während Haubold die Kaffeekanne aus der Küche holte, wobei er auf ein am Boden liegendes Quietschtierchen trat, öffnete der Pfarrer den beiden anderen Herren. Der Kastellan beförderte das Quietschtier mit einem Tritt ins Wohnzimmer, was das Meerschweinchen derart in Schreck versetzte, dass es in seinem Käfig wilde
Kreise drehte und die Streu nach allen Seiten stob. Haubold schimpfte in seinen Bart. Jetzt musste er auch noch staubsaugen, bevor seine Frau wiederkam.
    Es war ein Kreuz.
     
    »Ja, meine Herren«, begann Haubold, als alle am Kaffeetisch saßen, »in unserer Sache ›totes Kind‹ sind wir ein Stückchen weitergekommen, nicht viel, aber immerhin.«
    Und er klärte die anderen darüber auf, was Horn und er im Staatsarchiv herausbekommen hatten.
    »Das hätte ich Ihnen auch sagen können«, schmollte Kellermann, »ich habe in der Zwischenzeit nämlich auch den Mader gelesen.«
    »Na, Hauptsache, wir wissen’s jetzt«, meinte Götz. Er war ein penibler Kompilator und absolut verlässlich, wenn es um Quellenforschung ging. Außerdem galt er, was Kulmbach betraf, als wandelnde Enzyklopädie.
    »Ich habe inzwischen alle Aufenthalte des markgräflichen Hofes auf der Plassenburg in der betreffenden Zeit unter die Lupe genommen«, fuhr er fort und teilte Blätter aus. »Das heißt, sämtliche Aufenthalte von Albrecht Alkibiades in dessen Regierungszeit von 1541 bis 1554 und die Aufenthalte seines Nachfolgers Georg Friedrich. Hier ist für jeden eine Kopie.«
    »So wie die Dinge jetzt liegen, müssen wir uns also auf Georg Friedrich konzentrieren«, dozierte er weiter
und spitzte die Lippen, bis die spärlichen Haare seines Oberlippenbärtchens waagrecht nach vorne standen – eine Angewohnheit, die ihm bei seinen Schülern den Namen »Spitzmaul-Götz« eingebracht hatte.
    »Georg Friedrich hat von 1556 bis 1603 regiert. Ein erster Aufenthalt seiner Hofhaltung auf der Plassenburg ist belegt vom 19 .Januar bis 31 .März 1564 . Wir haben dann mehrere Aufenthalte des gesamten Hofes in den siebziger bis neunziger Jahren, schließlich letztmalig im Jahr 1601 . So.«
    Götz schlürfte zufrieden am Kaffee und leckte sich die Tropfen vom Schnäuzer.
    Pfarrer Kellermann nahm

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