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Die Mars-Chroniken

Die Mars-Chroniken

Titel: Die Mars-Chroniken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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Flüstern.
    »Mr. Stendahl!«
    Ein Ungeheuer mit einem Totenkopf erschien an seiner Seite. Es war Pikes. »Ich muß Sie allein sprechen.«
    »Was ist?«
    »Hier.« Pikes öffnete seine Skeletthand. Halb zerschmolzene Zahnräder und Bolzen lagen darin.
    Stendahl betrachtete sie lange. Dann zog er Pikes in einen Korridor. »Garrett?« flüsterte er.
    Pikes nickte. »Er hat vertretungsweise einen Roboter geschickt. Ich habe eben erst den Verbrenner gereinigt und dabei das gefunden.«
    Eine Zeitlang starrten die beiden auf die verhängnisvollen Zahnräder.
    »Das bedeutet, daß die Polizei jeden Augenblick hier sein kann«, sagte Pikes. »Unser Plan ist hin.«
    »Ich weiß nicht.« Stendahl warf einen Blick auf die durcheinanderwirbelnden gelb und blau und orange gekleideten Menschen. Die Musik schwebte durch die vernebelten Räume. »Ich hätte ahnen müssen, daß Garrett so klug war, nicht persönlich zu kommen. Aber Moment mal!«
    »Was ist?«
    »Nichts. Nichts ist los. Garrett hat uns einen Roboter geschickt, und wir haben ihm einen zurückgeschickt. Wenn er nicht gerade genau hinschaut, wird er den Austausch gar nicht bemerken.«
    »Natürlich!«
    »Und dann kommt er bestimmt persönlich, nachdem er nun annehmen muß, daß keine Gefahr besteht. Er könnte praktisch jeden Augenblick erscheinen, höchstpersönlich! Hol mehr Wein, Pikes!«
    Die große Glocke schlug an.
    »Ich wette mit Ihnen, daß er das schon ist. Gehen Sie undlassen Sie Mr. Garrett herein.«
    Rapunzel ließ ihr goldenes Haar hinab.
    »Mr. Stendahl?«
    »Mr. Garrett? Der echte Mr. Garrett?«
    »Genau der.« Garrett betrachtete mißtrauisch die modrigen Wände und das ausgelassene Fest. »Ich dachte, ich sehe mir Ihren Fall mal persönlich an. Auf Roboter kann man sich ja nicht verlassen. Besonders nicht auf die Roboter anderer Leute. Ich habe auch vorsichtshalber gleich ein Abbruchkommando bestellt. Sie sind in einer Stunde hier und zerlegen diesen fürchterlichen Laden in seine Einzelteile.«
    Stendahl verbeugte sich. »Vielen Dank für Ihre Ankündigung.« Er machte eine Handbewegung. »Bis es soweit ist, können Sie unser Schauspiel noch genießen. Etwas Wein?«
    »Nein, vielen Dank. Was geht hier eigentlich vor? Wie tief kann ein Mensch noch sinken?«
    »Sehen Sie sich’s doch an, Mr. Garrett.«
    »Mord«, sagte Garrett.
    »Ein schändlicher Mord«, sagte Stendahl.
    Eine Frau schrie. Miß Pope kam angerannt; ihr Gesicht war kreidebleich. »Etwas Entsetzliches ist passiert! Ich habe gesehen, wie Miß Blunt von einem Affen erwürgt und in den Kamin gestopft wurde!«
    Sie blickten hinüber und sahen das lange gelbe Haar aus dem Rauchfang hängen. Garrett schrie auf.
    »Entsetzlich!« schluchzte Miß Pope und hörte plötzlich auf zu weinen. Sie blinzelte und wandte sich verblüfft um. »Miß Blunt!«
    »Ja«, sagte Miß Blunt, die hinter ihr stand.
    »Aber ich habe doch eben gesehen, wie Sie in den Kamin gestopft wurden!«
    »Nein!« lachte Miß Blunt. »Das war nur ein Roboter mit meinen Zügen. Eine gute Nachbildung!«
    »Aber… aber…«
    »Weinen Sie nicht, mein Schatz. Ich bin heil und gesund. Lassen Sie mal sehen. Da bin ich ja wirklich. Im Kamin.Wie Sie schon sagten. Ist das nicht lustig?«
    Und Miß Blunt ging lachend weiter.
    »Möchten Sie etwas trinken, Garrett?«
    »Ich glaube schon. Das hat mich doch ziemlich erschüttert. Mein Gott, was für ein Haus! Das verdient es wirklich, eingerissen zu werden. Einen Moment dachte ich…«
    Garrett leerte sein Glas.
    Wieder ertönte ein Schrei. Mr. Steffen wurde von vier weißen Kaninchen eine Treppe hinabgetragen, die wie durch Zauber im Fußboden erschien. In eine Grube wurde Mr. Steffen geschafft, wo er gefesselt auf die rasiermesserscharfe Klinge eines großen Pendels starrte, das jetzt über ihm aufblitzte, immer tiefer ausschlug und seinem mißhandelten Körper immer näher rückte.
    »Bin ich das da unten?« fragte Mr. Steffen dicht neben Garrett. Er beugte sich vor. »Seltsam, sich selbst sterben zu sehen.«
    Das Pendel vollführte eine letzte Schwingung.
    »Wie realistisch«, sagte Mr. Steffen und wandte sich ab.
    »Noch einen Drink, Mr. Garrett?«
    »Ja, bitte.«
    »Es dauert nicht mehr lange. Das Abbruchkommando muß jeden Augenblick eintreffen.«
    »Gott sei Dank!«
    Und wieder ein Schrei, zum drittenmal.
    »Was ist denn jetzt?« fragte Garrett aufgescheucht.
    »Jetzt bin ich an der Reihe«, sagte Miß Drummond. »Schaut.«
    Und eine zweite Miß Drummond, eine laut schreiende Miß

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