Die Mars-Verschwörung
aus der sie gekommen ist, und ein paar Worte gesprochen, um ihre Seele zu ehren. Und falls sie eine Regulatorin war, hätte er einen Scheiterhaufen errichtet und die Überreste verbrannt, um ihr wahres Wesen nach Walhall zu schicken, denn gemäß den Richtlinien war Riki-Tiki, die sich für einen anderen Menschen geopfert hatte, den schönsten Tod gestorben, den man sich vorstellen kann. Und dann, während ihre Asche noch warm gewesen wäre, hätte er sich auf sein Trike gesetzt, die Sturmnacht aufgestöbert und Vienne vor dem sicheren Tod gerettet.
Ich habe nichts dergleichen getan. Stattdessen habe ich Riki-Tiki zurück ins Kloster gebracht, zurück zu den Mönchen, die all ihre Hoffnung und ihre Zukunft an ihr festgemacht hatten. Selbst als Leichenträger habe ich versagt, nachdem mein Trike einen Kilometer von den Mauern des Klosters entfernt versagt hat, sodass ich während des letzten Abschnitts einer Reise, die glanz- und ehrenvoll hätte sein sollen, gezwungen war, Riki-Tikis Leichnam zu tragen – aber nicht in meinen Armen, wie sie es verdient hätte, sondern über der Schulter wie einen Sack Reis.
Lange Zeit wandere ich zwischen den Pagoden herum. Der Regen fällt in schiefem Winkel, der Wind lebt auf, der steinerne Pfad ist schlüpfrig vor Schlamm. Ich habe mich verirrt. Erst ist es mir egal. Dann, als ich einen Weg hinaus suche, stelle ich fest, dass ich im Kreis laufe.
»Mimi«, sage ich, »irgendwelche Tipps?«
»Tut mir leid, Cowboy. Diese Pagoden haben alle Kreuzblumen, und das macht meinen begrenzten Telemetriefunktionen schwer zu schaffen.«
Großartig. Einfach großartig.
Erschöpft und umgeben von Gräbern voller Toter setze ich mich auf das Pflaster, bette den Kopf auf die Knie und weine.
»Mimi«, frage ich nach ein paar Minuten, »was soll ich tun?«
»Wie ich bereits sagte, meine Telemetriefunktionen sind begrenzt.«
»Das meine ich nicht.« Ich streife mir eine nasse Locke hinter das Ohr und wische mir winzige Wassertropfen von den Augen. »Sag mir, was ich mit meinen Gefühlen machen soll.«
»Tja«, erwidert sie, »als ich noch Hände hatte, habe ich festgestellt, dass physische Aktivität helfen kann.«
»Du schlägst also vor, dass ich ...«
»Schlag etwas, Cowboy. Für einen Soldaten ist das die beste Therapie.«
»Was denn?«, frage ich. »Solltest du mir nicht erzählen, dass ich mich auf mein Chi konzentrieren muss oder so was in der Art?«
»Hast du nicht zugehört? Die Tengu sind die Vorfahren der Regulatoren, und es gibt einen Grund dafür, dass man sie Kriegermönche nennt«, sagt sie. »Selbst sie wissen, dass es Zeiten gibt, in denen man sich am besten auf sein Chi konzentrieren kann, wenn man auf irgendetwas eindrischt.«
Erst halte ich das für eine dumme Idee, doch nach und nach erwärme ich mich dafür. Bald finde ich die richtigen Stufen und folge ihnen zu den niedrigeren Terrassen. Ich gehe an der schlammverkrusteten Reihe der Bienenkörbe vorbei und bin froh, dass die Bienen den Regen noch weniger mögen als ich. Sie erinnern mich an Stain, und ich frage mich, was der Mistkerl wohl gerade im Schilde führt.
Andererseits, was interessiert das mich? Stain ist inzwischen nicht mehr mein Problem.
♦
Das Badehaus ist leer, als ich den Regen hinter mir lasse. Nachdem ich die Stiefel ausgezogen habe, nehme ich mir ein Handtuch vom Halter neben der Tür und wische den feuchten Schmutz von meiner Panzerung.
Das Badewasser liegt ruhig da. Dampfschwaden steigen von der Oberfläche auf, als ich den Raum durchquere und die Reispapiertür öffne, die in den Übungsraum führt. Darin stehen drei Muk Yan Jong , Holzpuppen, die die Mönche dazu benutzen, ihre Geschicklichkeit zu trainieren. Regulatoren benutzen die gleiche Art Puppen, aber sie sind aus Metall, und unser Training umfasst auch Schläge.
Als ich das letzte Mal im Badehaus war, haben sich Riki-Tiki und Vienne hier versteckt und über meine Versuche gelacht, dem Bad durch die Mönche zu entgehen. Wenn ich ihr Gelächter doch jetzt nur hören könnte.
»Cowboy«, sagt Mimi.
»Halt’s Maul.«
Ein Schrei brodelt in mir hoch, ein Laut, den ich kaum erkenne, und ich stürze mich auf die mittlere Puppe. Ich greife die Arme mit meiner gesunden Hand an, dresche mit den Ellbogen auf den Stamm ein, ramme meine Fäuste so heftig in die Polsterung, dass das Holz Risse bekommt.
Splitter lösen sich aus dem Stamm, aber das ist mir gleich. Meine Panzerung schützt mich. Es kann mir nicht wehtun. Ich wünschte,
Weitere Kostenlose Bücher