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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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es täte weh. Ich wünschte, irgendetwas Äußerliches würde mir wenigstens einen Bruchteil des Schmerzes bereiten, den ich in meinem Innern fühle.
    Ich prügle die Puppe mit all meiner verbliebenen Kraft. Sie dreht sich zwei-, dreimal um die eigene Achse und kommt wieder zur Ruhe.
    »Was immer der Muk Yan Jong getan hat, dich so gegen sich aufzubringen«, sagt Ghannouj, der plötzlich neben mir auftaucht, »ich bin überzeugt, nun bereut er es.«
    »Nicht so sehr wie ich.« Wieder versetze ich den Holzpfahl in Drehung.
    Im Gegensatz zu mir ist Ghannouj nicht nass und mit Schlamm beschmutzt. Er hat die Leinenrobe abgelegt und einen trockenen Kampfanzug, einen Karategi , angelegt.
    »Dein Denken ist sorgenschwer«, sagt er.
    So, meinst du? »Ich habe Vienne verloren. Riki-Tiki ist tot, und ich habe Shoei und Yadokai enttäuscht.«
    Er nickt. »Ja.«
    »Es ist alles meine Schuld.« Ich prügle die Puppe mit der Faust.
    Ghannouj wippt auf den Fersen und streckt den Rücken durch. »Würde es dir gefallen, würde ich sagen, es wäre nicht so?«
    »Nein«, sage ich und wende mich ihm angriffsbereit zu. »Ich brauche keine Absolution von Ihnen.«
    Er streckt die Hand aus und hält den rotierenden Stamm an. »Von wem brauchst du sie dann? Willst du, dass ich dir sage, dassdu nicht für Riki-Tikis Tod verantwortlich bist? Täte ich das, würden meine Worte falsch klingen. Wenn wir uns mit einer Kette von Ereignissen verknüpfen, tragen wir alle die Verantwortung für die unausweichlichen Folgen.«
    Ich balle eine Faust, presse sie aber fest an meine Hüfte. »Sind Sie nicht wütend? Kümmert es Sie nicht, dass Riki-Tiki gestorben ist?«
    »Natürlich kümmert es mich.«
    Ich drehe den Hals, bis die Wirbel krachen, und dehne meine linke Schulter, die derzeit ständig verspannt ist. »Warum zeigen Sie es dann nicht?«
    »Wie soll ich das deiner Ansicht nach tun? Soll ich mich mit Schuldzuweisungen geißeln? Gegen die Mächte über Leben und Tod wüten, die Grundpfeiler meines Glaubens sind?« Er trinkt einen Schluck Tee aus seiner Tasse. »Diese zerstörerischen Bräuche waren einer der Gründe, warum die Tengu die Erde verlassen haben.«
    Ich wirble um die eigene Achse und schüttle die Faust vor seinem Gesicht. »Wenigstens könnten Sie ein bisschen wütend auf mich sein.«
    »Warum?«, fragt er, ohne auf meine Drohgebärde einzugehen. »Wir alle tragen die Bürde ihres Todes. Du glaubst, du hättest sie ins Kloster zurückschicken können. Ich glaube, ich hätte sie davon abhalten können, zu gehen. Aber wir irren uns beide. Riki-Tiki hat ihre eigene Entscheidung getroffen.«
    »Verdammt!«, fluche ich, unfähig, den Zorn aus meiner Stimme herauszuhalten. »Vielleicht war sie nicht bereit dazu.«
    Er schüttelt den Kopf. Seine Brauen sind dunkel und buschig und erinnern an dicke Kohlestriche. Sie sind der ausdrucksvollste Teil seines Gesichts. »Man muss stets Entscheidungen treffen. Manche davon sind furchtbar, wie ich dir an jenem Tag im Teehaus erklärt habe.«
    Vitun, sogar das Gesicht dieses Mannes bringt mich auf diePalme. »Ich dachte, Sie hätten von meiner Entscheidung gesprochen, den Daten nachzuspüren, statt mit Vienne hier zu bleiben.«
    Er widerspricht nicht. Stattdessen lässt er den Blick zu den Fenstern schweifen, die unter dem Ansturm des Windes in ihren Rahmen rasseln. »An dieser Entscheidung war nichts furchtbar«, sagt er. »Du hast deine Wünsche über Vienne gestellt. Dieses Mal hast du Riki-Tiki über deine Wünsche gestellt.«
    »Egal, es ist Scheiße.«
    »Das ist das Schicksal meist«, sagt er und ergreift meinen Arm. »Komm, im Teehaus wartet ein Teller Daifuku auf dich. Du isst, während wir das Ende dieses Weges besprechen.«
    Ich entziehe mich ihm, was schwieriger ist, als ich erwartet habe. Sein Griff ist ehern. »Tja, nun, mein Weg ist zu Ende«, sage ich. »Ich kann kein Held mehr sein.«
    Ghannouj nickt. »Eine Gewitterwolke bildet sich am Horizont, und böse Stimmung raubt uns allen den Atem. Ich glaube, dein Schicksal ist es, den Mars von seinen Giften zu befreien, die Speichen des Rades zu ordnen.«
    Ich lache bitter auf. »Haben Ihnen das die Bienen verraten?«
    »Nein«, sagt er lächelnd. »Das habe ich in meinem Herzen empfunden und in deinem gesehen. Auch Vienne hat es gesehen. Sie hat geglaubt, es wäre ihr Schicksal, die Kämpfe ihres Bruders auszufechten. Ich habe geglaubt, dass es ihr Schicksal war, dich zu finden und nun hierher zu bringen.«
    »Ich dachte, es wäre Ihnen

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