Die Mars-Verschwörung
Riki-Tiki auf den Boden zu stoßen, wo sie mehr Deckung hat.
Aber meine Hand ertastet nichts.
Ist sie weg? Unmöglich. Vor einer Sekunde war sie noch da. Wie kann sie verschwinden, ohne einen Laut zu machen?
In Panik klopfe ich den Boden ab, als würde es helfen, im Dunkeln herumzutasten.
»Cowboy«, sagt Mimi. »Schau nach oben.«
Da sehe ich sie.
Unter der Decke.
Sie schwingt sich wie eine Turnerin von Sparren zu Sparren, lässt los, rollt sich zu einem Ball zusammen und knallt auf den führenden Soldaten, ehe der sie gesehen hat. Er fällt auf die Werkbank, und sie stößt sich von der Wand ab, schnappt sich die beiden Metallstreifen, die auf der Werkbank liegen, und bewegt simultan die Handgelenke.
Die Streifen treffen zwei Soldaten im Gesicht.
Einer geht zu Boden.
Der andere stolpert zurück und prallt gegen einen anderen Soldaten, der seine Blaster auf das Dach abfeuert, ehe er auf den Hintern fällt.
Ich bin dran.
Der Kolben meines Armalites trifft das Kinn des Schützen und schaltet diesen aus, bevor die beiden anderen Soldaten reagieren können. Ihnen jage ich ein paar Kugeln in die Bäuche. Ihre Panzerung absorbiert zwar die Geschosse, nicht aber die Energie, und so werden sie zurückgeschleudert, als hätte ein Stahlausleger sie von den Füßen gerissen.
Immer noch im Schatten im Innern der Werkstatt gehe ich in die Hocke, stütze mich wie ein Footballspieler auf einer Hand ab und ziele auf die sechs Soldaten, die sich zur Unterstützung hinterihren Kameraden formiert haben. Aber ein einziger Blick genügt, und ich weiß, dass irgendetwas schiefgegangen ist.
Die Soldaten sind bereits erledigt.
Jemand ist mir zuvorgekommen.
»Riki-Tiki?«, frage ich.
»Bin gleich hier«, sagt sie hinter mir. »Du bist ein wirklich guter Schütze.«
»Und du bist eine wirklich gute Akrobatin. Aber jetzt werden keine solchen Tricks mehr abgezogen, verstanden?«
»Bah, nie gönnst du mir ein bisschen Spaß.«
»Du bist nicht die Erste, die das sagt.« Ich lasse den Blick über unsere Umgebung schweifen. Kein Hinweis auf weitere Gegner. »Mimi?«
»Erfasse einen aktiven Biorhythmus, Chief. Die anderen erfassten Personen sind bewusstlos.«
Riki-Tiki schiebt sich an mir vorbei.
»Warte!«, rufe ich.
»Warum?«, ruft sie und hüpft hinaus. »Das ist doch nur Stain.«
Als hätte sie vom Teufel selbst gesprochen, nimmt Stain eine dunkle, pelzgesäumte Kapuze ab, um sein Gesicht zu offenbaren, und springt vom Dach der Werkstatt. Dann schnappt er sich Riki-Tiki und wirbelt sie durch die Luft.
»Wie hast du uns gefunden?«, fragt Riki-Tiki, als sie den braunen Überzieher des Mönchs loslässt. Darunter trägt er kein Hemd, nur eine bauschige Hose und ein Paar Lederstiefel.
»Ich bin euch die ganze Zeit gefolgt. Seit der Meister und die Meisterin gemerkt haben, dass du verschwunden bist.« Er lächelt ihr zu, aber das Lächeln ist aufgesetzt, beinahe, als hätte er sich für einen Digigraphen in Pose geworfen. »Und jetzt, wo ich dich gefunden habe, ist es Zeit, wieder nach Hause zu gehen.«
Ein kalter Wind fegt Riki-Tiki das pinkfarbene Haar ins Gesicht. Sie streicht es zur Seite und verschränkt die Arme vor der Brust. »Nein.«
»Hör zu«, sagt Stain. »Die Suche nach Vienne ist zum Scheitern verurteilt. Wenn Ghannouj dir verbietet, das Kloster zu verlassen, dann musst zu bleiben, oder du riskierst ...«
»Was Ghannouj sagt, ist mir egal.« Sie stampft mit dem Fuß auf. »Ich bin alt genug und tue, was ich will. Dazu gehört auch, bei der Suche nach Vienne zu helfen. Wenn du dir also Sorgen um mich machst, wirst du mitkommen müssen. Denn ich gehe erst wieder zurück, wenn wir Vienne gefunden haben.«
Nachdem ich unsere Umgebung kontrolliert habe, gehe ich zu den bewusstlosen Soldaten.
Ich drehe den Truppführer auf den Rücken. Sein Gesicht ist voller Quaddeln. Die anderen haben die gleichen, angeschwollenen Male. Sieht aus, als hätte Stain sich seines alten Tricks bedient. Ich frage mich, wie gut er wohl ohne einen Beutel voller Killerbienen sein mag.
»Dalit« , sagt Stain. »Sprich mit ihr. Sag ihr, dass Vienne nicht mehr ... dieselbe sein wird, falls es dir gelingt, sie aufzuspüren.«
Er kommt ein paar Schritte in meine Richtung. Dabei starrt er mir eisig entgegen und versucht, mich einzuschüchtern. Glaubt der Bursche, er kann mir Angst machen? Selbst einäugig kann ich jedem noch so bösen Blick von ihm ebenbürtig begegnen.
»Riki-Tiki ist alt genug«, sage ich. »Sie kann ihre eigenen
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