Die Mars-Verschwörung
Armalite.«
»Erspar mir die Haarspalterei. Nimm. Es.«
Archibald stochert an Stringfellows rechter Schläfe herum, und sein Finger bohrt sich in das wunde Fleisch. Mit einem Messer schneidet er die Kunststofffesseln durch, mit denen Stringfellows Hände gebunden sind.
Stringfellow grunzt leise, als kämpfe er gegen einen qualvollenSchmerz. Dann zieht er das Armalite aus dem Halfter, sorgsam darauf bedacht, es am Griff zu halten.
Archibald weicht zum Steuerpult zurück und wickelt seinen Umhang um sich und Vienne. »Und jetzt legst du die kleinen Schweinspfoten an den Auslöser wie ein braver Junge.«
»Ehe ich das tue«, flüstert Stringfellow, »habe ich auch noch ein kleines Geheimnis zu offenbaren.«
»Und das wäre?«, fragt Archibald.
Stringfellow beugt sich vor. »Auf diesem Armalite steht mein Name.«
♦
Als mein Vater wegen der langen Liste seiner Verbrechen gegen das CorpCom in den Norilsk Gulag geschickt wurde, waren Lymes Agenten die Ersten, die auf mich zukamen, während das Blut aus meinem Finger noch den Verband tränkte. Zuerst dachte ich, sie würden einem jungen Mann, der seinen Vater verloren hatte und gezwungen gewesen war, sich auf den nationalen Multinets selbst zu erniedrigen, Mitgefühl entgegenbringen. Aber ein Blick in ihre versteinerten Mienen reichte, und ich wusste, dass ich kein Mitgefühl zu erwarten hatte, sondern ein Angebot. Für eine gewisse Summe, die je nach Bedarf fällig würde, so erklärten mir die Kollektoren, würden sie meinem Vater den Aufenthalt im Gulag angenehmer gestalten. Mit »angenehm« meinten sie »nicht tot«. Was sollte ein Sohn da tun? Ich stimmte zu und zahlte, überließ ihnen jahrelang beinahe meine sämtlichen Anteile an dem Lohn, den mein Davos erarbeitete.
Lyme nahm mich aus. Vermutlich auf genau die gleiche Weise wie all die Familien, die Angehörige in den Gulags hatten. Es würde mir nicht schaden, mir ein bisschen davon zurückzuholen, wenn sich die Chance böte. Ich liebe es, wenn sich die Sterne in der richtigen Konstellation zeigen. Das ist beinahe wie Poesie.
Archies Befehl sagt mir ebenfalls zu, und ich lege den Finger an den Abzug. Ich eröffne das Feuer, und meine Kugeln folgen Archibald, als er Deckung sucht, prallen von seinem Umhang ab, bis eines der Geschosse sein Fußgelenk trifft und ihn von den Beinen reißt.
»Sag mir, dass der Mistkerl tot ist, Mimi.«
»Schön wär’s«, antwortet sie. »Schieß weiter.«
Ich stöbere den Feigling in der Ecke auf, in der er sich, fest in den Umhang gewickelt, versteckt hat und seinen verletzten Fuß hält. Ich packe ihn am Kragen. »Geschieht dir recht.«
»Bitte, tu mir nicht weh!«, wimmert er und stolpert, als ich ihn zurück zum Fenster zerre.
»Bewach die Tür«, sage ich zu Stain, während ich Archibald zu Boden stoße.
Aber die Tür wird erneut aufgerissen und Duke, der Lakai, stürmt mit einer Pistole herein. »Keine Bewegung!« Er feuert zwei Kugeln auf meine Brust ab, ehe Stain ihm die Tür ins Gesicht schmettert.
Duke stolpert voran, eine Hand schützend vor dem blutenden Mund. Stain verpasst ihm einen Roundhouse-Kick, der Duke rücklings über das Geländer befördert. Mit einem feuchten Klatschen trifft er auf dem Betonboden auf und bleibt regungslos liegen.
»Bist du verletzt?«, fragt mich Stain.
»Es ging mir schon besser«, sage ich. »Fühlt sich an wie Hornissenstiche.«
Stain bedenkt mich mit einem bösen Blick.
»Hornissen«, sage ich, »nicht Bienen.« Dann rufe ich: »Riki-Tiki! Bring unser Zeug her!«
»Komme!« Ihre Schritte klappern auf den Stufen, als sie zur Tür hereinstürmt, einen Seesack über der Schulter. »Das hat Spaß gemacht. Ich liebe es, Soldat zu spielen! Was jetzt?«
»Jetzt räumen wir den Müll weg.« Ich schiebe Archibald durch die offene Tür und knalle sie hinter ihm zu.
Riki-Tiki rammt einen Blaster zwischen Klinke und Metallabsatz und verkeilt die Tür.
»Gut gemacht«, lobe ich sie, während ich ein Päckchen C-42-Sprengstoff aus dem Seesack zerre und mich noch einmal vergewissere, dass Vienne immer noch in Ordnung ist. »Behalte sie im Auge, während ich das hier zu Ende bringe.«
Ich klatsche vier Handvoll Sprengstoff in die Ecken des Fensters, stecke eine Zündkapsel in jeden davon, und trete zur Seite. »In Deckung«, brülle ich und drücke auf den Zünder.
Die Plastikbündel krachen, und das Glas zerspringt in winzige Scherben, ehe der Druck es geradewegs aus dem Fensterrahmen presst. Ein Schwall Luft zischt aus dem
Weitere Kostenlose Bücher