Die Marseille-Connection
ausführen und dann eine Liebesnacht genießen. Das war einer der Vorteile beim Rekrutieren von Neuen, man konnte die fähigsten und attraktivsten Kandidaten wählen.
Aleksandr war nicht in der Wohnung, die bedrückend leer war. Sie musste sich damit begnügen, auf dem Computer Hunderte Fotos von maghrebinischen Dschihadisten durchzusehen, die Worilow ihr hatte schicken lassen.
Die Enttäuschung, ihr Spielzeug nicht zur Hand zu haben, wich einem erneuten Hochgefühl, als sie befriedigt und stolz Mounir Danine, einen marokkanischen Terroristen und Anführer einer salafistischen Kampfgruppe, als den Mann identifizierte, der die Nasirowa begleitet hatte.
Die Nachricht wurde in Moskau enthusiastisch aufgenommen. »Wer weiß, vielleicht kann ich Sie nach dieser Operation ja als Hauptmann ansprechen«, sagte Worilow zum Abschied.
In dem bequemen Sessel sitzend, sah Garrincha eine Folge einer mexikanischen TV-Serie, die er möglichst nie verpasste, und versuchte, ein paar Worte Französisch zu verstehen.
Es klopfte. In dieser Gegend gab es wirklich keine einzige funktionierende Türklingel. Er nahm eine von zwei Pistolenvom Couchtisch und verbarg sie in seinem Rücken. Die andere ließ er gut sichtbar liegen.
»Es ist offen!«
Drei junge Männer von sechzehn bis achtzehn Jahren kamen herein. Der Älteste war enorm groß und wirkte etwas zurückgeblieben, die beiden anderen waren schlank und wach. Der Kleinere von beiden stellte sich als José vor.
»Wie man hört, willst du eine neue Bande zusammenstellen«, sagte er auf Spanisch.
»Was hört man noch?«
»Dass du so richtig Eier in der Hose hast.«
»Spricht und schreibt einer von euch Scheißfranzösisch?«
»Ich. Meine Stiefmutter ist Französin«, sagte der andere.
»Wie heißt du?«
»Pablo.«
»Gut, Pablo. Dann bist du mein Stellvertreter und hängst so dicht an mir wie eine Zecke.«
Pablo deutete auf den Riesen. »Das ist Cerdolito. Der haut drauf wie ein Schmied. Und er fürchtet sich vor nichts und niemandem.«
»Kann er auch reden?«
»Klar kann ich reden«, antwortete Cerdolito mit einer merkwürdigen, fast metallischen Stimme.
»Habt ihr Waffen?«
»Ein paar Pistolen pro Kopf. Und eine abgesägte Doppellaufflinte.«
Besser als nichts, dachte Garrincha, dann stand er auf und drückte ihnen feierlich die Hand. »Ihr seid die ersten Mitglieder meines Heeres. Das 13. Arrondissement wird uns gehören!«
Er verabschiedete seine neue Bande rasch, um den Restder Sendung nicht zu verpassen. Mit diesen Bürschchen an seiner Seite würde er nicht mehr als ein paar Tage überleben. Zum Glück stand er unter dem Schutz der Polizistin. Er hatte gut daran getan, in der Kathedrale San Blas in Ciudad del Este ein Dutzend Kerzen anzuzünden, bevor er Freddie Lau ans Messer lieferte.
Noch in derselben Nacht holte Kommissarin Bourdet ihn ab und drehte mit ihm eine Runde im Peugeot.
»Ich baue eine neue Bande auf, aber ich brauche Koks und Shit, um glaubwürdig zu wirken«, sagte »Juan«.
»In Ordnung. Wir haben einen gewissen Vorrat zur Hand, aber danach musst du selbst zusehen, wie du dir Stoff besorgst. Zu Hause alles, wie es soll?«
»Wie, zu Hause?«
B.B. grinste. »Rosario hat einen Liebhaber. Einen Mexikaner namens Xavier Bermudez. Du findest ihn im El Zócalo , einem Lokal, in dem Tortillas und Kokain serviert werden. Meiner Meinung nach hat er angefangen, Rosario zu vögeln, um an Infos über Ramón heranzukommen, und jetzt über dich.«
Verdrossen nahm Garrincha die Nachricht zur Kenntnis. »Wann treffen sie sich?«
»Wenn sie morgens die Kleine in die Krippe gebracht hat, geht sie ins Lokal und lässt sich in der Küche ficken.«
»Denen würde ich gern gehörig in den Arsch treten. Aber vielleicht wollen Sie das nicht, Madame?«
»Rosario wird kein Haar gekrümmt, sonst kriegst du es mit mir zu tun. Mit dem Mexikaner musst du nur ein bisschen Geduld haben. Du übernimmst sein Geschäft, und er wandert zu Ramón in den Bau, aber erst musst du ihn zu deinem Freund machen.«
»Und wie?«
»Er wird dein Lieferant.«
Bourdet hielt neben einem Taxistand. »Morgen Abend stattest du einer Bande von Rumänen einen Besuch ab, die ein Mietshaus im Osten des 13. kontrolliert. Ihr Chef, Gogu Blaga, veranstaltet ein Fest zu Ehren seines Cousins, der gerade entlassen wurde.«
»Und was genau soll ich tun?«
B.B. antwortete nicht, sondern schaute ihn nur ausdruckslos an.
Garrincha nickte. »Nur eins verstehe ich nicht, aber das können Sie mir
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