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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Ist das nicht faszinierend?“ Mac
verstummte. Er schien sich seines Ausbruchs zu schämen.
„Entschuldige“, sagte er. „Es war nicht so gemeint.“
Alexej zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, wie du zu
der Ansicht kommst, dass ich so etwas gutheißen könnte.“
Alexej sagte das ruhig, beinahe gleichgültig. Er schien
gedanklich mit anderem beschäftigt. Dann, nach einer Pause,
fuhr er in verändertem Tonfall fort: „Und trotzdem,
vorausgesetzt, es sei nicht gesundheitsschädigend, es wäre eine
wunderbare Anpassung!“ Er sprach wie zu sich selbst. „Um
die Jahrhundertwende gab es auf der Erde bekanntlich
Wissenschaftler, die ernsthaft behaupteten und dafür
umfangreiche Berechnungen anstellten, das eigentliche
Umweltproblem wäre, dass der Sauerstoff der Erdatmosphäre
zu Ende ginge. Ich habe gelesen, dass eins von diesen – wie
nannten sie es? – Düsenflugzeugen, also dass ein einziges
startendes Düsenflugzeug so viel Sauerstoff verbrauchte, wie
15000 Hektar Wald an einem Tag produzieren. Und an einem
Tag starteten Tausende dieser Flugzeuge. Es gab kaum eine
Maschine, die nicht Sauerstoff verbrauchte, direkt oder
indirekt. Will sagen: Wenn es den Menschen um das
Überleben geht, dann auch grün und nackt. Gesetze wurden
schon immer den Erfordernissen angepasst, erst recht ethischmoralische.
Aber Mac, auch heute, wo man weiß, dass die Menschheit
auf keinen Fall durch Sauerstoffmangel zu Grunde gehen wird,
hielte ich für manche Bedingungen eine biologische
Anpassung für nicht so schlecht. Wasseratmende Menschen
gibt es schon. Und stell dir vor, wir liefen statt mit dem
unbequemen Sauerstoffgenerator einfach so herum, grün,
solange unser Marsaufenthalt dauert. Danach werden wir
umgestellt, und fertig.“
„Grün – meinetwegen!“ Endlich ging Mac auf Alexejs leichte
Konversation ein. „Aber nackt?“
„Wieso nicht, wenn es warm genug ist? Genierst du dich?
Grün und nackt gehören da schon zusammen.“
„Quatsch!“ Mac lachte auf. „Ich glaube auch, dass nur die
Kälte die Menschen in die Kleider gezwungen hat, aber heute
haben wir künstliche Sonnen…“
„Durchsichtige Kleider…“, warf Alexej ein.
Dann lachten beide.
Nach einer Weile sagte Mac: „So einfach ist das nicht. Der
Mensch müsste sich gewaltig umstellen. Weniger Nahrung
bedeutet zum Beispiel weniger Darmtätigkeit, weniger Ballast,
Verdauungsstörungen. Mangelkrankheiten könnten auftreten,
und wer weiß was noch alles.“
„Und sie?“ Alexej nickte zu Zeder hin, die jetzt gekrümmt in
dem Lichtviereck lag, noch immer hell beschienen und
offenbar zufrieden. „Hast du den Eindruck, sie ist erst die paar
Wochen hier, die du sie kennst? Erinnere dich an ihre
Behausung. Ihre Lebensweise scheint ihr körperlich gut zu
bekommen.“
„Ja, körperlich. Und, Alexej, wenn nun ihr – Schwachsinn…“
Mac vollendete den Satz nicht. „Alexej! Angenommen, ihr
Schwachsinn ist eine Folge der Zellfusion, dann könnte sie ein
normales Mädchen gewesen sein, als es geschah. Es könnte ihr
Einverständnis vorgelegen haben. Später, als sich ihre Sinne
verwirrten, lief sie davon und konnte sich, eben des Eingriffs
wegen, am Leben erhalten, ein Teufelskreis!“
„Ja, als sie davonlief, stand da gerade ein Raumschiff herum,
das nahm sie und flog schnurstracks zum Mars, weil sie
wusste, dass hier ausreichend Licht und Wärme sein würden.
Und niemand hat das alles bemerkt“, spottete Alexej gutmütig.
„Augenblick, Augenblick“, Mac hob abwehrend die Hände
„Und wenn sich dieses Labor oder was es immer sein mag,
hier auf dem Mars befindet, von Anfang an?“
„Du bist verrückt!“ Alexej schüttelte entschieden den Kopf.
„Das könnte doch nur ein Geheimunternehmen sein – für
welchen Zweck? Und Versuche am Menschen, das wäre
ungeheuerlich, Mac! So etwas gibt es nicht, nicht mehr.“
„Ungeheuerlich ist es sowieso!“ Und wieder nach einer
Weile: „Also doch – kein Mensch?“
Alexej blickte überrascht. „Unsinn“, sagte er dann. Doch
nach einigen Sekunden zuckte er mit den Schultern. „Was
weiß ich!“
Ein Stöhnen ließ sie aufmerksam werden. Zeder rutschte auf
den Knien ans Fenster. Nur unten, im Winkel zwischen den
Panzerscheiben und dem Fußboden, lag noch ein schmales
Sonnenviereck. Wie eine Ertrinkende nach Luft lechzte sie
nach dem Licht.
„Kein Zweifel“, flüsterte Mac. „Los, Alexej, sie soll Licht,
viel Licht haben!“ –
Allan Nagy kam sich auf einmal verlassen und auch ein
wenig

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