Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
der Rote
Planet vorbeigedreht.
Allan war sich jedoch klar, dass er alles tun würde, um die
Jahre zu überstehen. Er wollte keinen Anlass geben, dass man
sich erneut mit ihm befasste.
Er würde also mit dafür sorgen, dass die Menschheit schon
jetzt erfuhr, wie grüne Schweine Sauerstoff erzeugen,
Nährstoffe synthetisieren und sich auf dem Mars als
Faunapioniere bewähren würden, auch ohne Biomaten.
In der Nacht wachte Allan mehrmals auf. Er bildete sich
Atembeklemmungen ein, obwohl er sich das Gesicht
permanent mit Sauerstoff überspülen ließ. Es war seine erste
Nacht in der „natürlichen“, noch dünnen Marsatmosphäre.
Dann entdeckte er, was am meisten störte, ihn nicht schlafen
ließ: die ungeheure lastende Stille. Er hatte Augenblicke, wach
liegend, in denen er meinte, es keine Minute länger ertragen zu
können. Er nahm sich für den nächsten Tag vor, die Station
aufzusuchen, sich dort einzuquartieren. Die beiden Männer
waren ihm als umgänglich und verträglich geschildert worden,
von ihnen hatte er die Station zu übernehmen, warum also
nicht schon jetzt? An Ort und Stelle festzustellen, was noch
heranzuschaffen blieb, hatte er sich ohnehin vorgenommen.
Der Gedanke an aktive Tätigkeit beruhigte Allan. Er schlief
bis zum Morgen.
Und am Morgen sah alles anders aus, freundlicher.
Allan trat vor das Haus, als die Sonne, die richtige, klein,
verschleiert und kraftlos aufging. Aber bevor er erneut mutlos
wurde, brach Infras über den Horizont. Sie trieb ein, zwei
Minuten lang, so weit das Auge reichte, Myriaden von
Schattenlanzen vor sich her. Allan schien es, als würfe jedes
Sandkorn, das Bruchteile von Millimetern über seinesgleichen
hinausragte, einen kilometerlangen schwarzen Faden über die
Ebene. Er selbst sah seinen Schatten in den Bergen scheinbar
zerfließen.
In jeder Sekunde änderte sich das Bild, als blicke man durch
die Zinken eines sich bewegenden Kammes.
Allan spürte die Wärme auf dem Gesicht. Er schob die Maske
in die Stirn, wandte sich Infras zu und schloss die Augen. Als
er sie nach Minuten öffnete, fand er sich Augenblicke lang
nicht zurecht. Die langen Schatten hatten sich aufgelöst in
Punkte und unregelmäßige Flecke. Der künstliche Feuerball
stand in voller Größe über dem Horizont, hatte einen
blendenden Strahlenkranz.
Allan war, als söge er aus dem Licht Zuversicht. Und er
beschloss, an diesem Tag die Station noch nicht aufzusuchen,
sondern Ausflüge in die Umgebung zu unternehmen, vielleicht
eine Tour in die Berge…
Später frühstückte er, besprach das Sicherungsband – eine
Maßnahme, die unmittelbar nach Annes Verschwinden
eingeführt worden war –, dann brach er in Richtung der Berge
auf, die Sonne im Rücken. –
Alexej Bolscha setzte den Trinkbecher so heftig ab, dass der
Tee überschwappte und Zeder durch das harte Geräusch
zusammenfuhr. „Nun sei aber nicht blöd!“, rief er. „Das ist ja
schon pathologisch!“
„Du kannst machen, was du willst, ich gehe nicht!“ Mac
O’Man stand drei Meter vor Alexej und Zeder, entschlossen,
mit gesenktem Kopf.
„Bitte, wie du willst, dann komme ich eben mit.“
„Einer reicht.“
„Ach! Und warum soll ich dir trauen? Nein, mein Freund“,
spöttelte Alexej. „Also: keiner oder beide.“
In Mac arbeitete es. „Meinetwegen“, murrte er dann.
„Aber…“
„Ich wüsste nicht, wo es da ein Aber geben könnte“,
unterbrach Alexej. „Wie lange sind wir weg? Du bist
schließlich der Erfahrenere.“
„Drei Stunden etwa.“
„Also brauchen wir sie nicht zu versorgen. Drehen wir ihr
aber die Dusche auf, dass sie Zerstreuung hat.“
Als er aus der Nische heraustrat, fragte Alexej verwundert:
„Na, was ist? Zieh dich an!“
Mac befolgte zögernd die Aufforderung.
Sie stülpten die Halbmasken auf, Mac hängte für alle Fälle
den Servicebehälter über die Schulter. „Also los.“
Bevor sich die Tür hinter den beiden Männern schloss, warf
Mac noch einen Blick auf Zeder, und es schien, als bäte er sie
um Verzeihung.
Sie schritten schweigend den Hauptweg entlang.
In Alexej wühlte Ärger. Er fühlte, dass er ihn nicht mehr oft
würde unterdrücken können. Bisher hatte er geglaubt, um des
Friedens willen eine Lösung finden zu müssen, die beiden,
Zeder und Mac, gerecht werden würde. Nun aber musste er
sich scheinbar gegen Mac entscheiden, und zwar schnell.
Alexej hatte nach der Entdeckung am Vormittag geglaubt, es
sei nun ein Leichtes, Macs Zustimmung zu einer Meldung an
Vlcek zu erhalten und so

Weitere Kostenlose Bücher