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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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empor –, warf sie sich gegen
das Fenster, rutschte auf die Knie, stürzte sich der Länge nach
auf den jetzt lichtüberfluteten Fußboden und riss sich den
Kittel so heftig vom Leib, dass die Säume auf der Haut
Striemen hervorriefen.
Dann lag sie heftig atmend mit abgegrätschten Gliedmaßen,
ihre Züge entspannten sich, und es sah aus, als sei sie
glücklich.
Ein Gedanke schoss Alexej durch den Kopf, ungeheuer und
logisch zugleich.
„Mac – sie braucht Licht!“ Alexej hatte es gerufen, geschrien,
sodass die beiden anderen zusammenfuhren.
Mac schnellte halb empor, Zeder blickte voller Angst, aber
ihre Haltung gab sie nicht auf.
In Alexejs Augen stand ein Leuchten, als er hastig, voller
Leidenschaft, fortfuhr: „Sie assimiliert, verstehst du? Sie hat,
hat“, seine Stimme überschlug sich fast, „es in den Zellen der
Haut.“
Mit zwei Sätzen stand er vor dem Tisch, hinter dem Mac,
noch immer sitzend, mit gerunzelter Stirn und zunehmender
Aufmerksamkeit Alexejs Worten folgte. „Begreife doch!“
Alexej beugte sich über den Tisch zu Mac hinab, begann mit
beiden Händen zu fuchteln und zu examinieren, wobei er sich
jedoch die Antworten immer gleich selbst gab: „Warum sind
Pflanzen grün? Na, weil Chlorophyll in ihren Zellen ist.
Warum ist sie“, er deutete, ohne sich umzudrehen, hinter sich,
„grün? Weil auch in ihren Zellen Chlorophyll ist! Warum bloß
haben wir das nicht früher entdeckt, aber wer denkt denn an so
was! Mac!“ Er langte über den Tisch mit beiden Armen und
rüttelte den Gefährten an den Schultern. „Das ist ungeheuer!
Ihr Körper produziert Sauerstoff! Und ich wundere mich, wie
sie ohne Maske draußen eine solche Kondition aufbringt, dass
sie uns beiden einfach davonlaufen kann.“
Mac stand auf und ging nachdenklich, ab und an den Blick
auf die ruhig Liegende gerichtet, um den Tisch herum, im
Raum umher und schließlich auf Alexej zu. „Könntest Recht
haben“, sagte er, „schau!“
Der Lichtfleck auf dem Boden veränderte seine Form schnell.
Zeder rückte die linke Schulter, die in den Schatten geraten
war, wieder ins Helle.
„Dann müsste sie ja auch weniger Nahrung benötigen.“ Mac
griff Alexejs Überlegung auf. „Und genauso sieht das aus. Sie
hat uns kaum etwas abgenommen.“
Aber Alexej hörte nicht zu. „Mac“, sagte er mit einer
Bestimmtheit, die von vornherein jeden Zweifel ausschließen
sollte, „Mac, sie ist ein – Mensch!“
Mac verstand sofort, wie Alexej zu dieser Behauptung kam.
„Das würde bedeuten, Alexej“, entgegnete er, „dass jemand
jenseits des Erlaubten – verbrecherisch handelt.“ Er lenkte
seinen Blick wieder auf die Liegende, Zorn drang aus seiner
Stimme, und er zeigte mit ausgestrecktem Arm auf Zeder. „…
dass jemand an ihr ein Verbrechen begangen hat.“ Macs
Gesicht war unschwer anzusehen, dass er diesem Jemand an
die Kehle gehen würde, sollte er seiner habhaft werden. „Es
muss ein Ungeheuer sein, das sich so an einem
schwachsinnigen Mädchen vergeht.“
„Selbst ein Wahnsinniger…?“ Alexej schüttelte den Kopf.
„Das geht zu weit, Mac. Wir spekulieren. An das sollten wir
uns halten, was wir wissen.“ In einem leichteren Ton setzte er
hinzu: „Der erste Erfolg unserer Aktion! Wenn wir richtig
vermuten, kann man es ihr schöner machen, ihre
Lebensbedingungen verbessern.“ Alexej sah Mac an und
lächelte. „Nur anziehen darf man sie nicht.“
Mac lachte nicht. „Ich bring den um, der das gemacht hat.
Oder ist dir vielleicht bekannt, dass auf diesem Gebiet offiziell
geforscht wird? Und dann – so ein Ergebnis?“ Wieder wies
Mac auf Zeder.
„Mac, wir sollten Spekulationen wirklich unterlassen. Es
gäbe sicher noch eine Menge anderer Anlässe, die ein
Verbrechen ausschließen und trotzdem“, jetzt nickte Alexej
mit dem Kopf zum hellen Viereck auf dem Fußboden, das
immer mehr schrumpfte, „ein solches Ergebnis hervorbringen.
Ein Unfall beispielsweise. Wenn schon irgendwo genehmigte
Versuche dieser Art stattfinden, an Menschen bestimmt nicht.
Ich hielt das…“ Alexej verstummte. Er schwieg eine Weile
nachdenklich.
„Aber warum denn nicht?“, rief Mac mit bitterem Hohn.
„Noch vor einer Minute hast du dich erinnert, wie sie uns in
der dünnen Atmosphäre leichtfüßig davongerannt ist. Und ich
beobachte sie seit Wochen. Von der Wurst, die ich ihr gegeben
habe, könnte kaum eine Maus satt werden. Und trotzdem, sieh
sie dir an, ist sie unterernährt? Du bist doch ein rationell
denkender Mensch, Alexej.

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