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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Mitstreiter dazu sagen?“
„Ach die!“ Sie lachte und gab ihre Pose auf.
    Dann hatte Allan einen Einfall, und er wunderte sich, dass er
ihm nicht eher gekommen war. „Sag, Gunda, wie lange fliegt
ihr die Marstour schon?“
    Sie blickte ein wenig erstaunt. „Seit etwa – warte“, sie
überlegte, „zehn Jahren vielleicht. Vor fünf Jahren hatten wir
drei Jahre Pause.“ Sie lachte in der Erinnerung. „Haben es aber
ohne die alte Kiste nicht ausgehalten.“ Ein Schatten flog über
ihr Gesicht. „Man wird halt so.“
    Aber Allan interessierte im Augenblick nicht, wie man so
wurde. Die Frage drängte heraus: „Da war vor einigen Jahren
so ein Fall, ein vermisster Passagier, eine Frau… Hast du
zufällig davon gehört?“
    Nur eine Sekunde überlegte Gunda. „Nicht zufällig“, sagte
sie und schüttelte den Kopf. „Wir sind alle darüber belehrt
worden. So etwas passiert ja nicht alle Tage. Zum Zeitpunkt
waren wir unterwegs, aber wie gesagt… Du, da fällt mir ein,
wir hätten dir auch noch einige Verhaltensregeln beibringen
sollen. Spielst du deshalb darauf an?“
    Allan schüttelte den Kopf. „Gibt es jemanden, der über diese
Geschichte etwas mehr sagen könnte?“, fragte er, und es fiel
ihm schwer, seine Erregung zu verbergen.
    Sie zog die Stirn in Falten. „Was willst du mit den ollen
Kamellen? Aber geh mal zu Worms. Er wohnt dort vorn im
ersten Block. Die Wohnung sagt dir jeder. Wenn er es nicht
weiß, brauchst du auch keinen anderen zu fragen. Aber sag,
warum das?“
    Am liebsten wäre Allan davongestürzt. „Es ist eine

Bekannte von mir.“
Sie zog die Mundwinkel nach unten und sagte mit einem
sarkastischen Unterton: „War!“ Und dann wies sie mit
ausgestrecktem Arm auf das Gebäude. „Also, da vorn der
Block. Viel Glück, Schweinehirt!“ –
Alexej Bolscha betrachtete die morgendliche Szene mit
zunehmendem Unwillen.
    Mac kniete vor der Grünen, die apathisch in ihrer Ecke
hockte, und versuchte zum wiederholten Male, ihr Speise und
etwas zum Trinken aufzunötigen.
    Während sie appetitlos noch ab und an einen Schluck Wasser
annahm, lehnte sie jede Nahrung strikt ab.
„Lass!“, knurrte Alexej. „Ich kann’s nicht ersehen.“
Mac fuhr herum. „Aber sie muss doch etwas zu sich nehmen.
Schau, wie sie aussieht!“ Es hörte sich an, als ob ihm
augenblicklich die Nerven durchgehen würden.
In der Tat, ihre sonst pralle, glänzende Haut, die den grünen
Körper so frisch erscheinen ließ, wirkte welk, eingefallen. Ihr
Antlitz zeigte permanente Müdigkeit, obwohl sie viel schlief.
Unter den Augen standen Tränensäcke und sichtbar Ringe,
trotz des dunklen Teints. Sie kümmert dahin, dachte Alexej;
und er nahm sich vor, nun bald zu handeln, die Zentrale zu
informieren. Hinter Macs Rücken? Noch konnte sich Alexej
dazu nicht entschließen. Zunehmend jedoch gewann er die
Gewissheit, dass es anders nicht gehen würde.
Alexej erinnerte sich einer schmerzlichen Episode aus seiner
Kindheit: Ein junger Eichelhäher, noch nicht richtig flügge aus
dem Nest gefallen, umkreischt von den Eltern, bildete das Ziel
seines Begehrens. Er verfolgte ihn durch Gestrüpp, zerriss zum
Ärger der Großmutter die Hosen, zerkratzte sich Beine und
Arme, aber er erwischte das Tier. Er umhegte es liebevoll und
glücklich. Nach einigen Stunden begann der Vogel zu
kümmern, und 24 Stunden später lag er steif im Bauer.
An diesen unglücklichen Eichelhäher dachte Alexej, als er
die Grüne so hocken sah. ,Sie kümmert wie der Vogel.’
Und Alexej erinnerte sich, dass er sich damals tagelang
traurig gefühlt hatte, sich Vorwürfe machte und vornahm,
keine Tier mehr zu fangen.
,Wir dürfen dein Leben nicht aufs Spiel setzen, Zeder’, sagte
er sich.
Sie nannten das grüne Wesen Zeder. Als Alexej den Namen
vorschlug, hatte er an die kleine Zeder gedacht, die er aus der
Taiga mitgebracht und vor das Haus der Großeltern gepflanzt
hatte.
Mac hatte den Vorschlag mit einem Schulterzucken
beantwortet. Also nannten sie sie Zeder.
Aber noch steckte Lebenswille in ihr.
Die Strahlen von Infras leckten über den Fußboden, der helle
Fleck nahm schnell an Intensität zu, blendete förmlich, und
man empfand, wie sich der Plastbelag erwärmte.
Alexej hatte Zeder kurz aus dem Blickfeld gelassen. Als er
sie wieder ansah, bemerkte er Leben in ihren Augen. Ihr Blick
wanderte unstet zwischen Fenster und dem hellen Fleck auf
dem Fußboden. Und plötzlich, mit einem Aufstöhnen – Mac,
der gedöst hatte, fuhr erschrocken

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