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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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plump gebaut mit sehr vielen Plastkomponenten.
Der Beben wegen, fiel Allan dazu ein. Danach folgten Pisten
für Fahrzeuge, Freiluftstapelplätze mit und ohne Materialien
und dann die freie Fläche. Ganz hinten im Dunst einer weiten
Ebene, in den Schlieren der aufsteigenden Luft, glaubte er die
Start- und Landeeinrichtungen und auch Raumfahrzeuge zu
sehen.
    Allan musterte den Horizont. Dem Kosmodrom gegenüber
deutete sich eine Gebirgskette an, die nach einer schier
unendlichen Ebene unvermittelt emporwuchs. In das Flachland
schob sich eine grüne Front hinein, so weit das Auge reichte.
Und Allan erinnerte sich plötzlich an das Werchojansker
Institut, an die Kollegen dort, die gewiss einen hohen Anteil an
der Entwicklung dieser Pseudomarspflanzen hatten, die dafür
sorgten, dass neue, noch schnellwüchsigere die hiesige Flora
bereicherten. Und Allan dachte: ,wären sie doch bei den
Pflanzen geblieben oder meinetwegen auch bei Tieren. Aber
vermengen hätten sie Tiere und Pflanzen vielleicht doch nicht
sollen…’
    Allan blickte hinunter in das Lagergelände. Er konnte einen
Teil der Koppel übersehen, und es war ihm, als liefen dort
einige seiner Schweine bereits munter umher. Einen
Augenblick empfand er Genugtuung darüber, dass nicht er,
sondern Mitarbeiter des hiesigen Bioamtes die Tiere bis zur
Freigabe zu betreuen hatten, dass sie nach Anweisungen aus
dem Institut diese merkwürdige Krankheit kurieren mussten,
die ihm unerwartet nun acht Wochen Freizeit gewähren würde.
    Aber eigenartigerweise fühlte er sich beim Gedanken an
diesen zusätzlichen Urlaub nicht mehr so froh. Auch Spannung
und Entdeckerfreude hatten nachgelassen. Er sah wieder in die
Ebene hinaus, und es wurde ihm bewusst, wie unsinnig es sein
musste, hier Spuren nachzugehen, die vor Jahren gezogen
wurden, sehr dünn gezogen wurden. Wo beginnen? Und was
sollte wirklich dabei herauskommen?
    Alle zwei Jahre wechselten die Besatzungen. Jeder Mensch
hier hatte seine bestimmte Aufgabe. Wer würde das geringste
Interesse zeigen für eine absurde Idee?
    Statt Vorfreude hatte ein anderes Gefühl von Allan Besitz
ergriffen. Und beim Anblick dieser öden Weite, die auch durch
das Grün nur wenig von ihrer Trostlosigkeit verlor, wurde er
sich über dieses Gefühl klar: Angst, Angst vor diesen zwei
Jahren. Er und Sylvester allein mit Hunderten von Schweinen,
Apparaturen und der Zeit.
    Ob die Erinnerungen an die letzten schönen Monate im
Institut ihn über diese Spanne hinwegtragen würden, begann er
zu bezweifeln. Die Jahre vorher trugen jedenfalls nicht…
Allan stieg nachdenklich die Treppe hinab. Auf seine
Umgebung achtete er nicht mehr. Er erschrak, als er plötzlich
angesprochen wurde.
    „Hallo, Schweinetreiber
– machst einen recht mickrigen
Eindruck! Gefällt dir der Rote nicht, oder sind deine Tierchen
ausgebüxt?“
    Über die Hecke zur Rechten blickte die hübsche Gunda, die
Navigatorin von der Crew des Frachters. Ihr langes rötliches
Haar kontrastierte wohltuend mit der weißlichen mit kleinen
Sommersprossen übersäten Haut des bloßen Oberkörpers. Ihre
Brust berührte die Ranken, und eine Sekunde dachte Allan,
dass das wohl ordentlich stacheln müsste. Flüchtig nahm er
wahr, dass auf der Terrasse der Rest der Mannschaft lümmelte,
ohne ihm die geringste Aufmerksamkeit zu schenken.
    „Du…!“, rief Allan überrascht. Er schob fahrig die
Halbmaske in die Stirn. Die plötzliche Begegnung hatte ihn
etwas verwirrt. „Nein, wieso?“, setzte er nicht eben sicherer
hinzu. „Alles in Ordnung!“
    „Du siehst nicht so aus“, bemerkte sie spöttisch, dann wurde
sie überraschend ernst und sagte in einem Ton, den er an ihr
nicht kannte: „Bist nicht gerade zu beneiden. Da fliege ich
lieber im Jahr viermal hin und her.“
    Irgendwie empfand er es als sehr wohltuend, was und wie sie
es sagte. „Jemand muss es schließlich machen“, sagte er und
zuckte mit den Schultern.
    „Mehr wären besser!“ Und dann sprang wieder der Spott in
ihr Gesicht. Sie strich das Haar zurück, straffte ihren Körper.
„Zum Beispiel sollte ich mit von der Partie sein. Na, wie
wär’s?“
    Allan ging auf ihr Spiel, wie vor kurzem noch bei solchen
Frotzeleien im Transporter, ein. Er musterte sie, zumindest das,
was er von ihr sehen konnte, eindringlich mit krauser Stirn. Sie
drehte sich mit einer Hand im Haar wie vor einem Spiegel.
„Nicht schlecht, nicht schlecht“, sagte Allan. „Das wär’ schon
etwas, aber was würden deine zwei

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