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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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albern vor. Er stand in der Ebene, so weit das Auge
reichte, geharschter Sand. Zur Linken, in der Ferne, flirrend im
Licht Kalines, ein Hügelzug, im Rücken die flachen Gebäude
des ehemaligen Kosmodroms.
Er sah der Postmaschine hinterher, die ihn nach vier Tagen
wieder aufnehmen würde. Und er ahnte, wie enttäuscht er sein
würde, und das, nachdem er ungeduldig die Zeit im
Kosmodrom verbracht hatte, in der Befürchtung, Sylvester
Reim könne bereits eintreffen, bevor er auf den Spuren Annes
war. Er fühlte sich daher erleichtert, als er nach einer Woche
endlich zum alten Raumschiffhafen hin aufbrechen konnte.
Sylvester hinterließ er eine Nachricht, dass er das
Einsatzgebiet schon einmal inspizieren und dort feststellen
wolle, was sie alles noch benötigen würden, um es sich
einigermaßen nach ihren Wünschen einzurichten.
„Das hätte ich mir ersparen können“, sagte er.
Er warf den Sack auf den Rücken und ging auf das Gebäude
zu, das früher vielleicht einmal dem Flugpersonal als Herberge
gedient haben mochte.
Allan stieß die Tür auf und sah sich um. Alles schien gut
erhalten. Und obwohl man ihm erklärt hatte, weshalb dieser
Hafen vor Jahren aufgegeben worden war, schien es ihm nun
angesichts des Objekts durchaus nicht einleuchtend. Er hatte
sich Ruinen vorgestellt. Allerdings, wenn die Wissenschaftler
meinten, dass gerade hier der Berge wegen beste
Voraussetzungen bestünden, einen See anzulegen, dann
werden sie wohl Recht haben. Und alles war eben anfangs
nicht vorhersehbar.
Überall lag eine dünne Schicht feinen roten Staubs. ,Haben
sie eben doch nicht alles befestigen können mit ihrer
Harschmethode’, dachte er. Und er erinnerte sich an das
Aufsehen, das dieses Verfahren verursacht hatte.
Dann entdeckte Allan die Fußspuren. Er setzte das Gepäck ab
und betrachtete die Eindrücke, die ihm ziemlich frisch
schienen. Einerseits war er nicht sehr verwundert, hier Spuren
vorzufinden, andererseits konnte er sich nicht ohne weiteres
erklären, aus welchem Grunde an einem abgelegenen Ort solch
ein Begängnis stattfand. Erstaunlich schien lediglich, dass die
meisten der Spuren von nackten Füßen herrührten und – er sah
genauer hin
– offenbar von ein und derselben Person
stammten. Deutlich ließen sich alte von jüngeren Abdrücken
unterscheiden, ein Zeichen, dass dieser Ort öfter besucht
wurde. Dann entdeckte Allan Abdrücke von leichten
Sicherheitsstiefeln, wie sie zur Ausrüstung gehörten. Er
unterschied zwei Größen, die vermutlich zum selben Zeitpunkt
abgedrückt worden waren.
Neugierig geworden, ging er der Fährte nach. Er gelangte in
einen Raum, in dessen Mitte ein Berg von Lumpen,
zerrissenen Decken und Arbeitskleidern lag. Daneben befand
sich ein großer Klumpen eines vertrockneten Gewächses, das
an Moos erinnerte.
Was, um alles in der Welt, haben sie hier gesucht? Vor allem
der Barfüßige, der offenbar länger hier weilte?
Allan flößten die Hadern und das undefinierbare Knäuel
Unbehagen ein. Der Nebenraum, leer und ohne Spuren, sagte
ihm mehr zu. Ungeachtet des feinen Staubs errichtete er seine
Luftmöbel.
Es wird Zeit, dass ich mich auf das Künftige einstelle, mich
an die Einsamkeit gewöhne. Und ihm wurde bange, wenn er an
die zwei Jahre dachte, die vor ihnen standen.
,Und ich Dussel reise schon vor der Zeit an!’
Aber rings um die Station ist es grün. Vom Flugzeug sah es
wie Wald aus. Und mehr Komfort ist dort auch…
Allan Nagy war sich schon im Kosmodrom mehr und mehr
bewusst geworden, wie unsinnig sein Vorhaben war, eine Spur
von Anne zu finden, und das um so deutlicher, seit er mit
Worms, dem Marsopa, gesprochen hatte. Schon dessen
Wohnung musste man gesehen haben: Museum! Allan kam es
vor, als sei mindestens von jedem Quadratkilometer
Marslandschaft eine Probe, ein Exponat zu finden. Und Worms
passte da hinein! Allan erschrak, als er ihn erblickte. Es schien,
als hätte der Marsboden seine Farbe auf die Haut des Alten
übertragen. Rötlichledern wie geselchtes Syntexfleisch und
knittrig wie gebrauchte Aluminiumfolie sah er aus.
Allan hatte erfahren, dass dem Alten jedes Jahr offiziell
angeboten wurde, unter besten Bedingungen auf die Erde
zurückzukehren, dort zu wohnen. Und natürlich stand es
Worms ohnehin frei, die nächste Reisegelegenheit zum
Heimatplaneten zu benutzen. Aber sein Leitspruch blieb: „Er
soll mich haben, aber weil ich es will!“
Schon drei Mal hatte man den Alten in den Wüsten als
verschollen aufgegeben. Unter den

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