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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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die
haarsträubendsten Geschichten, die sie angeblich alle erlebt
hätte.
Zwar unverrichteter Dinge, aber keineswegs ärgerlich,
verließ Sylvester die Siedlung. Hier war gut wohnen! Als er
dagegen an Werchojansk dachte, verzog er den Mund. Und es
halfen ihm auch seine Vorhaltungen nicht, dass es trotz aller
Klimatisierung und Modernität Orte geben musste, die im
Urzustand verblieben. Nur – machten sich die Menschen darin
nicht sowieso etwas vor? –
    Sie verbrachten drei vergnügliche Tage in Nowosibirsk. Und
Sylvester machte Alina klar, dass zu sibirischen Studien ein
Besuch des Industriegiganten am Amursker Meer gehörte, was
Alina ohne Widerrede einsah. –
    Mac O’Man hatte übermäßig viel zu tun in diesen Tagen,
sodass er mitunter meinte, das Pensum nicht länger bewältigen
zu können. Dabei handelte es sich um Aufgaben, die er sich
ausschließlich selbst gestellt hatte. Um so mehr fühlte er sich
verpflichtet, sie auch zu lösen. Als er sich nach Alexejs
Arbeitsanteil gedrängt hatte, handelte er in dem Glauben,
dieser würde es so als durchaus angenehm empfinden, sich
nicht etwa beiseite geschoben fühlen. So gut kannte er seinen
Gefährten, einen, wie man sich ihn nicht besser wünschen
konnte, der aber eben nicht mehr war als ein Gefährte. Anfangs
hatte er gedacht, sie könnten Freunde werden. Oft hatte Mac
bedauert, dass er sich nicht mehr bemüht hatte, gemeinsam mit
Kim eine Marsstation zu übernehmen. Vielleicht hätte er sich
der Kommission gegenüber sogar durchgesetzt, wenn Kim
selbst ein wenig mehr Interesse gezeigt hätte. Sie gab sich da
altmodisch:
    Die Zeit der Trennung wäre gleichzeitig eine Zeit der
Bewährung. Da konnte man nichts machen.
Nun, die verbleibende Frist würde auch noch vergehen. Und
mit Alexej jetzt vielleicht besser als mit Kim.
Trotz des fast doppelten Umfangs der Arbeit hätte sich Mac
zugetraut, seine Aufgaben zufriedenstellend zu erledigen, hätte
er sich nicht vorgenommen, täglich längere Zeit am Roten
Felsen Beobachtungsposten zu beziehen. Und diese Stunden
mussten erst einmal herausgearbeitet werden! Denn über eins
war sich Mac im Klaren: Wurde festgestellt – ob von Alexej
oder von der Zentrale, blieb dabei beinahe gleich –, dass die
Leistung nachließe und unter den Durchschnitt sänke, gäben
sich Experten und Kommissionen die Klinke in die Hand, und
jede Nebenbeschäftigung könnte abgeschrieben werden. Also
schuftete Mac, um einerseits die Aufgabe zu erfüllen – und im
Augenblick lagen sie gut im Rennen – und um andererseits
aber seiner, ja, fixen Idee – nein, es war längst mehr: Mac
nannte es bei sich in kindlicher Manier manchmal „mein
Rätsel“ – nachgehen zu können.
Vier Tage hintereinander hatte er ergebnislos beobachtet,
zweimal den Cañon überquert, und dabei die Fußabdrücke
gegossen. Immerhin vermittelten ihm diese, dass er nicht
spann, dass draußen beim verfallenen Signal jemand diese
Abdrücke hinterlassen hatte und dass dieser Jemand identisch
war mit einer gutgewachsenen grünlichen Frau unbekannter
Herkunft. –
    Mac bepackte sich mit einer Regenhaut. Zwar war nicht sicher,
dass der angesagte Regionalregen wirklich stattfinden würde.
Das Funktionsmuster dieser neuesten Kreation der
Meteorologen war im Augenblick mehr Muster als Funktion.
Aber
– wann in der Menschheitsgeschichte wäre auf
Meteorologen je Verlass gewesen!
    Mac fühlte sich zuversichtlich wohl. Er hatte seine Krise
überwunden, seit er die Abdrücke im Ablagefach wusste.
Noch nicht einmal die zwölf Stunden vergeblicher Suche
nach dieser Frau hatten ihn entmutigt. Tätig ausgefüllte Tage
hatten ihn stets befriedigt, und seine Tage waren mehr als
ausgefüllt. Anfangs hatte er Muskelkater und fühlte sich
abends wie zerschlagen, aber diesen Zustand hatte er
überwunden. Und eins war gewiss: Über kurz oder lang ließ
sich das Rätsel lösen!
Mac hatte noch keinen Kilometer in Richtung des Roten
Felsens zurückgelegt, als leichter Regen fiel. Er sah in den
rötlichen Himmel. Scharf abgegrenzt zog da ein Wolkenband,
stieg hinter der Station, vielleicht drei, vier Kilometer breit, aus
dem Horizont. Die vordere Front hatte den Roten Felsen
erreicht, als der Befehl zum Abregnen kam. Es schien die
weiße Sonne, und Mac sah sich unwillkürlich nach dem
Regenbogen um, der ganz sicher entstehen würde. Gleichzeitig
mokierte er sich über diese Marsregenimitation. Er erinnerte
sich, wie er als Junge vom Hügel über der Farm die
heranjagenden

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