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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Haben sich ja fast überschlagen im Videor, als sie über
eure Leistung berichteten.“
„Zu Recht, völlig zu Recht“, rief Alexej gewollt angeberisch.
Er lächelte. „Hast du dir unsere Fläche mittlerweile einmal
angesehen? Es lohnt sich!“
„Noch nicht.“ Chris zog eine Grimasse gespielten Bedauerns.
„Aber ich melde mich. Es muss ja nicht unbedingt in eine
tierisch ernste Inspektion ausarten.“
Nachdem sich Alexej von Chris verabschiedet hatte, tat er
unter allerlei Vorwänden etwas Ähnliches wie Mac vor Tagen,
nur geschickter. Die Quintessenz seiner Fragen war jedoch die
gleiche: Hatte sich einer der Nachbarn – Alexej schloss, da er
die Zielrichtung von Macs Recherchen nicht kannte, die
Männer mit ein – zufällig auf dem Territorium der Station
1017 befunden?
Das Ergebnis blieb negativ. Offenbar hatte niemand das
Bedürfnis, außerhalb seiner Tätigkeit in der eigenen Station
aus blankem Interesse in fremden Revieren nachzusehen. Blieb
nur, so schloss Alexej, dass sich jemand heimlich in ihrem
Gebiet zu schaffen machte. Er schüttelte bei dem Gedanken
den Kopf, weil er sich dafür absolut kein Motiv vorstellen
konnte. Und er entdeckte auch sofort einen Widerspruch:
Spätestens nach Macs ziemlich auffälliger Rundfrage hätte ein
Eindringling gewarnt sein müssen. Und Chris’
Kunstharzlieferung und damit die Fußabdrücke lagen
wesentlich später.
Oder sollte es kein Nachbar sein, sondern jemand von einer
entfernten Station? Heimliche Kontrolle? Unsinn! Die Motive
wurden immer unwahrscheinlicher. Eine Kontrolle ergab sich
aus den regelmäßigen Luftaufnahmen. Und wenn man die
Menschen beobachten wollte, aus medizinischpsychologischen Gründen vielleicht, dann brauchte man nicht
draußen im Gelände und noch dazu barfuß herumzulaufen.
Bliebe ein pathologischer Fall! Einen Augenblick gefiel
Alexej dieser Gedanke. Er könnte einiges erklären. Aber dann
verwarf er auch ihn wieder. Längst wären Suchaktionen
eingeleitet, zumindest wäre über den Zentralinformator
benachrichtigt und gewarnt worden.
Und wenn Mac dieser Fall ist?
Alexej gab auf. Er kam zu keinem vernünftigen Schluss. Der
Schlüssel lag bei Mac. Aber wenn der es nicht für nötig hielt,
den Gefährten einzubeziehen, wie weit hatte er, Alexej, das
Recht, in ihn zu dringen, ihn zur Rede zu stellen. Es schien, als
resultierte aus dieser Geheimnistuerei keine allgemeine
Gefährdung. Deshalb machte sich auch eine Meldung nicht
erforderlich. Schließlich nahm sich Alexej vor, das Verhalten
des Gefährten zu respektieren. Aber er durfte die
Angelegenheit auch nicht auf sich beruhen lassen. Er würde
Mac beobachten, das war sicher, und er würde versuchen, ohne
dem Mann zu nahe zu treten, Licht in die Geschichte zu
bringen, zumindest aber Klarheit für sich zu schaffen. –
    Sylvester Reim hatte sein Vorhaben, die düstere Historie um
die Faunella aufzuhellen, nicht aufgegeben, trotz des
Misserfolgs mit Nagy. Dieser, verdrossen, wollte nicht einmal
gedanklich, „mit denen im Institut“ zu tun haben.
    Freilich, Sylvester sah eine Reihe von Möglichkeiten, sich
offiziell um Informationen zu bemühen. Das hätte aber
bedeutet, sich gegen den Willen der Leitung zu stellen, und das
schien ihm unangebracht. Schließlich hatte er die Absicht, bei
der Faunella-Gruppe zu bleiben. Also musste er sich,
zumindest in der nächsten Zeit, zurückhalten. Aber er kannte
sich gut genug, um zu wissen, dass er, sollte er so nicht zum
Ziel kommen, eines Tages auch Misshelligkeiten in Kauf
nehmen würde. ,So kennen sie mich hier noch nicht’, dachte er
mit sarkastischem Grimm. Saß erst einmal etwas in seinem
Denken, entwickelte sich das zu einem permanenten
Verbohrtsein, zu einer zwanghaften Vorstellung: oft ging es so
weit, dass er im Eifer die eigentliche Ursache aus den Augen
verlor und sich gar nicht mehr mühte, zu prüfen, ob das, was er
tat, im gegebenen Augenblick überhaupt noch angemessen
war. In Minuten der Selbstbesinnung wurde er sich durchaus
klar über das Unsinnige in seinem Verhalten, aber wenig später
hatte er sich bereits wieder in seine Vorstellungen verrannt.
,Eben Charakter’, sagte er sich dann. Da kann man nichts
machen.
    Schon oft hatte ihn Alina auf diese Wesenseigenheit
aufmerksam gemacht. Und einige Male war es ihr gelungen,
ihn umzustimmen, was ihn veranlasste, anzunehmen, dass er
wahrscheinlich „noch zu retten“ sei.
    Aber hier – mit der Faunella – lag das anders. Hier wurde
Doppelarbeit angeordnet, na

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