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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Station sein. Wird es
gehn?“
„Na hör mal!“ Mac spottete. „Der Chef rief, und alle, alle
kamen.“ Doch plötzlich, als wäre ihm etwas Schwerwiegendes
eingefallen, fragte er hastig und ernst: „Wird es lange dauern –
und worum geht es?“
„Du machst mir Spaß“, klang es zurück. „Ich bin ein
Diensthabender, kein Eingeweihter. Ihr müsst schon selber
wissen, was ihr ausgefressen habt. Also – alles klar?“
„Klar“, antwortete Alexej.
Ein Zirpton verriet, dass sich der Diensthabende aus dieser
Frequenz ausgeschaltet hatte.
„Verdammt!“, fluchte Mac. Und Alexej verstand, wie er es
meinte. Ihm selbst war ebenfalls nicht nach Zentrale zu Mute.
Sie hatten hier ihre Aufgabe, jetzt im doppelten Sinn. Wer
weiß, was die sich dort, so kurz vor Toresschluss, hatten
einfallen lassen. Allerdings – eine Kopfwäsche konnte es wohl
kaum werden…
„Ach was“, sagte Alexej. „Sie läuft nicht weg. Wir setzen die
Maschine nicht um und stellen die Dusche an. Außerdem
wissen wir jetzt, wo sie wohnt.“ –
Alexej und Mac empfanden das Ungewöhnliche
gleichermaßen, ohne sich verständigen zu müssen.
    Das Flugzeug war auf dem Dach des Hauptgebäudes des
Kosmodroms gelandet, und der „Persönliche“ des Chefs hatte
sie verdächtig höflich empfangen. Schließlich gehörten zur
Zentrale Nord 7 nahezu 500 Stationen mit rund 1000 Leuten
im Außendienst, von Mitarbeitern für operative Aufgaben ganz
abgesehen.
    Obwohl der Referent es offenbar eilig hatte, den Besuch in
der Direktion abzuliefern, trat Alexej, gefolgt von Mac, an die
Dachbrüstung, und sie sahen hinunter.
    „Ganz schön verändert“, stellte Mac anerkennend fest. „Baut
ihr die Zentrale hier besonders aus?“, fragte er, an den
Referenten gewandt.
    Der zog ein geheimnisvoll-unwissendes Gesicht. Aber Mac
schien ohnehin keine Antwort erwartet zu haben. Er sprach
schon weiter: „Ich war unlängst in der Süd vierzehn. Dort ist
alles beim Alten.“
    Sie sahen in den unfertigen Neubau einer langgezogenen
Halle hinein, die in lauter von oben winzig wirkende Fächer
und Boxen aufgeteilt war. An einem Ende hatte die
Dachmontage begonnen. Daneben sah man Fundamente und
Maschinen, die große Lüfter sein mochten. In einiger
Entfernung befand sich ein Parkplatz mit Spezialfahr- und
-flugzeugen. Gemeinsam war ihnen ein käfigartiger Anbau.
„Wie für eine Tierfangexpedition“, spöttelte Alexej.
    Große Lager eines aufgerollten grobmaschigen Gewebes gab
es zu sehen, und in einem Schauer ohne Seitenwände stapelten
sich Säcke zu Tausenden.
    „Muss eine größere Sache sein“, bemerkte Mac. „Ich habe
das unbestimmte Gefühl, Alexej, dass das mit unserem Besuch
hier im Zusammenhang steht.“
    „Kollegen, wir werden erwartet“, mahnte der Referent. Sie
folgten ihm zögernd.
Seinerzeit, als sie den Marsdienst begannen, hatte sie der
Direktor begrüßt – alle im großen Saal des Hauptgebäudes.
Seitdem hatten sie ihn nicht wieder zu Gesicht bekommen,
abgesehen von gelegentlichen Videosendungen, in denen er
Journalisten Interviews gewährte oder irgendwelche
Stellungnahmen abgab.
Und nun empfing er sie persönlich – und, sie spürten das
sofort, als sie in das Zimmer komplimentiert wurden, offenbar
zu einem Plauderstündchen. Ein Ecktisch trug Teeschalen,
einen Samowar und Essbares.
Mac fand gerade noch Zeit, Alexej zuzuraunen: „Da ist etwas
oberfaul!“, als ihnen Pawel Vlcek schon mit ausgestreckten
Armen entgegeneilte.
Der Direktor mochte 45 Jahre alt sein. Er trug einen blonden
Vollbart, besaß noch dichtes Haupthaar und sah im Übrigen
aus wie eine Figur aus einem Abenteuerroman von Jack
London. Seine hellen Augen erfassten flink das Umfeld, und
wenn er sie zu schmalen Schlitzen kniff, konnte man den
Eindruck haben, dass er irgend etwas für wert gefunden hatte,
es in seinen internen Speicher fließen zu lassen. Er hatte gut
seine 180 Zentimeter und einen Bauchansatz. Man sagte ihm
nach, dass er früher aktiv Sport getrieben hätte. Ob er ein guter
oder schlechter Manager war, konnten Alexej und Mac nicht
beurteilen. Sie hatten mit ihm nie unmittelbar zu tun. Die
fachlichen Belange und das Organisatorische der Arbeit ließen
keine Wünsche offen. Alles andere hatte sie nicht interessiert.
„Wie geht es, Kollegen, wie fühlt man sich so kurz vor dem
Finale?“ Der Direktor goss Tee ein.
Die beiden wussten nicht, wie ihnen geschah.
Alexej hatte sich als Erster gefangen. Er ging auf die
nichtssagenden Worte ein und

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