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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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ähnlich hieß es da. Nun,
Psychologen würden daraus sicher einen Zusammenhang zu
den Eskapaden im Institut drechseln. Aber – dessen war sich
Allan längst bewusst geworden – der Individualismus durfte
nicht dazu führen, dass allgemeine Normen des
Zusammenlebens verletzt wurden. Soweit hatte er sich
analysiert, und soweit hatte er begriffen.
„Du träumst, Allan!“, sagte Marie, und sie sah ihn von unten
her mit Spott in den Augenwinkeln an.
Er lächelte und nickte. „Ich habe ein wenig überlegt, warum
Menschen ihre Fähigkeiten nicht voll einsetzen. Ist es wirklich
nur eigene Bequemlichkeit, Trägheit? Doch wohl nur bei den
Wenigsten.“
„Es sind nur wenige!“, warf Marie ein. „Die Möglichkeiten,
zu hemmen, sind vielfältig. Sein…“, sie zeigte in die Richtung,
aus der sie gekommen waren, „Schaden ist nicht so groß wie
der, den du verursacht hast.“
Allan Nagy ging auf ihren Ton ein. „Aber solche wie ich sind
– hoffentlich – noch seltener.“
Marie lachte. Dann sah sie über die Ebene hinweg zum
Horizont. „Allan“, sagte sie leise, nachdenklich, „deine
eigentliche Bewährung beginnt erst noch. Es wird dort sehr
viel schwerer für dich werden als hier. Eine echte
Bewährung… Ich wünsche dir, dass du sie bestehst. Hier hast
du bestanden, aber – wie gesagt – hier war es einfacher.“
„Ich weiß, Marie“, antwortete er. „Aber ich bin guter Dinge.
Den festen Vorsatz, nicht zu verzagen und zu versagen, habe
ich.“ –
Mac O’Man achtete darauf, keine plötzliche und unstete
Bewegung zu machen. Langsam und vorsichtig stieg er den
Hang hinunter zu der Badenden.
Alexej und er hatten es sich flüsternd ausgemacht, dass er,
der Vertrautere, gehen sollte.
Alexej fühlte sich glücklich, weil, wie es schien, alles noch
einmal gut verlief. Offenbar hatte sie nur ein
Kurzzeitgedächtnis, wenn überhaupt eins. Plötzlich kam ihm
eine in diesem Zusammenhang absurde Erinnerung: Man
konnte in der Taiga ein und denselben Burunduk mit derselben
Falle mindestens drei Mal in drei Tagen wieder fangen, wenn
man ihn zwischendurch freigelassen hatte. Der kapierte
nichts… Gleichzeitig aber mit der Erinnerung befiel Alexej
Traurigkeit. Er ahnte die Schwere der Schädigung, unter der
die Grüne litt.
Mac hatte die Maschine erreicht, ging geschickt von der Seite
auf die Duschende zu.
Keine besondere Reaktion von ihr. Sie seifte sich wieder ein,
als Mac es ihr vormachte – ohne Seife –, und es schien, als sei
alles beim Alten.
Die Gefährten hatten sich ausgemacht, dass Alexej nach
einiger Zeit Mac folgen sollte, auch zur Gewöhnung, wie Mac
meinte. Alexej war jedoch zu feige gewesen, vorzuschlagen,
das Wesen wieder mit zur Station zu nehmen. Mac schien so
glücklich, dass Alexej fürchtete, er könne prinzipiell ablehnen,
und dann würde es um so schwerer sein, ihn später
umzustimmen.
Nun, da sie noch da war, sah Alexej keinen Grund, ein, zwei
Tage lang auf Macs Wünsche nicht einzugehen.
Alexej sah den beiden interessiert zu. Ihm fiel ein Mal mehr
auf, wie schön diese Frau war. Die Spuren der Gewalttoilette
waren noch sichtbar, ihr Haar fiel lang und glänzend auf die
olivfarbenen Schultern und bildete einen harmonischen
Kontrast zur Farbe der Haut. Die Grüne schien, dachte man
sich Mac im zerknitterten, plumpen Anzug fort, einem
exotischen Märchen entstiegen zu sein.
Alexej sah nach der Uhr. Noch drei Minuten, dann sollte er
Mac bei der Betreuung ablösen. Aber bevor er sich zum Gehen
anschickte, summte energisch der Rufer des Handfunkgeräts.
Gleichzeitig nahm Alexej wahr, wie Mac unten an der
Maschine überrascht zusammenfuhr – sein Apparat rief auch –
und wie die Grüne einen Augenblick innehielt und lauschte,
dann aber wie zufällig ihr Bad beendete, zielstrebig, aber
wieder nicht fluchtartig, den Platz verließ und leichtfüßig den
Klippen zulief. Noch ehe Mac reagierte, wahrscheinlich wollte
er jedoch gar nicht eingreifen, verschwand sie hinter den ersten
Felsen.
Alexej stellte die Verbindung zur Station her. Als er sich
ordnungsgemäß meldete, tönte die Stimme des
Diensthabenden der Zentrale: „Alexej Bolscha, Mac O’Man.
Der Chef bittet euch…“ – zwischendurch hatte sich auch Mac
empfangsbereit erklärt, er und Alexej waren aufeinander
zugegangen und nur noch einige Meter voneinander entfernt.
Bei dem Wort „bittet“ sahen sie sich überrascht an und
schnitten Grimassen – „morgen um neun Uhr in die Zentrale.
Ein Flugzeug wird um acht an eurer

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