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Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Titel: Die Maschen des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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rasierst dir nicht die Beine?“, fragte Courtney entsetzt. „Das mache ich praktisch jeden Tag.“
    „Annie auch.“ Bethanne zuckte die Schultern. „Das habe ich mir irgendwann mit dreißig wieder abgewöhnt.“
    „Was ist mit dir, Court?“, erkundigte ich mich und benutzte die Kurzform ihres Namens. „Wirst du weiterhin Zeit haben, an den Treffen teilzunehmen?“
    „Ich werde kommen, bis die Schule anfängt. Vielleicht schaffe ich es auch danach, aber vorher muss ich noch mit meinem Schulberater sprechen. Ich glaube, so wie mein Stundenplan für Dienstag aussieht, könnte es klappen.“
    „Hey“, meldete sich Elise, „wer sagt denn, dass wir uns um dieselbe Uhrzeit treffen müssen? Wir können es ja auch nach der Schule stattfinden lassen, dann kann Courtney auf jeden Fall mitmachen. Wäre das für alle anderen in Ordnung?“
    Sofort stimmten alle im Chor zu. „Drei Uhr dann“, verkündete ich.
    Die Türglocke bimmelte, und eine meiner bisher liebsten Schülerinnen betrat den Laden. „Jacqueline!“, rief ich erfreut. Es war schon zwei Wochen her, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Sie kam sonst regelmäßig freitags zur Wohltätigkeits-Handarbeitsgruppe, war aber mit ihrem Mann verreist gewesen.
    „Ich bin zurück aus New York City und hier, um meinen Wollvorrat aufzustocken“, erklärte sie. Alle am Tisch kannten Jacqueline, deshalb war es nicht notwendig, sie vorzustellen.
    Sie hatte wieder diesen einen bestimmten Blick, den ich schon kannte. Dieser Ausdruck war regelmäßig in den Augen derer zu sehen, die verrückt nach Wolle sind. Jacqueline gehörte zu meinen besten Kundinnen. Sie konnte es sich leisten, so viel Garn zu kaufen, wie sie wollte, und das tat sie auch ohne Einschränkung. Vor Kurzem hatte sie mir erzählt, dass Reese extra für sie einen kleinen Nebenraum im Haus für ihre Wollvorräte eingerichtet hätte. Ich beneidete sie um so viel Platz. Auch hatte Jacqueline immer die Absicht, jedes einzelne Knäuel, das sie kaufte, zu verarbeiten – wenn ihr ein passendes Projekt dafür einfiel. Auch mir schwirrten immer tausend Ideen im Kopf herum, die ich ausarbeiten wollte. Wir beide besaßen wohl mehr Wolle, als wir jemals im Leben verbrauchen konnten.
    Jacqueline setzte sich neben Elise und bewunderte ihre Arbeit. Sie neigte dazu, das Gespräch an sich zu reißen, aber es machte niemandem etwas aus. Ihre Begeisterung für die Wollsorten und das Stricken wirkte ansteckend.
    Das Telefon klingelte, und meine tüchtige Schwester nahm ab. Ich achtete nicht besonders darauf. Aber als sie den Hörer auflegte und zum Tisch herüberkam, sah ich, dass ihr sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war.
    Sie legte mir die Hand auf die Schulter. „Es geht um Mutter“, brachte sie mühsam hervor. „Wir müssen sofort ins Swedish Hospital.“
    „Was ist passiert?“ Mir klopfte sofort das Herz bis zum Hals.
    „Sie ist zusammengebrochen – die Nachbarin fand sie auf der Veranda. Niemand weiß, wie lange sie da gelegen hat.“
    Ich sprang von meinem Stuhl auf, bereit, sofort loszustürzen, als mir klar wurde, dass ich den Laden voller Kundinnen hatte. Mehrere Frauen sahen sich bei den Regalen mit der Wolle um, eine blätterte gerade durch die Musterkataloge. Abgesehen von meinen Schülerinnen …
    „Geh“, sagte Jacqueline. „Ich kümmere mich darum, bis du zurück bist. Geh einfach.“
    „Kann ich irgendwie helfen?“, bot sich Elise an.
    „Und ich?“, fragte Bethanne.
    „Ich kann auch länger bleiben“, sagte Courtney.
    Ich war vor Dankbarkeit über diese Freundlichkeit und Anteilnahme sehr gerührt. „Danke, ich danke euch allen so sehr.“ Diese Frauen waren wirklich mehr als Kundinnen oder Schülerinnen. Sie waren meine Freundinnen.
    Margaret wartete bereits mit der Tasche in der Hand, während ich meine holte. Als ich aus dem Büro kam, war Brad gerade mit einer Lieferung eingetroffen. Er stand neben der Tür.
    „Wir müssen gehen“, erklärte ihm Margaret und unterschrieb den Lieferschein. „Es geht um unsere Mutter. Sie ist gerade ins Krankenhaus gebracht worden.“
    Er blickte mich besorgt an. „Ist es ernst?“
    „Ich weiß es nicht“, erwiderte ich. „Im Moment weiß ich noch gar nichts.“ Ich konnte mich nicht beherrschen. Mein Bedürfnis nach Trost, nach
ihm
war so groß, dass ich den Arm nach ihm ausstreckte. Ich brauchte seine Nähe, nur ein letztes Mal, um Mut und Kraft daraus zu schöpfen. Er schien es sofort zu verstehen und nahm mich in seine

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