Die Maschen des Schicksals (German Edition)
von selbst mit einer Erklärung herausrückte. Es ist immer noch nicht ganz einfach, den richtigen Weg zu finden, um sich meiner Schwester zu nähern.
„Sieht aus, als hättest du ein gutes Wochenende gehabt“, bemerkte ich schließlich vorsichtig.
„Auf jeden Fall.“ Sie hüpfte fast auf dem Weg durch den Laden nach hinten. Ich folgte ihr ins Büro.
„Habt ihr was Schönes unternommen?“, wollte ich wissen. Dabei dachte ich an ein Dinner im Restaurant oder einen Kinobesuch.
„Es war besser, als du dir überhaupt vorstellen kannst!“ Sie strahlte mich förmlich an. Das war kein typisches Margaret-Lächeln, das oft ein wenig gequält wirkte, sondern ein offenes und entspanntes, das ihr ganzes Gesicht verwandelte und es zum leuchten brachte.
„Ja?“ Ich platzte fast vor Neugierde.
Sie öffnete ihre Tasche und zog einen Briefumschlag heraus, den sie mir mit einer theatralischen Geste überreichte.
„Was ist das?“
„Mach auf und sieh nach.“
Ich muss zugeben, ich war so gespannt, dass ich den Umschlag ohne große Umschweife aufriss. Darin lagen eine Karte und ein Scheck. Ich sah die Summe und schnappte nach Luft – sie entsprach genau der Höhe des Bankkredits, den ich aufgenommen hatte. Zehntausend Dollar. Auf der Karte stand ein Dankeschön an mich, von meinem Schwager und Margaret unterschrieben.
„Was … wie …“, stammelte ich, vollkommen perplex.
„Matt hat einen wundervollen neuen Job.“
Ich nahm an, dieser Job hatte nichts mit Renovierungen zu tun. „Das Geld …“
„Ein Einstellungsbonus.“
„Aber …“
„Wir haben es durchgesprochen, Matt und ich, als du uns das Geld gegeben hast. Er war so gerührt von deiner Großzügigkeit. Ich kann dir kaum sagen, was es für uns bedeutete, nicht mehr um unser Haus bangen zu müssen. Wir waren noch nie so sehr im Rückstand mit den Zahlungen, das war für uns beide ein schwerer Schlag. Bei aller Dankbarkeit für deine Hilfsbereitschaft wussten wir aber beide von Anfang an, dass wir das Geld nur als Leihgabe betrachteten.“
„Aber …“ Es sah so aus, als brächte ich immer nur ein Wort heraus – und es muss schon einiges passieren, damit es mir die Sprache verschlägt.
„Das wirklich Erstaunliche an dieser Sache ist, dass Matt sich bei dieser Konstruktionsfirma gar nicht beworben hatte. Am Dienstag rief die Personalabteilung bei ihm an und bat ihn, sofort seine Bewerbungsunterlagen zu schicken, was er auch tat. Es dauerte kaum einen Tag, da kam schon die Antwort, und die Einstellungsgespräche begannen.“
„Das ist ja wunderbar!“
„Das ist es auch – du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel uns das bedeutet. Ich habe Matt bisher kaum jemals so aufgeregt erlebt. Er war wie ein kleines Kind, als er die Nachricht erhielt. Gestern hat er angefangen zu arbeiten. Ich wollte am Freitag schon was sagen, aber wir hatten beschlossen, zu warten, bis alles unter Dach und Fach ist – und wir dir das da geben können.“ Sie zeigte auf den Scheck.
„Margaret“, sagte ich und umarmte meine Schwester. „Bist du dir auch sicher? Ich meine, es gibt doch sicher tausend Dinge, die ihr braucht. Behalte das Geld und zahle es zurück, wenn du kannst.“
„Nein“, widersprach sie streng, „es ist deins, und weder Matt noch ich wollen eine Widerrede hören.“
„Wow“, sagte ich leise, „der Feenstaub fliegt hier überall herum.“ Ich glaube, meiner Schwester war gar nicht klar, was für einen Wendepunkt diese Leihgabe für mich markierte, in mehr als einer Beziehung. Vielleicht zum ersten Mal in meinem Erwachsenenleben war ich aus meinem eigenen Bannkreis herausgetreten. Ich weiß, das klingt merkwürdig, aber es hat mit dem ziemlich isolierten Leben zu tun, das ich so viele Jahre geführt hatte. Als Teenager und in meinen Zwanzigern drehte sich alles nur um mich und meine Krankheit. Erst als ich mein Geschäft in der Blossom Street eröffnete, begann ich zu begreifen, wie egozentrisch ich geworden war.
Dieser Sommer war für mich eine besonders schwierige Phase gewesen, in der ich lernte, auf die Bedürfnisse und Sorgen anderer einzugehen und nicht nur meine eigenen zu sehen. Margaret und Matt zu helfen war zwar eine finanzielle Belastung, doch ich wollte meiner Schwester und ihrer Familie so gern etwas für die ganzen Opfer, die sie für mich gebracht hatten, zurückgeben.
Später, nachdem Mom den Zusammenbruch hatte, wurde mir klar, dass sich unsere Rollen nun verändern mussten. Es wurde Zeit, dass
ich
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