Die Maschen des Schicksals (German Edition)
da an der Hand hast“, scherzte Julianna.
„Lasst mich nur meinen Pullover holen“, sagte Vera. „Ich hatte heute Abend sowieso keine Lust zum Kochen.“
Courtney führte ihre Schwester nach oben, damit sie ihren Koffer in einem der Gästezimmer abstellen konnte. „Wie lange kannst du bleiben?“
„Nur bis Samstagnachmittag. Ich muss ja zurück, und wer immer das arrangiert hat, scheint das auch zu wissen.“
„Hast du mit Jason telefoniert?“
Sie schüttelte den Kopf. „Der war’s nicht“, sagte sie lachend. „Er hat nicht einen einzigen Cent. Im Gegenteil, er wollte sich sogar schon was von mir leihen – als hätte ich was übrig.“
Das Telefon klingelte in dem Moment, als sie das Haus verlassen wollten. Courtney kämpfte mit sich, ob sie rangehen sollte, doch dann vermutete sie, es könnte Andrew sein. Bei dem vorsintflutlichen Apparat ihrer Großmutter gab es kein Nummerndisplay. Sie wusste also nie, wer dran war.
„Hallo“, meldete sie sich, in der Hoffnung, es wäre Andrew.
„Du hast angerufen?“
„Ja! Andrew, stell dir vor, es ist was ganz Wundervolles passiert! Ich habe aber jetzt leider keine Zeit, dir alles zu erzählen.“
„Warum nicht?“
„Weil …“ Sie lachte albern und übermütig, „… meine Schwester hier ist und draußen ein Wagen auf uns wartet, mit dem wir zum Einkaufen fahren, um ein Kleid für den Ball zu besorgen, und Andrew … ach, Annie kann dir das auch erzählen.“
„Das muss heute der Tag der guten Neuigkeiten sein.“
„Wieso?“ Die anderen warteten auf der Veranda, aber das musste sie noch wissen.
„Es wird zwar morgen erst offiziell bekannt gegeben, aber ich bin zum Homecoming-König gewählt worden.“
„Oh, Andrew! Gratuliere!“
„Aber am meisten bin ich darauf stolz, dass du mich Freitagabend begleitest.“
Courtney konnte nicht aufhören zu grinsen, als sie zum Auto lief. Sie hatte keine Ahnung, womit sie eine solche Großzügigkeit verdient hatte, aber sie würde demjenigen ewig dankbar sein, der – aus welchen Gründen auch immer – beschlossen hatte, ihr Wohltäter zu werden.
Sie glaubte, in ihrem Leben noch nie glücklicher gewesen zu sein.
44. KAPITEL
„W enn im Zweifel, greif dir ein Knäuel Wolle und werde kreativ!“
(Sasha Kagan, Sasha Kagan Knitwear)
Lydia Hoffman
Es war eine Woche her, seit ich Brad getroffen hatte. Meine Wut war verraucht, und ich wünschte, ich könnte einiges, was ich gesagt hatte, wieder zurücknehmen. Dabei hoffte ich, dass es ihm genauso ging. Dienstagmorgen, als ich das „Geschlossen“-Schild von der Tür nahm, blickte ich bei der Gelegenheit durch die Scheibe nach draußen auf die Straße. Es war zu früh, um Brads UPS-Lieferwagen zu sehen, aber ich hoffte es trotzdem. Ich wusste nicht, was ich zu ihm gesagt hätte, doch ich wäre ganz sicher viel gefasster als vor einer Woche am Green Lake.
Die vergangenen Tage waren unglaublich gewesen. Freitagnachmittag kam Courtney vorbei, um mir ihre ältere Schwester vorzustellen. Sie erzählte mir eine irre Geschichte von einem mysteriösen Wohltäter, der es ihr ermöglicht hatte, zum Homecoming-Ball, zu dem Bethannes Sohn sie eingeladen hatte, so perfekt wie möglich zu erscheinen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wer das getan haben sollte. Courtney hatte wahrscheinlich gehofft, ich wüsste es, aber das war nicht der Fall.
Am Samstag erschien Bethanne, die ebenfalls von einem fantastischen Erlebnis mit einem unbekannten Gönner berichtete, der ihr die Summe spendete, die sie für ihr Geschäft benötigte – ohne dass es irgendeinen Haken an der Sache gab. Es handelte sich um ein Geschenk, keinen Kredit. Er wollte lediglich, dass sie jemand anders half, wenn sie einmal in der Lage dazu sein sollte.
Ausgelassen war sie über die Straße zu Alix gelaufen, um mit ihr über eine weitere Geschäftsidee zu reden – ein Vertrag mit dem French Café, Geburtstagstorten und andere Desserts für die verschiedenen Veranstaltungen zu liefern, die Bethanne arrangierte.
Ich freute mich riesig für Bethanne und Courtney. Wenn dieser gute Zauberer ein wenig von dem magischen Feenstaub übrig hatte, könnte ich auch etwas davon gebrauchen – nicht dass ich irgendwelche Wunder in meinem Leben erwartete.
Die Türglocke ertönte, und Margaret betrat um Punkt zehn den Laden. „Guten Morgen“, grüßte sie mich fröhlich.
„Morgen.“ Ich hätte sie gern gefragt, warum sie so gut gelaunt war, unterließ es aber erst mal, weil ich abwarten wollte, ob sie
Weitere Kostenlose Bücher