Die Maschen des Schicksals (German Edition)
Display erschien, nahm ich nicht ab. Ich konnte es einfach nicht. Erst später fiel mir ein, dass es auch Cody hätte sein können, und in gewisser Weise wäre das sogar noch schwieriger für mich gewesen. Es war mir vor der Trennung nicht klar gewesen, wie sehr ich ihn vermissen würde.
Nachdem einige Zeit verstrichen war, begann ich zu verstehen, was Brad damit meinte, seinem Sohn eine Familie geben zu wollen. So sehr ich Cody auch mochte, ich musste akzeptieren, dass ich niemals seine Mutter ersetzen konnte. Brad liebte ihn über alles, und was immer er für mich oder Janice empfand, sein Sohn kam an erster Stelle. Für diese Stärke und die Hingabe konnte ich ihn nur noch umso mehr bewundern.
Als Brad mir von dem Gespräch mit Janice erzählt hatte, war ich zu verletzt und wütend gewesen, um sein Opfer zu begreifen. Doch ich verstand letztendlich, dass es nicht um Brad und seine Exfrau ging, sondern um Cody. Es war immer um Cody gegangen. Brad liebt mich. Trotzdem war er bereit, auf mich zu verzichten, um dem Kleinen seine Mutter zurückzugeben.
Merkwürdigerweise half mir Brads Versöhnung mit Janice, die tiefe Liebe meines eigenen Vaters zu begreifen. Dad hatte täglich Opfer gebracht; Opfer, die ich irgendwie als selbstverständlich erachtete, da ich so krank und hilfsbedürftig war. Bis zu seinem Tod hatte ich alles, was er für mich tat, nicht richtig schätzen können.
Wie gern hätte ich mit meinem Dad über Brad und Cody gesprochen. Er war immer so weise und liebevoll gewesen. Sicher hätte er genau das Richtige sagen können. Sogar jetzt noch hätte ich alles darum gegeben, seine Stimme zu hören, seine tröstende Gegenwart zu spüren.
„Sieht so aus, als müssten wir noch mehr Wolle für die Socken bestellen“, unterbrach Margaret meine Gedanken.
„Schon wieder?“ Die Wolle, die beim Stricken selbst ein Muster bildet, hatte sich offenbar innerhalb kurzer Zeit verkauft.
Mein Kurs lief gut. Ich fragte mich manchmal, ob es nicht ein Fehler war, ihn am Dienstagnachmittag stattfinden zu lassen. Es war der erste Tag meiner Arbeitswoche, an dem immer tausend Dinge anfielen, um die ich mich kümmern musste. Doch ich kam zu dem Schluss, dass es auch von Vorteil war. Die geringe Anzahl der Kursteilnehmerinnen machte es möglich, dass ich wirklich eine Beziehung zu allen drei Frauen aufbauen konnte, so wie es auch in meinem ersten Kurs gewesen war.
Während einer Sitzung schilderte Elise die unangenehme Situation mit ihrem Exmann. Ich war, ehrlich gesagt, überrascht, dass sie uns das alles erzählte. Sonst war sie immer so verschlossen. Ich kann nicht sagen, wie entsetzt wir alle waren, als sie uns eröffnete, dass Maverick ein Spielsüchtiger war. Als
das
heraus war, wurde das Gespräch allerdings sehr lebhaft. Was für eine Kombination! Eine Bibliothekarin und ein Spieler. Das war der Stoff für Liebesromane – doch unglücklicherweise hatte es für Elise kein Happy End gegeben.
Bethanne Hamlin hatte ebenfalls Probleme mit ihrem Exmann. Aber sie wurde von Woche zu Woche selbstbewusster. Das konnten wir alle beobachten; es zeigte sich sogar an ihrer Art zu stricken. Sie machte gerade eine schwere Zeit mit ihrer Tochter durch, doch das Thema hatte sie nur kurz angesprochen. Sie befürchtete wohl, in Gegenwart von Courtney, die sich mit Annie angefreundet hatte, zu viel preiszugeben.
Apropos Courtney – wir alle liebten sie. Was für ein charmantes Mädchen, und so ein typischer Teenager. Sie redete viel von ihrem Vater und war so aufgeregt, wenn sie von ihm eine E-Mail oder einen Brief erhielt, als wäre es eine Einladung zum Abschlussball. Ich war froh, dass sie ein paar Freunde gefunden hatte. Obwohl sie nicht darüber redete, hatte ich das Gefühl, dass sie Andrew Hamlin sehr mochte, Bethannes Sohn. Andrew war der Footballstar der Schule und sicher waren alle Mädchen der Washington High versessen darauf, sich mit ihm zu treffen. Mir war ebenso klar, dass Courtney wohl nicht so große Chancen bei ihm haben würde. Er stand bestimmt eher auf schlanke, sportliche, modebewusste Mädchen – den Cheerleader-Typ. Courtney war zwar schon schmaler geworden, aber sie hatte immer noch ein paar Pfunde zu viel.
Am Dienstag, kurz vor eins, hörte ich die Türglocke und blickte auf, als Bethanne gerade hereinkam. Sie hatte kaum ihren Platz eingenommen, als sie schon ihren halb fertig gestrickten Socken hochhielt.
„Sie mal, ich habe den Hacken geschafft“, verkündete sie stolz. „Ich glaube, dafür
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