Die Maschen des Schicksals (German Edition)
Essen.“
„Ich auch.“ Er griff nach seinem Glas Margarita und leckte das Salz vom Rand, bevor er einen Schluck nahm.
Der Anblick seiner Zungenspitze machte sie nervös. Bethanne sah sofort weg, dann schalt sie sich im Stillen als albern. Aber vielleicht war das eine ganz normale Reaktion. Es war so lange her, seit sie das letzte Mal Sex gehabt hatte, dass sie sich gar nicht mehr erinnern konnte.
„Vermisst du eigentlich …“ Sie zögerte, es laut auszusprechen, deshalb lehnte sie sich ein Stück zu ihm vor. „Sex?“
„Sex?“ Paul sah sie mit großen Augen an. „Was ist das denn?“
Sie lachten beide, als wäre das der beste Witz, den sie seit Langem gehört hatten.
„Aber ehrlich mal“, drängte sie. „Ich würde es gern wissen.“
Er nickte. „Und wie. Was ist mit dir?“
Sie nickte ebenfalls. Diese Frage hätte sie sonst niemandem stellen können, und sie schätzte ihre Freundschaft deshalb nur noch mehr. Sie beide fühlten sich in der Gegenwart des anderen sicher; sicher genug, um ehrlich über ihre Wut und ihren Schmerz zu sprechen. Diese Offenheit besaß eine heilende Wirkung.
„Wie läuft es mit Annie und Andrew?“, wollte er wissen und wechselte auf diese Weise elegant das Thema.
Bethanne trank ihre zweite Margarita. Wodurch sie, wie ihr klar war, ihre Hemmungen verlor, womöglich auch ein wenig den Anstand. „Ich hatte ein paar ausführliche Gespräche mit Annie, nach der Geschichte mit dem Zucker in Tiffanys Tank.“ Zuerst hatte Annie versucht, es abzustreiten. Doch als sie dann alles zugegeben hatte, waren sie sich in die Arme gefallen, und Bethanne war voller Mitleid für ihre Tochter gewesen.
Annie hatte sich bereit erklärt, den Therapeuten aufzusuchen und nach zwei Sitzungen den Eindruck gehabt, die Situation der Familie und ihre eigenen Gefühle besser zu verstehen. Zwischen Mutter und Tochter hatte es mehrere tränenreiche Auseinandersetzungen gegeben. Annie schien es jetzt besser zu gehen, sie benahm sich wieder mehr so wie früher. Bethanne spürte, dass ihre Tochter sich zum Positiven entwickelte, mit oder ohne ihren Vater.
„Hatte Grant die Gelegenheit, mit Annie zu reden?“, erkundigte sich Paul.
Bethanne hatte ihm von seinem letzten Besuch erzählt, allerdings nicht dessen Neugier wegen ihrer Beziehung zu Paul erwähnt.
„Er hat bei uns zu Hause angerufen.“ Sie zuckte die Schultern „Ich weiß nicht, was er gesagt hat, aber Annie hat schon nach zwei Minuten wieder aufgelegt. Also konnte es wohl kein besonders ausführliches Gespräch gewesen sein.“
„Soweit ich weiß, hat die Versicherung für den Schaden an Tiffanys Auto gezahlt“, unterrichtete Paul sie.
„Hat sie dich angerufen?“, wollte Bethanne wissen. Er erwähnte seine Exfrau selten.
„Nein, aber unser Versicherungsvertreter hat es mir erzählt. Es ist gut gewesen, dass Tiff die Gebühren für Vandalismus weiterbezahlt hat.“
Bethanne nickte. Sie hätte es Tiffany glatt zugetraut, Annie bei der Polizei zu melden. Noch schlimmer, sie war sich nicht sicher, ob Grant sich für sie eingesetzt hätte. Natürlich hatte Annie einen Fehler gemacht und musste mit den Konsequenzen ihrer Handlungen klarkommen. Doch Bethanne hätte es nicht ertragen, wenn ihre Tochter angezeigt worden wäre. Auf Anraten des Therapeuten hatte Annie einen Entschuldigungsbrief an Tiffany geschrieben, und Bethanne hoffte, dass sich die Angelegenheit damit erledigt hatte.
Die Kellnerin kam, und Bethanne bestellte einen Fajita-Salat, während Paul die Hühner-Enchilada-Platte wählte. Er wartete, bis die Bedienung sich entfernt hatte, bevor er das Gespräch wieder aufnahm.
„Wie geht es Annie jetzt?“
„Sie muss eine Menge verarbeiten“, erwiderte Bethanne, „aber sie wird es durchstehen. Ich glaube, über das Schlimmste ist sie hinweg. Aber es ist noch immer schwierig für sie.“
„Sie braucht eine richtige Freundin“, sagte er. „Jemanden, der sie wirklich versteht.“
„Da stimme ich zu, aber …“ Bethanne zögerte. „Ja, das braucht sie.“
Paul lachte leise. „Du hast diesen merkwürdigen Blick.“
Sie lehnte sich zurück. „Sie hat bereits eine. Aber meine Tochter ist – ähnlich wie ihre Mutter – nicht immer in der Lage, das Gute zu erkennen. Auch wenn es sich direkt vor ihren Augen befindet.“
„Du scheinst heute Abend nur positive Nachrichten zu haben“, scherzte er.
Sie kicherte. „Ja, so viel Erfreuliches.“ Plötzlich griff sie über den Tisch und nahm seine Hand. „Oh Gott,
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