Die Maschen des Schicksals (German Edition)
Paul“, rief sie.
„Was ist?“
„Mir ist eben klar geworden, dass ich glücklich bin. Ich bin tatsächlich
glücklich
. Dabei hätte ich nie gedacht, jemals wieder so zu fühlen, aber so ist es. Mir geht es gerade richtig gut.“
Nachdenklich nickte Paul.
Sie beugte sich weiter zu ihm vor. „Hast du das inzwischen auch schon erlebt?“
Er blickte nach unten.
„Sei ehrlich.“
„Noch nicht“, gestand er mit einem schüchternen Lächeln, „aber ich weiß, dass es möglich ist.“
„Gut.“ Es erleichterte sie, dass er voller Hoffnung war und sich vorstellen konnte, wieder glücklich zu werden.
„Ich fühle mich immer sehr wohl, wenn ich dich treffe“, gab er zu.
„Danke.“ Sie nahm einen Schluck von ihrer Margarita und seufzte. „Das ist süß von dir.“
„Ich denke oft an dich, Bethanne. An uns.“
„An uns.“ Sie hatte mit einem Mal Schwierigkeiten, ihn anzuschauen.
„Könntest du dir vorstellen, wieder eine Beziehung zu haben?“
Sie runzelte die Stirn. Bisher hatte sie ihn nie danach gefragt, aber sie war sich sicher, dass sie älter war als er, wahrscheinlich zehn Jahre. „Ich … mag dich als einen guten Freund, aber was das andere betrifft … Ich weiß nicht. Ich fürchte, es könnte unsere Beziehung verändern, und das möchte ich nicht. Es gefällt mir so, wie es ist.“
Lässig zuckte er die Schultern. „Ist schon in Ordnung.“
„Sei bitte nicht verletzt, das könnte ich nicht ertragen. Du bist mein Freund, und ich schätze es sehr, meine Zeit mit dir zu verbringen, aber …“
„Denke einfach mal darüber nach, ja?“
„Okay, aber … Okay, ich denke darüber nach.“
„Gut.“ Er schien sich wieder zu entspannen. „Das freut mich, Bethanne. Ich glaube, du bist genau die Frau, die zu mir passt.“
Sie blickte sich um, weil sie sich vergewissern wollte, dass ihnen niemand zuhörte. „Weil ich dich wegen dem Sex gefragt habe, oder?“
„Nein“, entgegnete er sofort. „Ich genieße es einfach, mich mit dir zu treffen. Nicht mit dir, der Exfrau des Mannes, für den mich meine Exfrau verlassen hat. Sondern mit dir, der Person, die ich kennengelernt habe und der ich vertraue.“
„Oh.“ Nach zwei Margaritas fiel es ihr schwer, eine passende Antwort darauf zu finden.
„Überrascht dich das?“
„Nein“, erwiderte sie ganz ehrlich. „Tatsächlich fühle ich mich durch dein Interesse sehr geehrt. Im Moment ist es mir nur lieber, wenn wir Freunde blieben. Aber ich bin bereit abzuwarten, wohin uns das führt.“
„Du bist eine schöne Frau, Bethanne“, sagte er ernst.
„Das sagst du jetzt aber, weil du Entzugserscheinungen hast“, scherzte sie.
„Hmm, dagegen könnte man aber auch sehr leicht etwas unternehmen“, sagte er in dem gleichen lockeren Tonfall.
Sie kicherte. „Ich glaube, wir sollten besser keine Margaritas mehr trinken.“
Paul lächelte. „Nicht zu voreilig. Das Gespräch wird doch gerade erst interessant.“
24. KAPITEL
Courtney Pulanski
E s war eine erfreuliche Überraschung, dass Annie sich meldete. Besonders nach dem Ausgang ihres letzten Treffens, bei dem Annie aus Courtneys Zimmer gestürmt war. Courtney hatte Bethanne während des Strickkurses nach Annie fragen wollen, es jedoch gelassen, da sie Annies Mutter nicht in Verlegenheit bringen wollte.
Courtney machte sich Sorgen um Annie, hatte Angst, dass sie etwas Unüberlegtes tun könnte. Sie hatte versucht, mit ihr zu reden, ihr zu helfen und ihr klarzumachen, dass sie Verständnis für sie aufbrachte – immerhin war sie selbst durch ein schreckliches emotionales Tief gegangen. Aber Annie hatte ihr sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie kein Interesse an einem Gespräch hatte.
Dann, am Montagnachmittag, nach fast zwei Wochen Sendepause, hatte Annie sie angerufen und zu sich nach Hause eingeladen. Vera Pulanski setzte ihre Enkelin auf dem Weg zur Kirche, wo sie einmal im Monat ehrenamtlich in der Bibliothek half, bei den Hamlins ab. Bevor sie nach Seattle gekommen war, hatte Courtney angenommen, ihre Großmutter säße an den Nachmittagen hauptsächlich vor dem Fernseher und strickte. Da hatte sie sich aber geirrt! Vera war an vier Tagen morgens beim Schwimmen und aß anschließend ein kräftiges Frühstück. Dann werkelte sie in ihrem Garten. Sie arbeitete wahrscheinlich genauso viele Stunden ehrenamtlich, inklusive verschiedener Kirchenkomitee-Sitzungen, wie in einem Ganztagsjob.
Als Grams wegfuhr, blieb Courtney auf dem Bürgersteig stehen und betrachtete
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