Die Maske des Alien
Tümpel. Er mußte hinaus, den Änderung finden.
3
Skallon wand sich in seinen Fesseln. Eine schemenhafte Gestalt ragte vor ihm auf. Wäßrige Augen huschten forschend hin und her. Skallon blinzelte und schaute ins Licht. Der Mann zerlief, er knirschte. Der Kopf verformte sich langsam, die Haltung straffte sich, die Ohren rundeten sich, und die Nase senkte sich. Der Raum drehte sich um ihn, und Skallon kämpfte gegen die Bewußtlosigkeit an. Die dunkle Gestalt über ihm veränderte sich, grunzend vor Anstrengung, Gelenke schnappten, und Haut sickerte in neue Falten und Dellen. Die Droge zerrte an Skallon, und plötzlich schaute er in die Welt dieser seltsamen, sich windenden Gestalt. Für den Änderung mußte die Welt starr, schwerfällig, unfruchtbar wirken. Das sich wandelnde Gesicht lächelte auf Skallon herab und zupfte an den Saiten seiner Erinnerung. Es genoß diesen Vorgang, es schwelgte darin und strahlte eine brennende Freude aus. Eine Gewißheit, eine innere Anmut legte sich über das zuckende Gesicht. Das Kinn formte sich in geschmeidig fließender Bewegung.
So zu sein, dachte Skallon. Sich gänzlich neu machen zu können. Mein Gott, was für ein Segen! So zu leben …! Kein Wunder, daß es heißt, die Änderlinge furchten den Tod nicht. Mit dem Universum so vollkommen zu verschmelzen, daß man hineinfließen kann, daß man ein Teil dessen werden kann, was der Augenblick erfordert … Skallon spürte fremdartige Gefühle, die ihn wie Blitze durchzuckten. Im Augenblick zu leben, den Tod nicht zu fürchten. Unsterblichkeit. Mehr als das blasse Versprechen von Gommerset … obgleich Skallon in diesem Augenblick in der sich kräuselnden, stöhnenden Gestalt des Änderlings den Beweis dafür erblickte, daß Gommerset recht hatte, recht haben mußte. Der ächzende Änderung wand sich in dem gleißenden Licht. Er kreuzigt sich, dachte Skallon. Qual und Pein und Ekstase. Er kreuzigt sich, um zu sein, was er sein muß. Verzückung. Offenbarung. Glückseligkeit der Bewegung. Der verzehrende, verschlingende Tanz des Lebens.
Wovon Menschen sprachen, wonach sie blind tasteten, was sie Unsterblichkeit nannten, das erlebte dieses Wesen ganz direkt. Der Augenblick als Ewigkeit. Die unendliche, gleitende Anmut der Welt. Er war fremd, ja, jenseits alles Menschlichen. Vielleicht war es am Ende richtig, daß die Menschen diese Wesen jagten, diese Geschöpfe der menschlichen Technologie. Wenn man sie am Leben ließe, wäre der Kontrast zu groß, als daß Menschen ihn ertragen könnten. Sie würden alle unsere marmornen Monumente, unsere vergängliche Pracht, in den Schatten stellen. Sie würden unsere Bemühungen, unsere nichtigen Werke verschlingen. Sie wären das Ende für uns Menschen, für alle Zeit.
Der Änderung streckte sich, verzog das Gesicht, entspannte sich. Er starrte herab. Skallon spürte, wie seine Augen sich vor Erstaunen weiteten. Das Gesicht war sein eigenes. Und Änderlinge töteten jeden, dessen Platz sie einnahmen.
Er versuchte zurückzuweichen, aber der Änderung bewegte sich mit geschmeidiger Anmut. Sein schattenhafter Körper trat zwischen ihn und das Licht. Skallon wußte, was jetzt kommen würde.
4
Fain stolperte durch die engen Gänge, ohne etwas zu sehen. Bilder seines Vaters schwebten vor ihm, sie schienen aus den Tunnelwänden zu sprießen. Vater … der ruhige Mittelpunkt, den er einmal gehabt hatte … alles entglitt ihm jetzt. Seine Pläne, mit denen er den Änderung immer näher locken wollte, das subtile Spiel … alles war verschwunden. Und auch seine innere Sicherheit war verflogen; geblieben waren nur das Gesicht seines Vaters und das Echo seiner Schritte, während
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