Die Maske des Alien
sterben, aber Skallon soll leben.
Geduldig erwartet er das unsichtbare Morgengrauen.
Die Dinge ereignen sich jetzt mit der Präzision aufeinanderfolgender Schnappschüsse:
Klick: Er holt Skallons Frühstück.
Klick: Er lockt Fain und Scorpio nach unten.
Klick: Er weckt Skallon, bindet ihn, nimmt seine Identität an, versteckt ihn im Schrank.
Klick: Er spricht mit Fain, verhöhnt ihn ein letztes Mal.
Klick: Er eilt davon, rennt durch den schmalen Tunnel.
Klick.
Es ist besser, viel besser, wenn Skallon noch ein paar Augenblicke länger lebt. Bis zu diesem Moment hat er getötet, wann immer es möglich war. In den Augen der Norms ist Tod gleich Unordnung. Aber Skallon leben zu lassen vertieft den Tanz, und es wird Fain weiter verwirren.
Ah … die unbändige Freude, wenn er an Fain denkt. Fain endlich zu haben, ihn zu vernichten im tiefsten Sinne – das ist eine Erfüllung. Der Augenblick naht, er drängt heran. Alles andere ist makellos aufgegangen in diesen letzten, gesegneten Stunden: Die Erdler sind bekannt, die Alveaner toben. Dieser Norm-Planet schwankt, bald wird er stürzen, vor dem Einen zerschmettern.
Ein Fieber ergreift ihn. Das Ende wartet jetzt nur noch, es ist schon bereit. Ein paar Augenblicke vielleicht. Aber bevor Norm-Alvea, dieses tosende Trugbild, zerschellt, kommt die Erfüllung, die das Eine fordern muß. Fain selbst muß auf eine neue Art zermalmt werden, auf eine endgültige, totale Art. Nicht durch eine einfache Niederlage. Nicht dadurch, daß er geschlagen zur Erde zurückkehrt. Nicht durch einen freundlichen, raschen Tod. Nein. Das Eine wird nur dann zu seiner ganzen Fülle gelangen, wenn Fain sich am Ende als Narr sieht, wenn er sieht, wie seine Ordnung sich auflöst. Der Änderung muß Fain durch weitere, stolpernde Tänze wirbeln, damit der Mann es sieht. Er muß ihm immer näher kommen, immer dichter vor ihm tanzen, bis sich Fains Augen in einem verglühenden Moment vor Überraschung und Angst weiten und das Eine ihn durchbricht, zerschmettert und Vollendung und Tod bringt. Darin liegt Gefahr für den Änderung, aber das stampfende, springende, singende Lied des Einen verlangt es. Jeder Moment fließt in den nächsten, bringt frische Welten, frische Wege. Der Änderung weiß, daß Fain zu wichtig ist, er hat zu viele Änderlinge getötet, hat eine riesige, ekelhafte Flut von Ordnung gebracht. Also muß Fain auf die richtige Art erledigt werden. Er muß sein Ende im Angesicht des Einen finden. Die quecksilbrigen Gedanken des Änderlings blitzen über Rinnsalen des Möglichen. Seine Welt ist nicht blockiert durch die Dominanz der linken Hirnhälfte wie die der Erdler. Er sieht das, was ist, was wirklich ist, was das Eine ist. Er läßt sich nicht von bloßen Worten leiten, nicht von plappernden Zungen täuschen. Er kann reden, er kann aussehen wie ein Norm, aber die Intuition, die in und von dem Einen ist, springt höher, und sie beherrscht das bloße Wort. Was auch kommen muß, wird kommen – das ist das Eine. Und hier in den Katakomben, in der gesegneten Dunkelheit, in der alles umhüllenden Stille – hier kommt Fain, der große Jäger der Änderlinge.
2
Fain blieb stehen. Nein, dachte er, so geht es nicht. Die ruhige Gewißheit in ihm redete durch seine wachsende Wut und legte eine kühle Hand auf seine Stirn. Kein Grund zur Sorge. Nichts ist endgültig, mein Sohn. Seine Hände zitterten. Stocksteif stand er in dem engen Tunnel und ließ seinen Zorn über sich hinwegfluten, in sich hinein, hindurch und hinaus. Er konnte warten. Er würde ruhig sein. Er würde nachdenken. Er hatte zuviel getan, zu schwer gekämpft, um sich jetzt von diesem Änderung aufs Kreuz legen zu lassen. Was hier vor sich ging, war ein ausgeklügeltes Spiel. Wenn es ihm gelänge, noch für eine Weile den
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