Die Maske des Alien
lediglich Sprechkontakt. Scorpio glaubte dem Flüchtenden näher zu kommen. Fain blieb stehen und lauschte, aber er hörte keine Schritte. Die Fährte war hier unten sehr ausgeprägt. Es gab keine anderen Gerüche, die den Hund verwirren konnten.
Fain stieß auf eine kahle Wand und blieb stehen. Er leuchtete umher und entdeckte zwei Gänge an den beiden gegenüberliegenden Enden der Wand. „Scorpio!“
„Hier. Fain. Hier.“
Der Tunnel zur Linken.
Fain ging hinein.
Der Änderung wußte offensichtlich, wohin er wollte. Fain wünschte sich, es ebenfalls zu wissen. Schon jetzt hatte er sich hoffnungslos verirrt. Die Fährte, die er auf Scorpios Spuren verfolgte, verlief in einem irrsinnigen Zickzackkurs. Das konnte Zufall sein – weil der Änderung verzweifelt versuchte zu entkommen –, aber Fain zweifelte daran. Der Änderung hatte zuviel Zeit gehabt. In Danons Gestalt hatte er keinen Grund gehabt, sich vor Fain zu fürchten. Er hatte jederzeit genau gewußt, was er vorhatte. Fain gab sich selbst die Schuld daran. Er hätte es wissen müssen. Danon hatte so große Angst vor dem Hund gehabt. Danon war bei jedem Änderung-Zwischenfall dabeigewesen. Danon hatte problemlos Zugang zu den Straßen der Stadt und zur Großen Halle gehabt. Fain hätte es wissen müssen – und er hatte es nicht gewußt. War es jetzt zu spät, zurückzugewinnen, was er durch sein Versagen verloren hatte? Der Änderung glaubte es anscheinend. Er hatte sich offenbart, wo er hätte verborgen bleiben können. Er hatte über ihn gelacht und ihn offen verhöhnt. Der Aufruhr oben in der Stadt. Die Explosion von Haß gegen die Erde. Der offensichtliche Fehlschlag bei der zentralen Versammlung. Der Änderung hielt sich für den Sieger, aber Fain selbst war davon weniger überzeugt. Vielleicht hatte er noch eine Chance. Wenn er den Änderung jetzt zu fassen bekäme, wenn er ihn töten könnte, dann wäre Skallon – oder sonst jemand – vielleicht in der Lage zu reparieren, was zerstört worden war. Die Chance war gering, aber zumindest würde er das Vergnügen haben, seinen Feind tot zu sehen. Zuletzt gelacht. Das war doch etwas.
„Fain. Hier. Entlang.“ Er folgte der Stimme des Hundes, schlüpfte unter einem niedrigen Bogen hindurch und überquerte eine Brücke, die über einen schmalen Bach führte.
„Scorpio“, rief er. „Wie nah sind wir?“
„Sehr nah, Fain. In der Tat sehr nah.“
Er erstarrte. Das war nicht Scorpios Stimme. Sie gehörte jemand anderem – jemandem, den er nicht kannte.
„Scorpio, was ist los?“
Schweigen.
„Scorpio, bist du da?“
Dann leuchtete er umher. Während der letzten paar Sekunden, bevor er den Hund gerufen hatte, hatte er ein gewisses Gefühl der Vertrautheit empfunden: Er war hier schon einmal gewesen.
Jetzt, im Lichtkreis der Handlampe, sah er die runde Mündung des Tunnels, hinter dem er Skallon versteckt hatte.
Er sah auch die Nische, in der Scorpio hatte warten sollen. Und in der Nische hing eine Pfote. Eine Hundepfote. Scorpios Pfote.
Fain ging hinüber, richtete den Strahl der Lampe nach oben und sah hinauf. Das rote, versengte Loch in der Flanke des Hundes war groß genug, um einen Laternenpfahl aufzunehmen. Die Augen waren offen, aber sie sahen nichts. Tot. Fain berührte das kalte Fell. Tot, und zwar schon seit einiger Zeit.
Und das bedeutete, daß er die ganze Zeit, im Zickzack durch Tunnel und Gewölbe stolpernd wie ein Narr, dem Änderung gefolgt war – und nur dem Änderung.
Etwas in Fain wallte auf, strömte über. Er vergaß Skallon, der gefesselt in der Zelle saß, vergaß die Lampe in seiner Hand. Scorpio. Scorpio. Fain stolperte. Er stürzte. Prallte mit dem Gesicht gegen eine massive Wand. Spritzte bis an die Hüften versunken durch einen stinkenden
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