Die Maske des Alien
nicht um ihre Opfer. „Wo ist diese Halle der Tagras?“ fragte er den Jungen.
„Du kannst es ihm ruhig sagen“, drängte Joane, als der Junge zögerte.
Der Junge begann zu reden, aber Fain verstand ihn nicht. Selbst nach so vielen Tagen waren die Straßen von Kalic für ihn ein reines Labyrinth. Er vermißte Skallon … und Scorpio.
„Ich kann dich hinführen“, sagte Joane.
„Nein. Das kann der Junge tun. Ich glaube, du solltest hinuntergehen. Skallon ist noch da. Er ist gefesselt. Er … er kann dir erzählen, was geschehen ist.“ Fain zögerte, denn es war ihm etwas eingefallen. Er war nicht der einzige, der jemanden zu betrauern hatte. Der Änderung hatte auch Danon getötet. Joane würde es erfahren müssen.
Sie nickte und sprach sanft auf den Jungen ein; sie versprach ihm weitere Münzen, wenn er Fain zu Kish führte. Dann erhob sie sich und trat zu Fain. „Aber zuerst laß mich deine Gewänder ordnen und reinigen. Deine Hand muß verbunden werden. Du hast diesen Jungen erschreckt, Fain. Du kannst in diesem Zustand nicht auf die Straße gehen.“
Er nickte. Er wußte, daß sie recht hatte. Er halte vor, den Änderung zu töten, aber würde ihr das helfen? Danon war tot. Fain wußte, daß er daran ebensoviel Schuld trug wie der Änderung. Würde er ihr das je erklären können?
„Jetzt siehst du besser aus“, sagte sie und schob ihn zurück. „Du gehst zu Kish, und ich werde zu Skallon gehen.“
In den Straßen herrschte jetzt ein noch größeres Gedränge als sonst. Fain und der Junge schoben und zwängten sich hindurch und hatten alle Mühe, schnell voranzukommen. Nirgends sah man offene Gewalttätigkeiten, und auch laute Reden waren nicht zu hören. Aber er fühlte den Haß. Er hing in der Luft wie die harte, orangegelbe Sonne am Himmel. Kalic war ein Pulverfaß. Offenbar hatte der Änderung die Absicht, die letzte Zündschnur anzulegen.
Kish wartete vor einem flachen, einstöckigen Holzgebäude. Als er Fain sah, trat er aus dem Schatten. „Wer ist dieser Verrückte, der sich unter meinem Hause verborgen hat, Fain?“
„Ist er da drin?“ fragte Fain.
„Ich habe ihn mit eigenen Augen hineingehen sehen, und es gibt keinen anderen Ausgang. Ist es Euer Feind, Fain? Der, den Ihr Änderung nennt?“
Fain sah keinen Grund zum Lügen. „Ja.“ Er trat dicht an das Gebäude heran und spähte durch ein beschlagenes Fenster. Drinnen saßen etwa zwei Dutzend Doubluths auf ihren Stühlen. Vor ihnen stand ein alter Mann – der neue Senior – und redete zu ihnen. „Welcher ist es?“
Kish beugte sich über Fains Schulter und lachte. „Erwartet Ihr, daß ich das weiß? Sie alle haben purpurne Roben an, Fain. Ich bin dem Gewand gefolgt.“
„Habt Ihr sein Gesicht nicht gesehen?“
„Nein, nicht deutlich. Er hat die ganze Zeit gelacht, als er an mir vorbeirannte – ein Verrückter –, aber vielleicht hat er jetzt aufgehört. Joane hat ihn besser gesehen. Soll ich sie herbringen?“
Fain schüttelte langsam den Kopf. Dafür wäre die Zeit zu knapp. vor allem, wenn Joane zu Skallon hinuntergegangen war. Er wußte, wenn er handeln wollte, dann mußte er unverzüglich etwas unternehmen. Wenn die Versammlung erst einmal zu Ende war und die Doubluths auseinandergingen, würde er nicht dreißig Männern zugleich folgen können. Und wenn nur einer herauskäme und fortginge, würde er sich auch nicht erlauben können, ihn zu verfolgen. Der Änderung konnte dann immer noch in der Halle sein.
„Ich gehe hinein“, sagte Fain.
Achselzuckend wies Kish auf die Tür. „Man wird Euch nicht aufhalten. Ihr seid ein Doubluth. Ihr gehört zur Hohen Kaste. Ich bin bloß ein Gastwirt.“
Fain nahm keine Notiz von Kishs Neid – oder war es Sarkasmus? Er dachte an Scorpio und an das Brandloch in seiner Flanke. Er
Weitere Kostenlose Bücher