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Die Maske des Alien

Die Maske des Alien

Titel: Die Maske des Alien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Eklund Gregory Benford
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Ef­fekt. Die Ket­te von Kon­se­quen­zen bringt im­mer auch Über­ra­schun­gen mit sich. Die Ver­träg­lich­keit für ein neu­es Ele­ment be­dingt zu­gleich auch ei­ne ge­ring­fü­gi­ge Schwä­che in be­zug auf einen an­de­ren Fak­tor der Um­welt. Der Mensch hat­te sich an die Er­de an­ge­paßt, weil Mil­li­ar­den win­zi­ger Le­ben den Preis da­für ge­zahlt hat­ten. Al­les Le­ben wur­de von der schwe­ren Hand der Aus­son­de­rung ge­steu­ert. Auf Al­vea konn­te die ge­ne­ti­sche For­schung einen großen Teil die­ser Op­fer um­ge­hen, aber eben nicht al­le. Die Men­schen paß­ten sich an, in­dem sie ei­ni­ge Ele­men­te der DNS-He­lix be­hut­sam neu ar­ran­gier­ten. Phos­phor und Was­ser­stoff wur­den an ei­ne an­de­re Stel­le ge­drängt. Aber das un­um­gäng­li­che Kal­kül der Ver­er­bung be­deu­te­te, daß die nächs­te Ge­ne­ra­ti­on neue Ver­wund­bar­kei­ten und an­de­re Ängs­te auf­wei­sen wür­de.
    Ein schla­gen­des Ge­räusch riß Skal­lon aus sei­nen um­her­schwei­fen­den Ge­dan­ken. Et­was kam mit sanf­tem, feuch­tem Häm­mern auf ihn zu. Er riß den Kopf hoch, als ein rie­si­ger, schlan­ker Vo­gel im Wind her­ab­ge­glit­ten kam und an Ge­schwin­dig­keit ge­wann. Ein Klatsch­flü­gel. Bei je­dem Auf­wärts­schwung schlu­gen die le­der­ar­ti­gen Flü­gel ge­gen­ein­an­der; das war sein Paa­rungs­ruf. Der Vo­gel sah Skal­lon ge­las­sen an und glitt dann in den Dschun­gel.
    Auch ei­ne ge­ne­ti­sche An­pas­sung. Die­ser hat­te als See­vo­gel an­ge­fan­gen, er­in­ner­te Skal­lon sich. Ein Fal­ke oder et­was Ähn­li­ches. Jetzt paß­te er durch ein ent­spre­chen­des Trim­men sei­ner Ge­ne in ei­ne öko­lo­gi­sche Ni­sche. Ein kal­ku­lier­tes Ge­schöpf, ja, aber auch ein schö­nes. Das Son­nen­licht schim­mer­te blau, als die Flü­gel ge­gen­ein­an­der­klatsch­ten. Be­hen­de husch­te der Vo­gel durch die Luft, die ihn um­hüll­te.
    Skal­lon sah ihm nach. Ein neu­es Ge­räusch stieg aus dem schwei­gen­den Dschun­gel em­por. Ein per­len­der Ton, von vorn. Er ging wei­ter, und das Ge­räusch wur­de stär­ker. Er über­quer­te ei­ne brau­ne Plan­ken­brücke und sah hin­un­ter. Was­ser hüpf­te und tanz­te un­ter ihm, und es schleu­der­te Fa­cet­ten von Licht in sei­ne Au­gen.
    Was­ser. Was­ser, das of­fen da­hin­ström­te, in ei­ner Art von Gra­ben mit un­re­gel­mä­ßi­gen Ufern. Fri­sches Was­ser, das of­fen dalag, wo es je­der, der vor­über­kam, steh­len konn­te. Skal­lon starr­te hin­un­ter auf das Zeug. Er stieg hin­un­ter zum Rand und schöpf­te ei­ne Hand­voll auf. Es war über­ra­schend kühl und schmeck­te wie ein phos­pho­res­zie­ren­der Ner­ven­trank, war je­doch oh­ne den be­täu­ben­den Ef­fekt. Er trank mehr da­von. Es war ver­flucht gut.
    Bil­der aus sei­ner Kind­heit stie­gen in ihm em­por: ein äthe­ri­scher Wald, ver­mensch­lich­te Tie­re, die dro­hen­de Ge­gen­wart des Men­schen im­mer im Hin­ter­grund. Dis­neys Bam­bi, ei­nes der großen Wer­ke der Ver­gan­gen­heit, aus den letz­ten Ta­gen des bri­ti­schen Em­pi­res, er­in­ner­te er sich. Sei­ne Freun­de, die die Me­di­en stu­dier­ten, hat­ten ge­sagt, daß es un­echt wir­ke, daß es of­fen­sicht­lich Pro­pa­gan­da für das herr­schen­de Sys­tem sei. Skal­lon be­zwei­fel­te das. Der Film hat­te ei­ne el­fen­haf­te Qua­li­tät, voll von hüp­fen­den Reh­l­ein und zit­tern­den, leuch­ten­den Re­gen­trop­fen. Er war an­ders als je­de Pro­pa­gan­da, die er kann­te. Die wirk­li­che Pro­pa­gan­da hat­te einen ernst­haf­ten Bei­ge­schmack, als hät­te sich das Pu­bli­kum stirn­run­zelnd zu kon­zen­trie­ren. Nein, Bam­bi war ein spon­ta­nes Pro­dukt, so frisch wie die­ser Dschun­gel. Und die­ses Was­ser­ding – plötz­lich er­in­ner­te er sich an das ver­al­te­te Wort: die­ser Bach – war hier, weil nie­mand dar­an dach­te, es zu ka­na­li­sie­ren und das Was­ser zum Ge­brauch zu spei­chern, ehe man es in den Ozean entließ. Trotz sei­nes Stu­di­ums, trotz der Si­mu­la­tio­nen und Ho­los von Al­vea hat­te Skal­lon nie dar­an ge­dacht, daß es hier Bä­che ge­ben kön­ne.

 
6
     
    Der Stern von Al­vea warf sei­ne Schat­ten

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