Die Maske des Alien
über die Gleise, und sein Licht hatte jetzt einen senffarbenen Ton. Skallon versuchte, sich in dem geräumigen Sitz des Eisenbahnwaggons zu entspannen. Er fühlte sich schon viel sicherer. Als er nach einem Handwagen gefragt hatte, hatte die Frau eine mißmutige Antwort gebrummt und ihn ohne Umschweife zu einem klobigen, zweirädrigen Karren aus Holz geführt und ihm bedeutet, daß sie ihn zurückhaben wolle, wenn er fertig sei. Er hatte angefangen, Beteuerungen abzugeben, bis ihm einfiel, daß Pilger an starke moralische Vorschriften gebunden waren; sie hatte keinen Zweifel daran, daß er den Karren zurückbringen würde, wenn seine Wallfahrt beendet wäre. Skallon hatte davon gelesen, aber es kam ihm immer noch unfaßbar vor. In den Unterkünften, in denen er gelebt hatte, mußte man festnageln, was man behalten wollte.
Skallon hatte sich so hingesetzt, daß er den Gepäckwagen sehen konnte, der hinter diesem einen Passagierwaggon herzuckelte. Der Handwagen war dort hinten, und Scorpio saß darin. Ein paar der in rote Umhänge gekleideten Fahrgäste hatten Skallon geholfen, den Karren vom Bahnsteig auf den Gepäckwagen zu hieven, aber keiner von ihnen verschwendete einen zweiten Blick auf seine Gewänder oder sein Gesicht. Skallon war recht zuversichtlich, daß er in der Stadt sogar noch leichter durchkommen würde. Aber Scorpio war verräterisch. Jetzt tat es ihm leid, daß er sich bereitgefunden hatte, den Hund zu ihrer Kontaktstelle zu schmuggeln.
Er lehnte sich zurück und betrachtete die Mitreisenden. Es waren ausnahmslos Arbeiter, und sie saßen in der gespreizten Haltung da, die ein fetter Mann in einem breiten Sessel annimmt. Ob diese Muskelberge ein indirekter Effekt der Gen-Manipulation waren? Skallon konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Ihre Handgelenke, die aus den Umhängen hervorlugten, wirkten dicker und runzliger als seine eigenen. Er betrachtete sie noch immer und stellte seine Vergleiche an, als einer der Männer plötzlich aufstand, ein paar Schritte weit watschelte und dann zusammenbrach.
„Träger! Träger!“ rief jemand.
„Drückt das Notsignal! Haltet den Zug an! Wir müssen hinaus!“
Skallon blieb ruhig sitzen, während die anderen von ihren Sitzen sprangen und vor der zusammengesunkenen Gestalt zurückwichen. Sie drängten sich am anderen Ende des Waggons zusammen. Einige wimmerten angstvoll. Plötzlich pfiff der Zug und wurde langsamer. Skallon überlegte, ob er aufstehen und so tun sollte, als weiche er so weit wie möglich vor dem zusammengebrochenen Mann zurück. Aber wenn jemand an seinen Gewändern zerrte, konnte leicht die Auspolsterung darunter zum Vorschein kommen. Es war eigentlich nicht riskant, wenn er hier sitzenbliebe; er war immun gegen alveanische Krankheiten. Er sah den Mann an, und dann bemerkte er etwas Seltsames.
Der Zug kam ruckend zum Stehen. Die Menge stürzte auf die Türen zu und schwärmte wild durcheinanderredend ins Freie. Skallon erhob sich und ging zu dem zusammengebrochenen Mann hinüber. Es war nichts Auffälliges an ihm festzustellen. Skallon sah auf, aber niemand würde sich in den Waggon wagen, ehe die Leichensammler eingetroffen waren, dessen war er sicher.
Er rollte den Alveaner auf den Rücken. Die Haut des Mannes war dunkel, wie es für die Eingeborenen typisch war. Skallon lastete nach einer Arterie und klappte die rauhen Lider des Mannes hoch. Der Mann regte sich und krächzte etwas in trockenem Flüstern. Skallon zog eine kleine Tafel aus seinem Umhang und hielt sie dem Alveaner an die Lippen. Sie beschlug rosafarben.
„Vertil“, murmelte er leise. „Verdammt.“
Sein Inneres krampfte
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