Die Maske des Alien
gegeneinander. „Obgleich ich nicht weiß, ob ich wirklich zuverlässig bin“, sagte er schließlich, um das Schweigen zu brechen.
„Aber Ihr seid kein gewöhnlicher Mann. Ihr seid es immerhin wert, daß man Euch zu den Sternen reisen läßt.“
„Ich bin nicht sicher, ob man mich ausgesucht hat, weil ich ein so guter Straßenkämpfer bin.“
„Aber ich bezweifle nicht, daß Ihr einer seid.“
„Ja, wahrscheinlich.“ Er verlagerte sein Gewicht und sah zu dem rosigen Mond hinauf, der jetzt weit über dem Fries stand. „Mein militärisches Training wurde vor einigen Monaten verstärkt. Offensichtlich hatte jemand dabei etwas Derartiges im Sinn, das habe ich mir gleich gedacht. Aber mein eigentlicher Wert liegt in meiner akademischen Arbeit.“
„Aka …?“
„Habe ich es richtig ausgesprochen? Wissenschaftlich. Na ja, nicht genau das, aber ich habe Alvea studiert.“
„Weil Euch an uns etwas lag?“
„Das nicht gerade. Die Erde wählt einen gewissen Bruchteil der Bevölkerung aus, um gewisse Gebiete zu studieren. Dadurch haben sie immer jemanden greifbar, der über Hintergrundwissen verfügt. Ein paar Leute für jeden Planeten.“
„Für den diplomatischen Dienst?“
„Zum Teil.“ Skallon überlegte, wie er es ihr erklären sollte. „Als Reserve, würde ich sagen. Hier zum Beispiel hat man das gesamte Konsulatspersonal für Alvea gesperrt.“
„Man wirft ihnen Unlauterkeit vor, wie ich hörte.“
„Hm. Ja.“ Er beschloß, auf diesen Punkt nicht weiter einzugehen. „Also warf die Erde für diesen Auftrag einen Blick in ihr Reservepotential. Es mußte schnell jemand gefunden werden.“
„Und Ihr wart am besten qualifiziert.“
„Tja, der Psycher stellte fest, daß ich beim Feldtraining nicht gerade der Aggressivste war. Mangelndes Selbstvertrauen, hieß es. Aber als sie mit mir darüber redeten, nannten sie es ‚vorsichtiges Abwägen’. Demzufolge hatten sie wohl nichts dagegen, daß ich so war.“
„Ich verstehe“, sagte Joane. „Eure Vorgesetzten verlangten Besonnenheit.“
„Hah! Sie wollen, daß ich mich heraushalte und die Angelegenheit Fain überlasse.“
„Fain?“
„Das ist der andere Mann. Ich frage mich manchmal, wie zuverlässig diese Psycher waren. Ich fühle mich nicht zuverlässig.“
„Ich bin sicher, Ihr seid es.“ Sie sagte das so einfach und direkt, daß Skallon es auch glaubte. Vielleicht verstand sie ihn besser als er selbst.
„Das Hotel“, murmelte er; er wußte selber nicht genau, weshalb er das Thema wechselte. „Ich bringe Euch jetzt zurück.“
Sie wanderten über einen Kiesweg, der die Maraban Lane kreuzte, und das knirschende Geräusch ihrer Schritte schien die Dunkelheit zu erfüllen. Skallon nahm ihren Arm, als sie den holprigen Hof des Hotels überquerten. Eine einzelne gelbe Lampe hing über dem Eingangsportal. In einem dunklen Winkel bemerkte Skallon eine huschende Bewegung. Er erinnerte sich sogleich an die Geschehnisse in der Eisenbahn und tastete unter seinen Doubluth-Gewändern nach der Waffe. Er fand sie, aber der Griff verhakte sich im Tuch seines Mantels. Wieder bewegte sich der Schatten. Skallon ließ Joane los und trat zur Seite, um ein freies Schußfeld zu haben.
„Ich habe dich gebeten, nicht allein auszugehen“, sagte jemand mit hoher Stimme.
„Stehenbleiben!“ blaffte Skallon.
„Was?“ Ein Junge trat aus dem Schalten heraus. „Mutter, ich habe auf dich gewartet. Ich wünschte wirklich …“
„Sir, dies ist unser Sohn Danon.“ Joane legte einen Arm um den Jungen, der etwa vierzehn Erdenjahre alt zu sein schien. Skallon nickte und sagte ein paar unverbindliche Worte, um sich vorzustellen. Er war ein wenig verunsichert. Joane sah nicht alt genug aus, um einen
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