Die Maske des Alien
tiefen Stimmen und das Klimpern von Saiteninstrumenten. Die Prozession schlängelte sich an dem Stand vorüber, in dem Skallon und Fain kauerten. Ein Windstoß wirbelte den Staub vor den Füßen der Marschierer auf und hob ihn in den Himmel wie braunen Rauch, aber auch in die Augen von Skallon, der die schwankenden Reihen studierte.
„Gibt’s was?“ wisperte Fain. Er legte eine Hand auf Scorpios Kopf. Skallon war nicht sicher, ob dies eine Geste der Zuneigung war oder ob es den Hund daran erinnern sollte, den Kopf unten zu halten, damit die Alveaner ihn nicht sehen.
„Kein. Zeichen.“ Scorpio schnüffelte. „Staub. Macht. Riechen. Schwer.“
„Ich weiß, ich weiß“, sagte Fain schroff. „Du hast ja selbst gesagt, du könntest keinen zuverlässigen Anhaltspunkt bekommen, bevor du nicht die Witterung aufgenommen hast.“
„Richtig. Aber.“
„Schon gut“, unterbrach Fain. „Wie sicher bist du, daß du jede Witterung richtig aufnimmst? Bei all dem Staub und dem Weihrauch.“
„Sehr. Sicher. Wir sind. Aug … Aug …“
„Augmentiert“, sprang Skallon ihm bei.
„Ja. Dafür.“
Skallon zweifelte nicht daran, daß Fain die Fähigkeiten des Hundes besser kannte als dieser selbst. Es war interessant zu sehen, daß die Ereignisse Fain doch unter die Haut gingen.
„Hier kommen wir nicht weiter“, knurrte Fain.
„Wir haben die Lutyen-Zusammenkunft eliminiert“, bemerkte Skallon. „Und jetzt auch die Mahindras. Das ist doch schon was.“
„Aber nicht genug.“
Die letzten Reste des Drum und Dran zogen jetzt an ihnen vorbei: Messingglöckchen und hohlklingende Gongs, Glockenspiele aus Metall, Camjen-Brenner, geformt wie groteske Lampen, ein riesiger Löffel mit schlankem Griff zum Austeilen des geweihten Nektars aus gebräunten Süßigkeiten, zerkleinerten Tulsu-Blättern und milchigen Gamjan-Stengeln. Die dunklen Mahindras – Zimmerleute zum größten Teil, wie es ihre Kaste und ihre Funktion vorschrieb – schritten feierlich vorüber; sie schwankten hin und her im Rhythmus des Singsangs, der aus der Ganjanaten- Halle herausdröhnte.
„Gibt’s was?“ fragte Fain noch einmal.
„Nichts. Kein. Zeichen.“
„Verdammt!“ Fain schlug mit der Faust in den Staub.
Dabei hatte Danons Idee ihnen zuerst gut gefallen: einen einfachen Bettler- oder Beterstand aufzustellen (für gewöhnlich dienten diese Stände beiden Zwecken), nahe beim Eingang der großen Versammlungshallen, und von dort aus die Prozessionen zu beobachten, wenn sie sich zu den Zusammenkünften hineinbegaben. Aber sie hatten nichts gesehen. Scorpio hatte keine Spur von dem Änderung ausfindig machen können. Skallon bedauerte allmählich, daß er Danons Ratschlag angenommen hatte. Er und der Junge halten sich vom Hotel aus aufgemacht, um sich anzuhören, was auf den Marktplätzen getratscht wurde. Dort bekamen sie aber nichts Bemerkenswertes zu hören, und da war Danon auf diesen Einfall gekommen. Skallon war zum Hotel zurückgekehrt, um Fain dabei zu helfen, Scorpio in einem unauffälligen Wagen durch die verkehrsreichen Straßen zu bringen. Danon hatte einen Stand besorgt und ihn an einer verabredeten Stelle aufgebaut, wo sie ihn dann fanden, während er die Gegend nach auffälligen Personen absuchte.
„Wo steckt der Bengel?“ fragte Fain, als das letzte Mitglied der Prozession vorüberschlurfte. Eine drängelnde Horde von Müßiggängern und Leuten, die eine Anstellung suchten, schob sich hinterdrein, bis die ungeheuren Metalltüren der Halle direkt vor ihren Nasen ins Schloß fielen. Die Menge heulte flehentlich auf.
„Die Zeiten sind verdammt hart“, meinte Skallon. „Es ist verboten, die Delegierten der Frühlingssonnenwende in dieser Weise
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