Die Maske des Alien
Minuten, während die Zeit Abwehrkräfte gegen die Norms schichtet. Es ist Zeit, in diesen Unmengen von geschwollenen Gesichtern,. Zeit, das Aroma des dünnen alveanischen Lebens zu riechen, daran zu lecken, in seiner mahlenden Logik zu rotieren. Zeit aber auch immer – denn das Hotel steht drohend –, sich auf die Männer dort zu konzentrieren, ihre dickflüssige Vernunft, ihre Hirne, gefüllt bis zum Rand mit der Lüge. Er ist schon einmal im Hotel gewesen. Durch Mauerrisse und halbgeöffnete Fenster ist er hineingesickert, um sich an den abblätternden Wänden zu reiben und zu fühlen, was hier geschehen muß. Das Geflecht von Alveanern und Erdenleuten ist komplex, und es lohnt sich, es zu verkosten. Soll der Änderung einen von ihnen nehmen? Soll er eindringen, schwerelos zu ihrem kleinen Tanz sich gesellen? Ja. Die Idee steigt auf, und sofort ist sie wahr: ja. Sie sind Säcke voll von verwesendem Fleisch, mit glänzenden Zähnen, die Haut fleckig von zahllosen Poren, umhüllt von einer glänzenden Fettschicht und zwischen den Zähnen Essensreste. Und überall Kratzer und Wunden und Schwielen. Sie tropfen, sie stinken. Er liebt sie, will sie sein, er muß die Welt haben, die sie kennen und teilen können. Aber welchen soll er nehmen? Seine Wahl muß den Tanz erweitern, muß ihn voll und reich und lang machen. Welchen soll er nehmen? Er streift durch die nahegelegenen Straßen, saugt das Leben in sich hinein und denkt. Ja. Aber welchen?
5
Sie wanderten durch die verstreut stehenden Stände und die bunten, verwitterten Festdekorationen. Die Straßen waren im üblichen, zweckmäßigen Gittermuster angelegt und erfüllten Kalic mit einer Monotonie, gegen die die Einwohner im beständigen Kampf zu liegen schienen. Auf jeder der rechtwinkligen Kreuzungen bildete ein kleiner Fleck von blühenden Büschen den Mittelpunkt in einem Gewirr von flatternden Papierbändern, filmartig und dicht beschrieben. Jedes dieser Bänder war an einem Gebäude verankert, häufig in den gähnenden Mäulern von Tierstatuen, Wasserspeiern mit seltsamen Flügeln, Klauen, menschlichen Brüsten, sogar mit altertümlichen Augengläsern und Krücken. Skallon konnte sich auf diese wunderlichen Tiere keinen Vers machen, und als er Danon fragte, zuckte dieser die Achseln. „Die Alten haben sie hinterlassen“, sagt er einfach, als ob damit alles erklärt wäre.
„Die frühen Laser-Künstler?“
„Nein.“ Unter seiner Kapuze hob Danon den Blick zu den hoch aufragenden Türmchen eines besonders ausgeschmückten Gebäudes, dicht bestückt mit den grinsenden Tieren. Einige davon sahen fast wie Menschen aus. „Dafür ist die Ausführung zu gleichmäßig.
Nur ein Meister kann mit einem Laser eine gezackte Kurve schneiden. Nein, das ist Handarbeit.“
„Aber Laserbürsten sind doch sicher nichts Besonderes auf Alvea?“
„Oh. Hm, ich nitverstan diesen Ausdruck.“
„Eine kleine rotierende Scheibe. Auf der einen Seite sind winzige Kohlendioxyd-Laser befestigt. Man benutzt sie wie eine Bürste, direkt über der Fläche, die man bearbeitet. Die vielen Einzelstrahlen verschmelzen. Je mehr man drückt, desto mehr Stein wird entfernt.“
„Ich verstehe. Ja, ich glaube, die Zimmerleute …“
„Die Jalantakii?“
„Ja, ja. Ich habe gehört, daß sie von solchen Dingen sprachen.“
„Sie machen diese Arbeit immer noch?“
„Sie … sie müssen. Vielleicht versteht Ihr nicht …“
„Oh doch, ich verstehe“, beeilte sich Skallon zu versichern. Unter der Kapuze war Danons Gesichtsausdruck schwer auszumachen. „Ich verstehe, was es mit den Rollen auf Alvea auf sich hat.“
„Es scheint, daß Erdler niemals …“
„Nun, es sind Ignoranten.
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