Die Maske des Alien
teilzunehmen. Andererseits liebten Änderlinge dreiste Aktionen. Es machte ihnen Spaß, zu foppen und zu höhnen und verrückte Risiken einzugehen. Änderlinge dachten niemals nach. Sie planten nicht, und das war es, was sie so gefährlich machte.
Am Rande der purpurnen Sitzreihen – Fain nahm betrübt zur Kenntnis, daß sämtliche Stühle besetzt waren – kam Skallon gleitend zum Stehen, faltete die Hände zierlich unter dem Kinn und murmelte: „Wir sind hier, um unserem Wunsch Ausdruck zu verleihen, an der Beratung unserer Brüder teilzuhaben.“
Fain, der auf die Erforderlichkeit solcher Rituale ausgiebig vorbereitet worden war, tat desgleichen. Eine ganze Weile jedoch ließ keiner der Doubluths, die in der Nähe saßen, auch nur im geringsten erkennen, daß er sie wahrgenommen hätte. Die meisten schienen eifrig damit beschäftigt zu sein, mit ihrem Nachbarn zu schwatzen. Sie redeten zu schnell, als daß Fain ihnen hätte folgen können.
Dann erhob sich mitten in der Gruppe ein Mann. Er lächelte, winkte und kam auf sie zu. Fain, die Hände immer noch fest gefaltet, sah mit einigem Interesse zu, wie der Mann näher kam. Soweit er sich erinnern konnte, war dies der erste wirklich alte Mann, den er auf diesem Planeten zu Gesicht bekam. Er sah ebenso fett und grotesk aus wie die anderen, aber selbst die weichen Fleischwülste auf seinen Wangen und an seinem Kinn konnten die tiefen Linien und Falten, die sein Gesicht durchzogen, nicht mehr verbergen. „Der Senior“, wisperte Skallon. „Du weißt, was du zu tun hast.“
Fain brauchte nicht zu nicken. Mit so etwas hatte er nicht gerechnet. Soweit es ihn anging, war dies nur ein weiterer Grund dafür, daß er heute besser nicht hierhergekommen wäre. Lediglich Skallons Ignoranz in praktischer Hinsicht und die Möglichkeit, daß er einen ernsthaften Fehltritt beginge, hatten ihn schließlich davon überzeugt, daß es notwendig sei dabeizusein.
Der alte Alveaner, der Senior, verneigte sich tief vor Skallon. „Ich heiße meine jüngeren Brüder mit großer Freude zu unserem Kongreß willkommen.“
„Die Freude ist auf unserer Seite“, erwiderte Skallon. Er verbeugte sich leicht und küßte den alten Alveaner auf die Stirn.
Fain nahm sich behutsam zusammen und schob sich auf den alten Mann zu. Ohne ein Wort senkte er den Kopf und vollzog den notwendigen Kuß. Wegen seiner immer noch unzureichenden Aussprache halte Skallon ihn davor gewarnt, mehr zu reden als nötig war.
Er spürte einen Geschmack auf den Lippen, der ihn sonderbarerweise an alten Tee erinnerte.
Skallon sagte: „Ich bin Thomas, und mein Begleiter heißt Joseph. Wir sind Männer aus dem Süden, die hierher gereist sind, um die größten Meister unserer Kunst zu begrüßen.“ Skallon hatte erklärt, daß eine solche Wallfahrt, so unüblich sie auch sein mochte, kaum Überraschung hervorrufen würde. Die Umgebung von Kalic wurde von den Finanz- und Handelskasten beherrscht. Doubluths aus den eher landwirtschaftlich geprägten Kontinenten des Südens würden sich für die hier abgehaltenen Versammlungen weit mehr interessieren. Skallon hatte ihn gewarnt, daß der Senior sie womöglich eingehend nach gemeinsamen Freunden und Bekannten ausfragen könnte. Auf diese Weise würde er am schnellsten ihre eigenen Auffassungen und Anliegen in Erfahrung bringen können. Deshalb halte Fain ein paar Phrasen über die alveanische Ökonomie auswendig gelernt. Darüber hinaus würde Skallon bei diesem Täuschungsmanöver die Führung übernehmen müssen.
Aber der Senior murmelte nur: „Ich bin Jal“, wandte sich ab und eilte zu seinem Platz zurück.
Jetzt sah Fain, daß dort Unruhe ausgebrochen
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