Die Maske des Alien
geschlafen hatte, als Skallon seinen Arm berührte. Augenblicklich war Fain hellwach.
„Sieh mal“, flüsterte Skallon, „ich glaube, mit dem Mann dort stimmt etwas nicht.“
Fains Blick folgte Skallons ausgestrecktem Zeigefinger. Ein purpurn gewandeter Doubluth hatte endlich das Podium erklommen. Fain glaubte, den Mann als Jal wiederzuerkennen, den Senior, der sie begrüßt hatte. Aber Jal sprach nicht. Statt dessen hielt er die Hände hoch über den Kopf, und seine Gewänder wallten mit den Bewegungen seines Körpers. Er schien zu tanzen.
„Es ist die Seuche“, flüsterte Skallon.
Fain brauchte keine Bestätigung für diese Diagnose. Er spürte, daß jedes Auge in der Halle jetzt den zuckenden, sich windenden Tänzer beobachtete. Noch hatte niemand etwas gesagt, gerufen oder geschrien, aber eine Atmosphäre von unterdrücktem Grauen, von kurz vor dem Ausbruch stehender Panik; erfüllte den Raum.
Dann schrie jemand. Fain wandte sich nach rechts und sah den jungen Doubluth, der vorhin den Aufruhr verursacht hatte. Er stand auf einem Stuhl. „Seht nur“, rief der Mann. „Seht, was sie uns jetzt angetan haben.“
Niemand mußte fragen, wen er mit sie meinte.
„Es ist unser Senior“, fuhr der Mann fort. In der Stille der Halle, durchbrochen nur von den stampfenden Füßen des tanzenden Seniors, dröhnte seine Stimme wie Kanonendonner. „Es ist mein Senior und Meister. Sie haben ihn ermordet. Wart ihr nicht gewarnt? Wir halten unsere Versammlung ab und sprechen von wunderbaren Plänen, landwirtschaftlichen Quoten und Handelsrecht. Wir reden, während rings um uns her Menschen sterben, ermordet durch die selbstsüchtige Gier des Erdenkonsortiums und seines sogenannten Kooperativen Imperiums. Es ist eine Obszönität in den Augen des Gottes mit den Millionen Namen.“
Skallon ergriff seinen Arm. „Fain, tu etwas!“
Wie alle anderen beobachtete Fain den Tanzenden. Die Bewegungen des Seniors waren jetzt langsamer geworden. Seine Arme hingen nutzlos herunter. Sein Kopf zuckte krampfhaft hin und her. „Was schlägst du denn vor?“
„Bring ihn zum Schweigen. Sorg dafür, daß er still ist. Siehst du nicht, daß er versucht, die Erde verantwortlich zu machen für … für das, was hier geschieht?“ Er wies mit dem Kopf auf das Podium.
„Vielleicht hat er nicht ganz unrecht.“
„Fain, es kann sein, daß er der Änderung ist!“
„Und es kann sein, daß er es nicht ist. Halt den Mund und überlaß das mir.“ Aber Fain machte keine Anstalten, etwas zu unternehmen. Im Augenblick begnügte er sich damit, zu beobachten und zuzuhören. Allerdings ließ er seine Hand sinken und legte sie auf die beruhigende Wölbung seines Hitzestrahlers.
Der Redner sagte soeben: „Schaut euch diesen Mann an. Schaut nur, wie er tanzt. Seht, wie sein Kopf zuckt und wie er seine Hände gen Himmel streckt. Er ist eine Marionette. Er ist ein Geschöpf in den Händen anderer. Er ist eine Marionette der Erde. Sie lassen ihn tanzen, und so wahr ich hier stehe – sie werden ihn sterben lassen.“
Kaum hatte der Mann das gesagt, wie auf ein Stichwort hin, warf der Tanzende auf der Plattform seinen Kopf in den Nacken, stieß einen furchtbaren Schrei voller Schmerz und Verzweiflung aus und sank zu einem reglosen Bündel zusammen.
„Tot“, sagte Fain, ohne etwas zu empfinden.
Die Panik, die Redner und Tänzer bisher in Schach gehalten hatte, brach jetzt aus. Männer schrien, andere brüllten, Stühle wurden umgestoßen. Alles schien gleichzeitig auf die Ausgänge zuzustürmen.
Fain hielt Skallon dicht bei sich. Er mußte schreien, um in dem Höllenlärm verstanden zu werden. „Rühr dich nicht. Bleib wo du bist.“ Selbst Fain fühlte, wie es ihn unwiderstehlich nach draußen an die frische Luft
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