Die Maske des Alien
zog. Aber er hatte nicht die Absicht, sich zu Tode trampeln zu lassen. Nicht hier auf Alvea.
Er führte Skallon in die entgegengesetzte Richtung, weg von der Meute. Er stieß einen Stuhl beiseite.
„Wo willst du hin?“ fragte Skallon.
Fain wies auf das Podium vor ihnen. „Ich will mir diesen Mann genau ansehen.“
„Aber der ist tot, Fain.“
„Das weiß ich.“
„Aber … aber … wir …“ Skallon drehte den Kopf hin und her. Den anstürmenden Menschenmassen war es gelungen, ein Loch in die Wand zu brechen. Inzwischen waren fast alle ins Freie gelangt. Alle bis auf die zerquetschten Leiber, die verstreut umherlagen, zu Boden geworfen von der alles zermalmenden Menge.
„Skallon, wir sind vor jeder denkbaren Seuchenform sicher. Es gibt keinen Grund zur Besorgnis. Du solltest das besser wissen als jeder andere.“
„Ja, ja, natürlich. Du hast recht. Aber …“
Fain brachte sich dazu, besänftigend den Arm des anderen zu tätscheln. „Du brauchst mir nichts zu erklären. Panik ist eine ansteckende Krankheit. Ich habe es vorhin selbst gespürt.“
„Es ist nur schwierig, einen klaren Kopf zu behalten. Bei diesem … diesem Chaos.“
„Ja“, sagte Fain trocken. „Genau.“
Er bestieg die Plattform. Sie war leer; es war der letzte Ort der Welt, an dem sich irgend jemand freiwillig aufhalten wollte. Das plötzliche Übermaß an freiem Raum war für Fain eine willkommene Erleichterung. Er spürte, daß er jetzt klarer denken konnte.
Er packte den Leichnam des Seniors und wälzte den Mann auf seinen massigen Bauch. Er faßte in das dicke Fleisch an der Rückseite des einen Armes und drückte es kräftig zusammen. „Da“, sagte er und winkte Skallon, sich die Stelle anzusehen. „Ich dachte mir schon, daß es zu schön war, um wahr zu sein.“
Skallon sah hin, aber er schüttelte den Kopf. „Ich sehe nichts.“
„Das Fleisch. Es hat sich verfärbt. Dort, wo ich ihn gekniffen habe.“ Er ließ den Toten los und erhob sich. „Dieser Mann ist mit einem Injektor erwischt worden – und zwar vor kurzem erst.“
„Vertil?“
Fain hatte die Plattform schon verlassen. Er ging schnell, aber er rannte nicht. Von draußen hörte er immer noch das laute Rumoren der Menge, aber das Innere der Halle lag jetzt verlassen da. „Vertil braucht man nicht zu injizieren. Nein, ich schätze, es war die Seuche, die ihn getötet hat.“
„Aber die kann doch der Änderung sich nicht verschafft haben – zumindest keine der lokalen Seuchenformen.“
„Dann hat es vielleicht seine eigene mitgebracht.“
„Aber dann … wir … wir …“
„Genau“, sagte Fain. „Dann sind wir vielleicht nicht immun.“
Wie Fain begann jetzt auch Skallon schneller zu laufen, aber dann schien ihm plötzlich ein Gedanke zu kommen, und er verlangsamte seinen Schritt. Er wußte ebensogut wie Fain, daß Eile ihnen jetzt nichts mehr nützen könnte. „Dann muß der Änderung doch dieser Alveaner gewesen sein. Erinnere dich: Wir haben sie dicht beieinander stehen sehen. Dabei hätte er den Injektor benutzen können.“
„Das hätte er, aber fast jeder andere ebenfalls.“ Fain schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin noch nicht soweit, daß ich eine bestimmte Vermutung äußern könnte – noch nicht.“
Ins Freie zu gelangen war einfach genug. Sie stiegen durch das Loch in der Wand, und über ihnen funkelten die Sterne. Die Menge hatte sich zum größten Teil zerstreut. Ein paar verstreute Gruppen von Leuten waren zurückgeblieben. Fain atmete die saubere Nachtluft in tiefen Zügen, und sogleich fühlte er sich besser. Er war zu erschöpft, um herumzustehen und ein paar Idioten dabei zuzuhören, wie sie Schmähreden gegen die Erde führten.
„Was ist dort drinnen geschehen, hohe Herren?“ Es war der Junge, Kishs Sohn – nein, verbesserte sich Fain: Joanes
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