Die Maske des Alien
der Kunst der weiblichen Prostitution aufklären, aber nicht jetzt. Es war offensichtlich, daß Skallon mit der Frau schlief. Das war riskant genug. Fain würde das Problem nicht noch verschlimmern, indem er ihn in die Defensive zwang.
„Ist es dort drüben?“ fragte Fain und wies auf das zackengekrönte Dach eines Holzgebäudes, das sich vor ihnen zwischen den wackligen Verkaufsbuden erhob. Danon war mitten in einer Menschenansammlung stehengeblieben und winkte ihnen, sich zu beeilen.
„Ja“, meinte Skallon, „das muß die Große Halle sein.“ Unvermittelt beschleunigte er seinen Schritt, er rannte fast, drängte sich an Danon vorbei und stürmte weiter. Fain hatte alle Mühe, watschelnd mit ihm Schritt zu halten. „Aus solcher Nähe habe ich sie noch nie gesehen. Es ist wundervoll – dies ist der größte Tag meines Lebens.“
„Schrei doch nicht so, verdammt!“
„Du kannst das nicht verstehen“, sagte Skallon; es verletzte ihn offensichtlich, daß Fain seine Begeisterung nicht teilte.
Aber Fain beeilte sich jetzt ebenfalls. Eines zumindest würde die gepriesene Zentralversammlung in der Großen Halle ihm verschaffen: Erholung von diesen überfüllten, stinkenden Straßen.
Einmal in jedem alveanischen Jahr, so wußte Fain, versammelten sich die Führer der verschiedenen Kasten in allen größeren Städten des Planeten, um in einer Reihe von öffentlichen Zusammenkünften die allgemeinen Leitlinien zu beschließen, denen der gesamte Planet im kommenden Jahre folgen würde. In Fains Augen war dies eine völlig verrückte Idee: Entscheidungen mußten vom Fleck weg getroffen werden – niemals konnte man so weit im voraus planen. Aber Skallon hatte behauptet, daß diese Versammlungen angesichts der schwachen Regierungsstruktur der Alveaner eine notwendige und sehr vernünftige demokratische Institution seien. Fain zuckte die Achseln. Er wußte auch, was für wunderbare Möglichkeiten ein solches System einem Änderung bot.
Danon hatte sie am Eingang verlassen. Auf sich selbst gestellt, gelang es Fain und Skallon, sich ins Innere der Großen Halle zu drängen. Obgleich sie so groß war, platzte die Halle doch schon jetzt aus allen Nähten. Fain fand jede nur vorstellbare Nuance des Regenbogens in den aufgeblähten Gewändern der Leute. Wie an jedem öffentlichen Ort auf diesem Planeten herrschte auch in der Halle ein schaler, siechender Geruch. Ein Durcheinander von schrillen, schreienden Stimmen bohrte sich in seine Ohren.
Fain entdeckte zu seiner Linken einen freien Stuhl und wollte darauf zugehen, aber Skallon ergriff seinen Arm.
„Nein, nicht da.“
„Wieso nicht?“ Fain mußte brüllen, um sich verständlich zu machen. „Meine Füße bringen mich um.“ Die zusätzliche Wattierung, die er am Leibe trug, war mehr als ein Ausgleich für die geringere alveanische Gravitation. Seine Beine schmerzten ihn.
„Weil wir bei unserer eigenen Kaste sitzen müssen. Bei den Doubluths.“ Skallon zeigte auf einen entfernten, dunkelroten Farbklecks. „Da sind sie – dort drüben.“
Fain unterdrückte ein Stöhnen. Skallon, eifrig wie stets, begann sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Fain halte nichts gesagt, aber er fragte sich ernsthaft, ob ihre Anwesenheil hier besonders nützlich sein würde. Konnte man erwarten, daß der Änderung, der ja sehr genau wußte, daß er verfolgt wurde, an einem solchen ungeschützten und übersichtlichen Ort irgend etwas unternehmen würde? Die Logik sagte ihm, daß man damit nicht rechnen konnte. Änderlinge verstanden ihre Arbeit, und es gab hundert subtilere Arten, einen Planeten zu ruinieren, ohne an einer Versammlung wie dieser
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